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    Aus dem Gleichgewicht, Kommentar zur Chipindustrie von Stefan Kroneck Frankfurt (ots) - Jeder Studierende im Fach­bereich Wirtschaftswissenschaften lernt, dass Märkte sich in einem Gleichgewicht befinden, wenn Nachfrage und Angebot deckungsgleich sind. Daraus leitete sich dann ein "Gleichgewichtspreis" ab. Ausgehend von diesem Idealbild aus dem Elfenbeinturm befindet sich der globale Halbleitermarkt derzeit in einem Ungleichgewicht, überspitzt formuliert ist er aus den Fugen geraten. Lieferengpässe bei mikroelektronischen Bauelementen sorgen dafür, dass der Aufschwung in einer Reihe von Industriezweigen nach dem Corona-Schock 2020 an Dynamik verliert, schlimmstenfalls sogar spürbar abgebremst wird.

    Als Schlüssel des Problems macht der Vorstandschef von Infineon die Chip-Auftragsfertiger aus, auch Foundries genannt. Zur Vorlage des Quartalsberichts des größten deutschen Halbleiterherstellers räumte Reinhard Ploss ein, dass aufgrund überausgelasteter Kapazitäten in dieser Produktionskette die "Nachfrage das Angebot deutlich übersteigt". Der CEO befürchtet wie Wettbewerber, dass die Knappheit im kommenden Jahr anhält.

    Der Auslöser der kritischen Versorgungslage war zwar die Pandemie, die Ursache liegt aber tiefer. Corona deckt strukturelle Schwachstellen in den globalen Lieferketten auf. In der Praxis erweist sich das Just-in-time-System nur als kostengünstig, wenn es einwandfrei funktioniert. Wird jedoch die Lieferkette für einen längeren Zeitraum überstrapaziert, treibt das die Kosten in die Höhe. In Bezug auf die Lage der Foundries steigen die Preise für die Einkäufer, was deren Margen drückt, wie Infineon einräumt.

    Das radikale Abbremsen der Wirtschaft nach dem Ausbruch der Pandemie erweist sich für manche Firmen jetzt als überzogene Reaktion. In der Hektik versuchen nun Chip-Branchenprimus Intel und TSMC, der größte Foundry der Welt, das Ruder herumzureißen. Beide Konzerne wollen mit Investitionen in insgesamt dreistelliger Milliardenhöhe ihre Kapazitäten deutlich erweitern, während Infineon dank einer austarierten Kalkulation nur schrittweise in die Erweiterung ihrer Produktion investiert, um die hohe Nachfrage bedienen zu können.

    Die Erfahrung lehrt aber, dass umfangreiche Kapazitätserweiterungen im schnelllebigen Chipgeschäft den Anbietern schaden können, wenn dadurch der für die Branche typische Schweinezyklus verstärkt wird. Ein selbst ausgelöstes Überangebot sorgt dafür, dass die Preise fallen. Für die Hersteller wird es dann teuer, den Markt wieder ins Lot - oder ins Gleichgewicht - zu bringen.

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