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    Die Erwartungen gesprengt, Marktkommentar von Christopher Kalbhenn zu der Aktienhausse
    Frankfurt (ots) - Derzeit scheint die Rally der Aktienmärkte nichts erschüttern zu können. Nur wenige Tage nachdem US-Finanzministerin Janet Yellen die Anleger mit der Erklärung verschreckt hatte, die Zinsen müssten eventuell steigen, um eine Überhitzung der Wirtschaft zu verhindern, war der dadurch ausgelöste Einbruch schon wieder ausgebügelt. Zum Wochenschluss stieg der Dax bis auf ein Hoch von 15 406 Punkten, so dass ihm nur noch knapp 100 Zähler bis zu seinem Rekordhoch fehlten. Dazu trugen die Quartalsberichte von Siemens und Adidas bei. Beide Dax-Konzerne übertrafen mit ihren Zahlen die Erwartungen des Marktes und erhöhten ihre Prognosen für das Gesamtjahr.

    Das war eine weitere Episode einer überaus spektakulären Quartalsberichtssaison. Obwohl sie zuvor bereits hoch gewesen seien, fasste J.P. Morgan in der abgelaufenen Woche zusammen, nachdem in den USA (S&P 500) und Europa (Stoxx Europe 600) jeweils ungefähr die Hälfte der Unternehmen berichtet hatte, seien die Erwartungen in beiden Regionen in einem noch nie dagewesenen Ausmaß übertroffen worden. 86 % der S&P-500-Unternehmen, die bis dato Zahlen vorgelegt hatten, haben der Bank zufolge die Erwartungen geschlagen. Die Gewinne je Aktie dieser Firmen wiesen ein Wachstum im Vergleich zum Vorjahr von 57 % auf, 25 Prozentpunkte mehr als vom Konsens angenommen. In Europa schlugen 74 % der Berichte die Erwartungen. Das Gewinnwachstum übertraf den Konsens mit 41 % um 18 Prozentpunkte.

    In Kombination mit der zunehmenden Zuversicht, dass mit den Impffortschritten die Wiederöffnung des öffentlichen Lebens nicht mehr lange auf sich warten lässt, und den massiven fiskalischen Impulsen sorgt die positiv überraschende Berichtssaison dafür, dass die Gewinnprognosen für das Gesamtjahr immer weiter anziehen. Laut der Commerzbank lag der Konsens für den aggregierten Gewinn je Aktie der Dax-Gesellschaften für 2021 noch bei 873 Indexzählern. Mittlerweile sind es 989 Punkte. Vor sechs Monaten noch bei 31,6 %, hat sich das vom Konsens unterstellte Wachstum der Dax-Gewinne dieses Jahres mittlerweile auf 38,5 % erhöht.

    Die beeindruckende Entwicklung zeigt, dass die Rekordjagd an den Aktienmärkten mitnichten ausschließlich auf die ultralockere Geldpolitik beziehungsweise die extrem niedrigen Zinsen und die Liquiditätsflut zurückzuführen ist. Sie ist zu einem erheblichen Teil durch die kräftige Erholung der Konjunktur und der Unternehmensgewinne fundamental untermauert.

    Auch wenn für den Dax damit durchaus noch Spielraum nach oben bestehen könnte, sollten jedoch die Risiken nicht übersehen werden, die sich mit der Hausse allmählich aufbauen. Seit dem Tief vom Corona-Crash vom März 2020 hat der Index um 82 % zugelegt, seit dem Jahresbeginn um nahezu 12 %. Damit hat der Markt die Überwindung der Pandemie und die nach dem Einbruch rasant wieder hochschnellende ökonomische Aktivität zu einem großen Teil bereits vorweggenommen. Ablesbar ist das an den Bewertungen. Auch auf Basis der Erwartung, dass der Dax-Gewinn je Aktie in diesem Jahr mit knapp 1 000 Zählern einen Rekord aufstellen wird, befindet sich sein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) mit 15,6 auf einem anspruchsvollen und im historischen Vergleich hohen Niveau. Beunruhigen muss das derzeit noch nicht, da die Bewertung relativ zu den Anleiheverzinsungen niedrig ist und das derzeit sehr positive wirtschaftliche Umfeld ebenfalls höhere KGVs rechtfertigt.

    Allerdings werden die derzeit gegebenen günstigen Voraussetzungen für die Aktienmärkte nicht ewig Bestand haben. So wird der Basiseffekt, der sich aus dem wirtschaftlichen Einbruch des Vorjahres ergibt und der maßgeblich zu den aktuell spektakulären Gewinnsteigerungen beiträgt, in den kommenden Quartalen Zug um Zug schwinden. Zudem bedeutet der Höhenflug der Rohstoffe - die Kupfer- und Eisenerzpreise erreichten am Freitag Rekordhöchststände - ebenso wie die bei immer mehr Gütern wie Chips und Kunststoffen zu beobachtenden Knappheiten ein zunehmendes Inflationsrisiko und steigende Kosten für die Unternehmen.

    Auch die fiskalischen Impulse und die geldpolitische Unterstützung werden sich als Treiber für die Aktienmärkte abschwächen. Die amerikanische Zentralbank wird über kurz oder lang zu einer restriktiveren Linie übergehen und in einem ersten Schritt ihre Anleihekäufe reduzieren. Auch das werden die Marktteilnehmer antizipieren. Die Marktreaktion auf jene Äußerungen von Janet Yellen hat darauf einen Vorgeschmack gegeben.

    Pressekontakt:

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    Telefon: 069-2732-0
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