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     1761  0 Kommentare Ist der Kapitalismus verantwortlich für Hunger und Armut? - Seite 2

    Ich habe das hier so ausführlich beschrieben, um zu zeigen, was konkret damit gemeint ist, wenn es heißt, dass damals 85 Prozent der Weltbevölkerung in extremer Armut lebten. Denn in anderen Erdteilen war es noch viel schlimmer als in Westeuropa. Der britische Ökonom Angus Maddison hat sich auf die Berechnung von historischen Wirtschaftsdaten spezialisiert. In komplizierten Verfahren hat er das Bruttosozialprodukt pro Kopf der Bevölkerung geschätzt. Im Jahre 1820 betrug dies in Westeuropa, von dem bisher die Rede war, 1.202 Internationale Dollar (eine Maßeinheit, die auf dem Jahr 1990 beruht). Ähnlich hoch war es in anderen westlichen Ländern, also Nordamerika, Australien und Neuseeland. Im Rest der Welt betrug das Bruttosozialprodukt pro Kopf jedoch zum gleichen Zeitpunkt nur 580 Internationale Dollar, also etwa die Hälfte.

    Was der Kapitalismus bewirkt hat, sieht man im längeren historischen Vergleich. Im Jahr 1 unserer Zeitrechnung betrug das Bruttosozialprodukt pro Einwohner in Westeuropa 576 Internationale Dollar, in der ganzen Welt waren es 467. Das heißt: In Europa hatte es sich in der vorkapitalistischen Zeit, vom Jahr 1 bis zum Jahr 1820, gerade mal verdoppelt. Und in der kurzen Zeit von 1820 bis 2003 stieg es dann in Westeuropa von 1.202 auf 19.912 Internationale Dollar und in den anderen kapitalistischen Ländern des Westens sogar auf 23.710 internationale Dollar.

    Doch nicht überall verlief diese Entwicklung so. In Asien etwa stieg das Bruttosozialprodukt pro Einwohner in den 153 Jahren von 1820 bis 1973 nur von 691 auf 1.718 Dollar. Und dann, in nur 30 Jahren, stieg es von 1.718 auf 4.344 Internationale Dollar im Jahr 2003.

    Was war geschehen? Diese Entwicklung in Asien ist vor allem darauf zurückzuführen, dass nach dem Tode Mao Zedongs im Jahr 1976 Stück für Stück der Kapitalismus in China eingeführt wurde. Noch im Jahr 1981 betrug die Zahl der Chinesen, die in extremer Armut lebten, 88 Prozent, heute sind es weniger als ein Prozent. Niemals in der Weltgeschichte stiegen in so kurzer Zeit so viele Hunderte Millionen Menschen aus bitterer Armut in die Mittelschicht auf.

    Der Kapitalismus hat mehr zur Überwindung von Hunger und Armut beigetragen als jedes andere System in der Weltgeschichte. Die größten von Menschen gemachten Hungerskatastrophen ereigneten sich in den vergangenen 100 Jahren im Sozialismus – allein in den 1930er-Jahren starben in der Sowjetunion nach verschiedenen Schätzungen fünf bis neun Millionen Menschen bei Hungersnöten, die durch die sozialistische Kollektivierung der Landwirtschaft ausgelöst wurden.

    Das Ende des Kommunismus in China und der Sowjetunion war ein Faktor, der dazu beitrug, dass der Hunger von 1990 bis 2017 um 42 Prozent zurückging.

    In Nordkorea freilich, einem der wenigen verbliebenen sozialistischen Länder, starben noch in den Jahren 1994 bis 1998 mehrere Hunderttausend Menschen bei Hungersnöten.

    Der „Index of Economic Freedom“, den die Heritage Foundation erstellt, zeigt, dass die am meisten kapitalistischen Länder im Durchschnitt ein Bruttosozialprodukt pro Kopf von 71.576 Dollar haben. Bei den überwiegend freien Ländern sind es noch 47.706 Dollar. Am anderen Ende sind die überwiegend unfreien und die unfreien Länder, wo das Bruttosozialprodukt pro Kopf nur 6.834 oder 7.163 Dollar beträgt.

    Rainer Zitelmann ist Verfasser des Buches „Kapitalismus ist nicht das Problem, sondern die Lösung“.


    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Verfasst von Rainer Zitelmann
    Ist der Kapitalismus verantwortlich für Hunger und Armut? - Seite 2 Bevor der Kapitalismus entstand lebten die meisten Menschen auf der Welt in extremer Armut – 1820 betrug die Quote noch 90 Prozent. Heute ist sie auf zehn Prozent gesunken.

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