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    Buchtipp  1472  0 Kommentare „Nur ein schlechtes Gewissen ist ein gutes Gewissen“ - Seite 2

    Das verkrampfte Verhältnis zum eigenen Land, so Mohr, zeigte sich auch in der Corona-Krise. Wer den Amtseid im Bundestag „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden werde“ auch auf die Beschaffung möglichst vieler Impfdosen bezog, wurde rasch als „Impf-Nationalist“ denunziert (S. 11). „Was aber inspiriert diese verquere Denkweise, einen erfolgreichen Impfstoff, der federführend in Deutschland entwickelt und produziert wurde, jenseits der europäischen Ebene nicht auch in nationaler Eigenregie ordern zu wollen, wofür man sogar Lieferengpässe und ein Kuddelmuddel in der EU in Kauf nimmt, was zugleich Menschenleben kostet?“ (S. 41) Mohr hätte hinzufügen können, dass, auf diese Frage angesprochen, Bundestagspräsident Schäuble ganz offen in einem Interview mit Maischberger sagte: „Den Preis muss man zahlen, wenn man Europa stärker will.“

    Eine Parole wie „Deutsche, wir können stolz sein auf unser Land“ (SPD-Wahlkampfplakat für Willy Brandt 1972) wäre heute undenkbar und würde als Zeichen schlimmer rechtsradikaler Gesinnung bezeichnet (S. 19).

    Flugscham, Wohnscham und noch mehr Grund zum schämen

    Das Motto lautet: „Nur ein schlechtes Gewissen ist ein gutes Gewissen“ (S. 12). Zu dem schlechten Gewissen ein Deutscher zu sein, gesellt sich das schlechte Gewissen, das sich in Begriffen wie „Flugscham“ oder „Wohnscham“ widerspiegelt. Christine Hannemann, in Stuttgart Professorin für Wohnsoziologie, fordert, in Zukunft dürfe niemand mehr als 25 Quadratmeter Wohnraum für sich beanspruchen. In ihrer utopischen Zukunftsvorstellung soll mithilfe ehrlich empfundener „Wohnscham“ unser Leben klimaverträglich gestaltet werden. „Wir sind der Ballast dieser Erde. Wir müssen anders wohnen. Oder wir gehen unter“, sagt sie dem „Spiegel“ (S. 144).

    Dass hier wieder Scham und Schuld des Menschen, letztlich die Ursünde, die zentralen Motive der Weltrettungsidee sind, die sich als Wissenschaft ausgibt, passe in die gesellschaftliche Gesamtsituation, so Mohr: „Ein neuer Kollektivismus voller Gebote und Verbote kündigt sich an – mit einem beinah mittelalterlichen Menschenbild… Der Klimagott sieht alles und verzeiht nichts. Deshalb müssen wir wie die Schafe unter dem zürnenden Firmament zusammenrücken und uns in Wohnsilos pferchen lassen, in denen eine eigene Badewanne schon purer Luxus wäre.“ (S. 144).


    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Verfasst von Rainer Zitelmann
    Buchtipp „Nur ein schlechtes Gewissen ist ein gutes Gewissen“ - Seite 2 Reinhard Mohr, Deutschland zwischen Größenwahn und Selbstverleugnung. Warum es keine Mitte mehr gibt, Europa Verlag, München 2021, 158 Seiten.

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