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    Im Interview  2206  0 Kommentare Katek: „Die Auftragsbücher sind in allen Bereichen übervoll“

    Rund vier Wochen nach dem Börsengang zieht Rainer Koppitz, CEO von Katek, eine erste positive Bilanz. Sein Ziel ist klar: Er will mit Katek in den SDAX aufsteigen.

    Mit den Zahlen zum ersten Quartal hat Katek einen ersten Schritt in diese Richtung gemacht. Umsatz und Ergebnis legen deutlich zu. Im Interview mit unserer Redaktion erklärt CEO Koppitz, wie die Gesellschaft weiter wachsen soll. Dabei geht es um Zukäufe und um die Erweiterung der Kapazitäten. 2021 bietet für Katek vielfältige Chancen, das zeigt die stürmische Entwicklung bei der Nachfrageentwicklung. Es gibt aber auch eine Herausforderung, die Katek meistern muss.

    Sie sind jetzt seit rund einem Monat an der Börse. Wie sieht ihr erstes Fazit aus?

    Koppitz: Wir sind sehr zufrieden mit unserem Börsenstart. Mit dem Gang an die Börse haben wir ein neues Kapitel für KATEK begonnen und freuen uns schon sehr auf weitere Entwicklungen. Wir haben ein überaus hohes Interesse seitens der Investoren an unserem Unternehmen gesehen. Das macht uns natürlich stolz, weil es das Vertrauen in uns zeigt. Und das werden wir jetzt bestätigen.

    Was hätten Sie im Rückblick rund um das IPO anders machen sollen?

    Koppitz: Bei einem Mammut-Projekt wie einem Börsengang zeigt sich die Stärke eines Teams von Unternehmen. Und dank unseres starken Teams und dessen Engagement, konnten wir den IPO erfolgreich in einem so herausfordernden Umfeld gestalten. Darauf sind wir sehr stolz. Der Zeitpunkt war für uns wichtig und richtig, da sich uns jetzt Wachstumschancen bieten, die wir für uns nutzen und ergreifen wollen.

    Haben sich durch den Börsengang neue Kontakte ergeben?

    Koppitz: Absolut! In dreifacher Hinsicht: Einige sehr interessante Initiativbewerbungen von Kandidaten, die an den KATEK-Weg glauben und dabei sein wollen, zweitens potenzielle Kunden, die sich melden und uns bisher noch gar nicht auf dem Radarschirm hatten und drittens M&A-Targets, da unsere erfolgreiche Buy-and-build-Story nun eine große Öffentlichkeit bekommen hat.

    Sie haben mit dem IPO rund 80 Millionen Euro eingesammelt. Das Geld wollen sie unter anderem in bereits profitable Zukäufe investieren. Welche Umsatzgrößen sind dabei für sie interessant?

    Koppitz: Unsere Strategie ist es, über die KATEK Gruppe den aktuell stark fragmentierten Elektronikmarkt zu konsolidieren. Wir bieten unseren Kunden einen End-to-End-Service, in dem wir sie vom ersten Konzept über den Prototyp und die Produktion bis hin zur Lieferung des kompletten Produktes betreuen. Bei Zukäufen legen wir Wert darauf, dass die Unternehmen bereits profitabel wirtschaften, da spielt die Umsatzgröße eher eine kleinere Rolle. Auch wichtig zu wissen: Wir sind in Deutschland der einzige größere Elektronikdienstleister, der sich aktiv an der Konsolidierung beteiligt. In Europa insgesamt sieht es dann wieder anders aus. Die anderen starken Elektronikdienstleister in Deutschland haben das Thema anorganisches Wachstum in ihrer DNA nicht groß verankert. Das ist eigentlich schade für den Markt, denn die Kunden hätten gerne weniger Anbieter, die dafür stabiler und größer sind. Um unsere Industrie weiter zu stärken und dem gehobenen Mittelstand in Deutschland und Europa Elektronik-Partner zu bieten, die im internationalen Wettbewerb bestehen können, bräuchte es noch viel, viel mehr Konsolidierung.

    Ist der Markt derzeit günstig für Zukäufe oder liegen die Preise zu hoch?

    Koppitz: Der Elektronikmarkt ist auf Anbieterseite stark fragmentiert. Viele Firmen sind klein, inhabergeführt oder stehen vor Nachfolgeproblemen. Es besteht großes Konsolidierungspotenzial. Strategische Zukäufe haben wesentlich dazu beigetragen, dass wir uns unter den Top 10 in der europäischen Elektronikindustrie positionieren konnten. Wir sind sicherlich der falsche Käufer bei Firmen, bei denen es lediglich um einen möglichst hohen Kaufpreis geht – Verkäufer und Management-Team müssen Lust haben, mit uns den Markt umzugestalten, also gemeinsam eine Aufstellung zu schaffen, die die europäische Elektronik-Industrie in den nächsten Jahrzehnten maßgeblich prägen wird. Unser Claim heißt ganz bewusst „Lead the Category“, wir meinen das wortwörtlich.

    Sie sehen KATEK als europäisches Powerhouse. Ist die EU dabei ihre Grenze?

    Koppitz: Expansion generell ist für uns ein sehr wichtiges Thema, aber erstmal mit Fokus auf Europa. Unsere Vision ist der Aufbau von KATEK als europäisches Powerhouse. Wir sehen eine steigende „Elektronifizierung“ der Welt und möchten hier für die deutsche und europäische Industrie DER zuverlässige und innovative Partner sein. Aber auch gerade, um DAS europäische Powerhouse zu werden, kann es erforderlich sein, auch einen Footprint über Europa hinaus aufzubauen. Zum Beispiel, weil europäische Kunden dem Local-for-local-Prinzip folgend gerne einen Partner haben, der ihre lokalen Fabriken in Asien oder Amerika lokal beliefern kann. Oder um direkt an den asiatischen Beschaffungsmärkten präsent zu sein. Darum haben wir zum Beispiel Anfang des Jahres ein Purchasing Office in Singapur gegründet und werden im Laufe des Jahres ein Prototyping-Center in Malaysia eröffnen, um den Entwicklungsabteilungen unserer europäischen Kunden dort unser State-of-the-Art Rapid Prototyping bieten zu können.

    Bei unserem letzten Interview sprachen sie davon, ihre Kapazitäten in Bulgarien zu verdoppeln. Wie viel investieren sie dort? Und wie hoch werden die Gesamtinvestitionen im laufenden Jahr sein?

    Koppitz: Wir sind dort im einstelligen Millionenbereich bezüglich Invest unterwegs. Es geht darum, einerseits die Fertigung deutlich auszubauen, da wir dort exzellente Leute zu sehr wettbewerbsfähigen Kosten finden und viele Kunden mit Fertigungen in Osteuropa haben - also wieder Local-for-local bedienen können. Und wir denken auch bereits an weitere Services aus Bulgarien wie zum Beispiel Engineering. Zudem brauchen wir die Kapazitäten zur Bedienung der weiter rasant steigenden Bedarfe in unserer eigenen Solar & Energie-Sparte, die weltweit erfolgreich unter dem Markennamen „Steca“ agiert.

    Können sie inzwischen hinsichtlich der Prognose 2021 konkreter werden?

    Koppitz: Unsere aktuelle Geschäftserwartung liegt unverändert bei einem Umsatzvolumen deutlich über einer halben Milliarde Umsatz, so in der Größenordnung zwischen 530 Millionen Euro und 555 Millionen Euro. Und dass trotz der Lieferketten-Engpässe aktuell. Und ohne weitere Zukäufe. Wir sehen sehr positiv auf 2021.

    Welche Perspektiven sehen sie am Markt für das laufende Jahr? Ist 2021 ein Übergangsjahr aufgrund der Pandemie?

    Koppitz: Das würde ich so nicht sagen, eher das Gegenteil ist der Fall. Wir haben allein im Pandemiejahr 40 neue Kunden gewinnen können. Und das bisherige Jahr 2021 hat stürmische Nachfrageentwicklungen in nahezu allen Branchen für Elektronik mit sich gebracht. Und einige Branchen haben dann noch eine zusätzliche Sonderkonjunktur: Nehmen wir mal den Bereich Elektromobilität als Beispiel. Wir haben bereits sehr früh in das Thema Elektromobilität investiert und unsere Expertise in diesem Bereich ausgebaut und vertieft. Nun sehen wir vermehrte Anfragen von unseren Kunden in diesem Bereich und können passgenaue und innovative Lösungen anbieten, speziell im Bereich Ladeinfrastruktur, die letztlich darüber entscheiden wird, ob und wie schnell die Elektromobilität auf breite Akzeptanz stößt. Das wird in den kommenden Jahren eines unserer Hauptwachstumsfelder und dieser Bereich ist im ersten Quartal im Jahresvergleich bereits um mehr als 60 Prozent gewachsen. Wir glauben an Elektronik als Treiber der Smart New World – im Auto, in der Medizin und vielen weiteren Bereichen. Elektronik ist der Herzschrittmacher der Innovation. All diese Elektronik entwickeln und fertigen wir! The best is yet to come, wie Frank Sinatra so treffend gesungen hat – das gilt für unsere ganze Branche und sicher für KATEK in besonderem Maße.

    Das erste Quartal ist sehr gut verlaufen. Wie ist der Trend im zweiten Quartal?

    Koppitz: Die Auftragsbücher sind in allen Bereichen übervoll. Das ist sehr gut. Wir sehen aber auch, dass die Lieferengpässe an uns nicht spurlos vorüber gehen. Zwar schaffen wir es immer wieder, die kritischen Engpassmaterialen irgendwie zu besorgen, was aber teils mit temporären Mehrkosten verbunden ist. Wirklich schwierig wird es aber, wenn die Bänder unserer Kunden stillstehen, weil andere Lieferanten nicht liefern können – dann schieben sich teils auch unsere Umsätze in die Folgemonate. Wie gesagt, wir klagen aber auf hohem Niveau, da wir ja nach gut 400 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2020 dennoch für dieses Jahr mit 530 Millionen Euro bis 555 Millionen Euro und damit erneut mit deutlich zweistelligem Wachstum rechnen. Wir erweisen uns, wie auch 2020 in der Corona-Krise, als recht krisenresilient.

    Wo wollen sie im weiteren Jahresverlauf mit neuen Produkten Akzente setzen?

    Koppitz: Wir sehen generell den steigenden Trend zur „Elektronifizierung“ der Welt. Daran sind wir bereits maßgeblich beteiligt und werden das auch in der Zukunft machen. Daneben sehen wir große Chancen in den klassischen Wachstumsmärkten der Elektronik wie Solar/Renewables, eMobility/Charging, Rapid Prototyping, Healthcare und IoT. In all diesen Bereichen haben wir viele spannende Projekte und Produkte in der Pipeline. Und: Durch unsere gerade getätigte Mehrheitsbeteiligung an Aisler, einem sehr schnell wachsenden Start-up im Bereich „Fabless Electronics Prototyping“, denken wir bereits daran, wie unsere Industrie übermorgen aussehen kann, wenn bestimmte Segmente im Zusammenspiel von Elektronik-Dienstleister, Kunde und Lieferant hochgradig automatisiert und unterstützt von AI ablaufen werden. Das wollen und werden wir nun massiv mit dem hochmotivierten Team von Aisler vorantreiben, das ist eine Vitaminspritze für unser Geschäft und die Industrie.

    Wie sieht die aktuelle Deal-Pipeline im Auftragsbereich aus?

    Koppitz: So voll wie noch nie und das in allen Branchen und Standorten – die Challenge ist die Bewältigung im Rahmen der Materialengpässe, die sich wohl noch bis Ende des Jahres hinziehen werden. Unser Book-to-bill-Ratio im ersten Quartal lag bei enormen 1,8 – der Bedarf ist also da.

    Entspannt sich der Chip- und Halbleitermarkt langsam oder gibt es dort für sie weiterhin Probleme?

    Koppitz: Wie jedes Unternehmen sind auch wir von der Knappheit im Chip-und Halbleitermarkt betroffen. Die Krise hat uns in Deutschland aber auch in Europa klar gezeigt, dass wir in diesem Bereich noch viel Verbesserungspotenzial haben. Situationen wie diese aktuell fordern neue Denkansätze und auch Mut von der Industrie. Aber: Es geht längst nicht mehr nur um Halbleiter, der stürmische Aufschwung weltweit führt zum Beispiel ebenso zu Engpässen bei Metallen und Kunststoffgranulat. Und letztens stand bei uns eine Linie, weil ein spezieller Industriekleber nicht mehr lieferbar war. Ich habe hohen Respekt vor unserer Einkaufs-Taskforce, die das unermüdlich sieben Tage die Woche managed – und dies sehr kreativ und erfolgreich im Industrievergleich.

    Als Zulieferer sind sie bereits bei einem großen Premium-Sportwagenhersteller dabei. Gibt es auch Gespräche mit weiteren Herstellern in diesem Segment?

    Koppitz: Die gesamte Automobilindustrie steht vor einem nie dagewesenen Wandel und wir unterstützen diese hier bereits seit einigen Jahren. Wir haben eine starke Kundenbasis im Bereich Automotive und sind bereits seit vielen Jahren erfolgreich für namhafte Hersteller tätig. Ich glaube, es gibt keinen europäischen und amerikanischen Fahrzeughersteller, der nicht direkt oder indirekt bereits KATEK-Produkte einsetzt. Und gerade in den Themen rund um eMobility tut sich gerade gewaltig etwas und man wird noch viel von uns hören.

    Wann könnte die Aufnahme in den SDAX erfolgen?

    Koppitz: Die Indexaufnahme ist klar unser Ziel. Wir haben die Anforderungen und Basiskriterien im Blick. Wir arbeiten aber jetzt erst einmal daran, unseren Investoren zu beweisen, dass sie uns zurecht ihr Vertrauen geschenkt haben und wir Zug-um-Zug unsere Strategie umsetzen, DAS europäische Powerhouse für Elektronik zu werden.

    Dieses Interview ist eine Kooperation von wallstreet-online mit der Redaktion von www.4investors.de.




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