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Lithium aus oberrheinischem Thermalwasser: Geldgrab oder Tenbagger-Chance für Anleger? – Analystenstimmen
Durch den E-Auto-Boom explodiert die Lithium-Nachfrage. Zukünftig könnte der kostbare Rohstoff sogar hierzulande aus Thermalwasser gewonnen werden. Wer hebt den riesigen Schatz und beschert Anlegern einen Renditesegen?
Die globale Lithium-Nachfrage steigt schon seit Jahren. Kein Wunder: Das silberweiße Alkalimetall ist einer der wichtigsten Rohstoffe für reichweitenstarke Elektroauto-Akkus. Bis 2030 könnte die weltweite Lithium-Nachfrage von derzeit 429.000 Tonnen auf 1,79 Millionen Tonnen steigen, schätzen Experten von Statista.
Bisher wird Lithium hauptsächlich in Australien, China und Chile gefördert. Doch der konventionelle Lithium-Abbau wird mit Umweltschäden, hohen CO2-Emissionen und Wasserverbrauch in Verbindung gebracht und gilt deshalb unter manchen Investoren als nicht ESG-konform.
Geothermales Lithium aus dem Oberrheingraben
Mehrere börsennotierte Unternehmen arbeiten bereits an Lösungen für die Umweltproblematik des Lithium-Abbaus. Ein Ansatz ist es, CO2-neutrales Lithium in Deutschland aus Thermalwasser des Oberrheingrabens zu gewinnen. Das etablierte deutsche Energieunternehmen EnBW (WKN: 522000) und das Karlsruher Start-up Vulcan Energy Resources (WKN: A2PV3A) arbeiten an entsprechenden Verfahren.
Für die Lithiumgewinnung aus Thermalwasser wird in einem Geothermiekraftwerk kochend heiße Sole aus Erdwärmelagerstätten an die Oberfläche gepumpt. Dann wird der Sole die Wärme entzogen, um damit grünen Strom und Fernwärme zu produzieren. In einem weiteren Schritt wird mittels eines Ionenaustauschers Lithiumcarbonat aus dem salzreichen Thermalwasser gewonnen. Die nun lithiumfreie und erkaltete Sole wird zurück in die Erde gepumpt. Zum Schluss muss das Lithiumkonzentrat noch raffiniert werden. Am Ende des Verfahrens liegt ein hochreines Lithiumsalz vor.
Die EnBW, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), die Universität Göttingen und die Unternehmen BESTEC sowie HYDROSION erproben bereits mit einer Pilotanlage in Bruchsal die Gewinnung von Lithium aus Thermalwasser. Ein YouTube-Video erklärt das Verfahren im Detail:
Vulcan Energy Resources plant ebenfalls CO2-neutrales Lithium aus Thermalwasser der oberrheinischen Tiefebene zu gewinnen. “Das Lithium-Vorkommen, über das wir hier reden, ist gigantisch und von seiner Beschaffenheit ideal für unser Ziel, hochqualitatives Lithium im industriellen Maßstab in Deutschland zu gewinnen“, schwärmte Horst Kreuter, Geschäftsführer und Gründer von Vulcan Energy Resources, kürzlich gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.).
Tatsächlich liegt in den Tiefen des Oberrheingrabens das größte Lithium-Vorkommen Europas. Dort schlummert laut Forschern theoretisch genügend Lithium für 400 Millionen Elektroautos, berichtet das Handelsblatt.
Kreuters Unternehmen hat sich vorgenommen diesen gigantischen Schatz zu heben und das erste CO2-freie Lithiumprodukt auf den Markt zu bringen. Schon in drei Jahren könnten in zwei Anlagen 15.000
Tonnen Lithium-Hydroxid jährlich gewonnen werden, heißt es von Unternehmensseite. Doch die Hürden sind hoch.
Tatsächlich könnte der Bedarf an CO2-armen Lithiumprodukten in Zukunft massiv steigen, denn ab 2022 sollen im Rahmen der EU-Batterieverordnung spezielle Anforderungen der EU an eine
klimafreundliche Batterieproduktion gelten.
Wie Analysten die Vulcan Energy Resources-Aktie bewerten
Und wie schätzen unabhängige Experten die Erfolgsaussichten des Vorhabens von Vulcan Energy Resources ein? Rohstoff- und Minenexperte Tobias Tretter begrüßt das Lithium-Projekt des Karlsruher Start-ups, gibt jedoch zu bedenken, dass „die Hürden für Vulcan Energy auf dem Weg zu einem Lithiumproduzenten extrem hoch” seien. So müsste Vulcan zunächst entsprechende Verträge mit bestehenden Geothermiekraftwerken abschließen oder entsprechende Kraftwerke selbst bauen.
Noch schwieriger sei, dass „die von Vulcan beabsichtigte Extraktionsmethode für Lithium aktuell noch in den Kinderschuhen steckt”. Weltweit gäbe es noch keine derartige kommerzielle Produktion. “Als größte Herausforderung sehen wir jedoch die Notwendigkeit einer zentralen Raffinerie für Lithiumhydroxid, welche neben einer Anfangsinvestition von rund 600 bis 800 Millionen US-Dollar riesige Mengen Strom verbraucht, der in Deutschland sehr teuer ist”, so Tretter im Gespräch im wallstreet:online.
Peter Thilo Hasler, Gründer und Analyst von Sphene Capital, bewertet die Vulcan Energy Ressources-Aktie kritisch: „Nach all den Jahren bin ich immer wieder erstaunt über manche Auswüchse an der Börse. Vulcan Energy Ressources ist ein Unternehmen, das vermutlich mehr Direktoren beschäftigt als Mitarbeiter, das im vergangenen Jahr knapp 10 Prozent seiner betrieblichen Aufwendungen für Investor Relations-Aktivitäten aufgewandt hat und das noch nicht einen Euro an Erlösen erwirtschaftet hat [...] Ich gehe davon aus, dass diese Aktie in den kommenden Jahren zu einem kleinen Bruchteil des aktuellen Aktienkurses zu haben sein wird“, so Haslers Einschätzung.
Viele Anleger sehen das offenbar jedoch ganz anders. Die Vulcan Energy Resources-Aktie gewann innerhalb eines Jahres mehr als 2.150 Prozent hinzu:
Autor: Ferdinand Hammer, wallstreet:online Zentrakredaktion