Nach dem Impf-Flop
Insider-Verdacht: Curevac-Absturz ruft BaFin auf den Plan – gerät auch Bayer ins Visier?
Sowohl bei Curevac als auch beim Partner Bayer hält man sich bedeckt und beteuert starke interne Vorkehrungen zu illegalen Insidergeschäften. Analysten hoffen nun auf Erfolge für die restliche Produkt-Pipeline.
Ein BaFin-Sprecher erklärte gegenüber wallstreet:online, man könne Einzelfälle leider nicht kommentieren. Die Behörde prüfe aber turnusmäßig das Marktgeschehen auf verdächtige Vorgänge. „Wir schauen, ob Verdachtsmomente vorliegen“. Dazu gehörten unter anderem Short-Positionen und der Verkauf großer Aktienpakete im Vorfeld eines starken Kursrückgangs – so wie zuletzt bei Curevac. Die Behörde gehe aber auch Hinweisen aus Unternehmen oder den Medien nach.
In dieser Woche hatte die Rheinische Post unter Berufung auf Branchenkreise berichtet, dass die BaFin einem Verdacht auf Insiderhandel bei Curevac-Aktien nachgehe. Der Tübinger Impfstoff-Hersteller hatte in der vergangenen Woche mit schwachen Zwischenergebnissen aus seiner Impfstoffstudie enttäuscht. Das Vakzin "CVnCoV" bringt es demnach nur auf eine Wirksamkeit von 47 Prozent gegen eine Ansteckung mit Covid-19. Besonders die Vielzahl an Virus-Mutationen macht Curevac das Leben schwer. Der Aktienkurs war nach der Ad-Hoc-Meldung in der vergangenen Woche zeitweise um mehr als 50 Prozent eingebrochen.
Laut dem Jahresbericht der BaFin gab es im Jahr 2020 über 1.000 Verdachtsmeldungen auf Insiderhandel. Nur in 13 Fällen konnte die Behörde hinreichende Anhaltspunkte für verbotene Insidergeschäfte finden. Selbst wenn eine formelle Untersuchung eingeleitet wird, äußert sich die Finanzaufsicht in der Regel nicht zu einem Fall. Häufig würden die Vorwürfe erst im Falle einer Anzeige öffentlich, so der Sprecher weiter.
Gegenüber wallstreet:online erklärte eine Sprecherin von Curevac: „Wir wurden von der BaFin in Bezug auf etwaige Vorgänge nicht kontaktiert.“ Beim Thema Insiderhandel versuche das Unternehmen darüber hinaus so gut wie möglich vorzubeugen. „Wir haben Prozesse, Schulungen und Policies implementiert, um Insiderhandel, soweit dies von Unternehmensseite aus möglich ist, zu verhindern.“
Möglicherweise könnte auch Bayer als Kooperationspartner von Curevac ins Visier der Finanzaufsicht geraten. Bayer unterstützt Curevac bei Entwicklung und Logistik und hatte ursprünglich geplant, den Impfstoff ab Ende des Jahres in einem Werk in Wuppertal zu produzieren. Trotz des vorläufigen Rückschlags bei der Wirksamkeit will der Konzern an der Kooperation festhalten.
Auch Bayer verweist auf Anfrage von wallstreet:online auf die BaFin. Unternehmenssprecher Tino Andresen erklärte: „Bei Bayer besteht ein internes Regelwerk zur Verhinderung von Insiderhandel, das noch über die ohnehin bestehenden gesetzlichen Beschränkungen hinausgeht. Mitarbeiter/innen, die potenziell Zugang zu Insiderinformationen erhalten können, werden entsprechend geschult und regelmäßig auf ihre Pflichten in diesem Zusammenhang hingewiesen.“
Nach den enttäuschenden Impfstoff-Zwischenergebnissen hatten auch Analysten ihre Einschätzungen zu Curevac korrigiert. Geoff Meacham von Bank of America (BofA) entfernte das Covid-Impfstoff Programm vorerst aus seiner Bewertung der Aktie. Curevac könne sogar von einem stärkeren Fokus auf die restliche Produkt-Pipeline profitieren. Das Kursziel sieht die BofA aktuell bei 50 US-Dollar.
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Autor: Julian Schick, wallstreet:online Zentralredaktion