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    Parfüm und Duftstoffe  15566  3 Kommentare Riecht nach Rendite: Warum dieser Luxus auch Anleger glücklich machen kann

    Vom Waschmittel bis zum hochpreisigen Nischenduft: Hinter dem Wunsch gut und gepflegt zu riechen, steckt ein Markt mit sagenhaften Margen. Das macht die Branche auch als Anlagethema interessant.

    „Angels‘ Share“, auf deutsch so viel wie: „der Anteil für die Engel“, bezeichnet in der Whiskey- und Cognacherstellung die Menge an Alkohol, die im Laufe der Lagerung aus dem Fass verdunstet. Dass der aus der bekannten Cognac-Dynastie stammende Killian Hennessy diesen poetischen Namen für den jüngsten Duft seiner Parfümmarke gewählt hat, kommt also nicht von ungefähr. Überraschend an dem Release ist vielmehr, dass es inmitten des Lockdown-Jahres 2020 gelang, einen Best-Seller zu kreieren, der dank geschicktem Influencer-Marketing mittlerweile in zahlreichen privaten Parfümsammlungen zu finden ist.

    Der kunstvoll gefertigte Flakon ist einem geschliffenen Whiskeyglas nachempfunden, die Flüssigkeit des Parfüms hat eine goldene Cognacfarbe und auch der Duft selbst erinnert mit feinen Cognac-Noten und Aromen von Eichenfässern an das traditionelle Business der Hennessys. 50 Milliliter (ml) von dem begehrten Duftwasser kosten übrigens im regulären Handel 180 Euro, abgefüllt in einer stilvollen Karaffe muss man 650 Euro hinlegen.

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    Hohe Margen und viele Marken unter einem Dach

    Was sich der Endverbraucher zu besonderen Anlässen gönnt, spült den Herstellern regelmäßig Traum-Margen in die Kassen. Denn Insider schätzen die reinen Herstellungskosten für ein Parfüm – je nach verwendeten Rohstoffen – auf unter zehn Euro. Selbst wenn sehr rare und am Weltmarkt zu absoluten Höchstpreisen gehandelte Zutaten wie etwa echtes Adlerholz, natürlicher Amber oder zum Beispiel das hochwertige Mysore-Sandelholz zum Einsatz kommen und Kosten für Kreation, Flakon, Vertrieb und Marketing berücksichtigt werden, kann immer noch von außerordentlichen Gewinnspannen ausgegangen werden, wie sie letztendlich nur noch im Luxus-Segment möglich sind.

    Diese Margen und die generelle Lust am Luxus einer wachsenden Verbraucherschicht vergolden den dahinterstehenden Konzernen relativ zuverlässig das Geschäft. Die eingangs genannte Marke Kilian etwa gehört zum Beautyriesen Estée Lauder. Die Company ist in der Duft- und Kosmetikwelt sehr breit aufgestellt und beweist sich seit 1995 im S&P 500. Zum Portfolio gehören aktuell auch so illustre Nischen-Parfümhäuser wie Jo Malone, Le Labo oder die bei Duft-Connaisseuren geschätzte Editions Frédéric Malle, auf deren Flakons eher branchenunüblich die Namen der Parfümeure groß abgedruckt sind.

    Sammlern ist der Verkauf solcher Nischenmarken an große Konzerne zwar ein Graus – viele befürchten, dass ein Teil der Kreativität zugunsten besser verkäuflicher Mainstream-Orientierung geopfert werden –, in der Parfümwelt gehören solche Unternehmens-Konzentrationen allerdings mit zum Business. Wer sich die Estée-Lauder-Aktie im vergangenen Sommer gekauft hat, konnte seither jedenfalls von einem stetigen Aufwärtstrend profitieren, erst vor wenigen Tagen wurde erneut ein Allzeithoch geknackt.

    Parfüm: Ein Milliardenmarkt

    Dass Estée-Lauder trotz Lockdowns eine gute Investition war, mag wiederum verwundern. Denn gerade der Parfümkauf lebt ja gewissermaßen vom Einkaufserlebnis selbst und dem Probieren vor Ort. Doch auch in diesem Segment konnte der Online-Handel viel auffangen. Die in Bielefeld ansässige beauty alliance, ein Unternehmensverbund von rund 230 inhabergeführten Parfümerien in Deutschland, zeigt sich mit Blick auf das Jahr 2020 nach einem Bericht in den „Parfümnachrichten“ zumindest „vorsichtig optimistisch“.

    Das Branchenmagazin zitiert das Netzwerk zwar mit der Angabe, dass Einkaufsumsätze um zwölf Prozent zurückgegangen seien und insbesondere der stationäre Handel aufgrund der Lockdowns ein Minus von 15 Prozent zu verzeichnen habe, der Online-Handel der angeschlossenen Unternehmen hingegen aber ein Plus von 25 Prozent aufweise. Das Datenportal Statista veröffentlichte im März dieses Jahres Zahlen, wonach das weltweite Marktvolumen für Parfüm im Jahr 2020 auf rund 42 Milliarden US-Dollar geschätzt wird. In Deutschland werden den Angaben zufolge jährlich rund 1,5 Milliarden Euro mit Düften umgesetzt, etwa zwei Drittel davon entfallen auf Damenparfüms. Die Tendenz: steigend. Bis zum Jahr 2025 wird laut Statista ein weltweites Marktvolumen von rund 52 Milliarden US-Dollar im Markt mit Parfüm prognostiziert.

    Bei LVMH läuft es besser als vor der Pandemie

    Anleger bewegen sich somit in einem vergleichsweise stabilen Wachstumsmarkt und profitieren zudem von Konzernen, die eine Mehr-Markenstrategie verfolgen und somit über ein diversifiziertes Portfolio verfügen. Ein Beispiel für diesen Ansatz ist LVMH Moet Hennessy Louis Vuitton, der weltweit führende Luxusmarkenkonzern, der unter seinem Dach rund 70 Marken und alle edlen Spielereien von Champagner über Schmuck bis hin zu Handtaschen versammelt, die das Herz vermögender Kunden höher schlagen lassen.

    In der Parfümsparte finden sich zahlreiche sogenannter Designer-Marken wie Dior, Givenchy oder Kenzo, aber auch Nischenmarken wie Acqua di Parma und Maison Francis Kurkdjian, denen mit ihrem Baccarat Rouge 540 ein absoluter Hype in der Duft-Community gelang: Der intensive, süßliche Duft gilt als eines der meistverkauften Nischenparfüms der vergangenen Jahre – trotz regulärem Verkaufspreis in Höhe von 230 Euro für 70 ml. Mit Guerlain hat sich LVHM zudem eines der beliebtesten Traditionshäuser unter das Markendach geholt, das bei Fans vor allem auch für seine zeitlosen Klassiker wie Shalimar, L’Heure Bleue oder Habit Rouge geschätzt wird.

    Auch Investoren bringt der Luxuskonzern Spaß: „Nach einem Einbruch durch die Krise hatte LVMH bereits im zweiten Halbjahr 2020 langsam wieder Tritt gefasst, allerdings hatte das Unternehmen da noch unter Umsatzrückgängen gelitten“, blickt etwa das Branchenmedium Fashionnetwork zurück. Weiter heißt es: Der Jahresstart markiere deshalb eine Wende im doppelten Sinne: Das Unternehmen verzeichnet nicht nur erstmals wieder Zuwächse, sondern es laufe sogar besser als vor dem Ausbruch der Pandemie. Im Vergleich zum ersten Quartal 2019, als das Coronavirus noch nicht in der Welt war, belief sich der Umsatzzuwachs auf acht Prozent.

    Damit sei LVMH der erste Luxusanbieter, der sich von der Pandemie erholt habe, schrieb Bloomberg-Analystin Deborah Aitken.“ Eine wichtige Stütze war dem Bericht zufolge das Geschäft mit Mode und Lederwaren, aber auch im Bereich Parfüm und Kosmetik konnte LVMH demnach zweistellige Zuwächse verbuchen. 35 Prozent der „Division’s Sales“ entfallen nach Angaben auf der LVMH-Webseite auf die Sparte Parfüm. Zugegeben: Auch die LVMH-Aktie hat ein hohes Kursniveau erreicht, die Entwicklung scheint bislang aber auch nur eine Richtung zu kennen: nach oben. Treiber für den Boom dürften Marktbeobachtern zufolge das wachsende China-Geschäft und der anhaltende Online-Trend sein.

    Auch bei L’Oreal läuft es bestens

    Und auch die L’Oreal-Aktie befindet sich in einem langfristigen Aufwärtstrend und erreichte kürzlich ein neues Allzeithoch. Unter dem Unternehmensdach finden sich zahlreiche bekannte Designer-Parfümlinien wie Valentino, Yves Saint Laurent, Armani und Mugler oder auch das Nischenhaus Atelier Colognes. Zusammen mit Kosmetik- und Pflegeprodukten gelang es dem führenden Beauty-Konzern in den vergangenen 15 Jahren fast permanent, seinen Umsatz zu steigern. Im vergangenen Jahr bezifferte sich dieser auf 28 Milliarden Euro.

    Diese Beispiele zeigen, dass Luxuskonzerne trotz unvorhergesehener Einflüsse – wie der Pandemie – an ihren Erfolgsgeschichten fortschreiben. Der Wunsch nach hochwertigen Produkten wächst mit steigendem Wohlstand in immer mehr Regionen der Welt und es rücken stetig neue Käuferschichten nach. Luxusaktien gelten insofern als vergleichsweise robust, auch wenn die Konjunktur bergab gehen sollte.

    Düfte und Aromen made by Givaudan

    Will man in der Welt der Düfte bleiben, kommen noch zwei weitere interessante Player ins Spiel: Während die glitzernden Luxusmarken in den Geschäften (oder Online-Shops) um Aufmerksamkeit buhlen, kümmern sich Großunternehmen wie Symrise und Givaudan eher etwas dezenter im Hintergrund um die Beschaffung bzw. die Produktion der benötigten Duftstoffe. Übrigens nicht nur für die sogenannte Fine Perfumery, also die schönen Flakons, mit denen man sich gerne beduftet, sondern auch im gigantischen Markt für Waschmittel, Duschgele oder Zahnpasten. Nichts geht mehr ohne „Scent“ und „Flavour“, denn die Wahrnehmung, ob ein Produkt sauber wäscht oder gut pflegt, hängt auch von dessen Geruch ab. Und nicht nur das: Auch Snacks und Fertigprodukte schmecken mit dem passenden Aroma einfach besser – selbst wenn es im Labor (zunehmend auf Basis natürlicher Rohstoffe) designt wurde. Dies gilt übrigens auch für Tierfutter, bei dem solche Duft- und Aromahersteller ebenfalls für den richtigen Geschmack sorgen.

    Die Givaudan SA sitzt in Vernier, Schweiz, und ist der weltweit größte Hersteller von Aromen und Duftstoffen. Trotz Corona konnte der Branchenprimus 2020 Umsatz und Gewinn steigern, der Aktienkurs ging mit und bescherte Anlegern ebenfalls kürzlich ein All-Time-High. Zwar mussten zu Beginn der Pandemie Einbußen in der Luxusparfümerie verzeichnet werden, im Frühjahr 2020 lief das Geschäft aber wieder an. Zugute kam dem Konzern neben der ohnehin sehr krisenresistenten Lebensmittelsparte auch der gesteigerte Umsatz etwa bei Hygieneprodukten. Zusammengenommen erzielte Givaudan im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 6,32 Milliarden Schweizer Franken.

    Symrise könnte jetzt einen Blick wert sein

    Und auch die in Holzminden ansässige Symrise AG konnte 2020 ihr profitables Wachstum fortsetzen. Der Konzernumsatz stieg um 3,3 Prozent auf 3.520 Millionen Euro, auch wenn laut einer Pressemitteilung nicht etwa die Pandemie, sondern vielmehr ein Cyber-Angriff das Ergebnis etwas beeinträchtigt hatte. Im Segment Feinparfümerie musste der Konzern ebenfalls pandemiebedingt etwas zurückstecken, insgesamt lief das Geschäft allerdings sehr solide.

    "Das Unternehmen bestätigt daher das Ziel, bis Ende 2025 ein jährliches durchschnittliches Wachstum von 5 bis 7 Prozent (CAGR) zu erreichen. Symrise hat das Geschäftsmodell entlang zentraler globaler Megatrends ausgerichtet, darunter eine steigende Weltbevölkerung, wirtschaftlicher Fortschritt in Schwellenländern sowie den Trend hin zu gesünderer Ernährung und natürlichen Inhaltsstoffen. Dank der weltweiten Aufstellung, des hoch diversifizierten Portfolios sowie der breiten Kundenbasis aus unterschiedlichsten Marktsegmenten sieht sich Symrise sehr gut positioniert, um die entstehende Nachfrage zu bedienen“, fasst eine Pressemitteilung die Strategie zusammen.

    Nachdem der Aktienkurs seit vergangenem Herbst schwächelte, zeigt sich seit diesem Frühjahr eine Stabilisierung. Medienberichten zufolge sieht die Analystin Celine Pannuti von der US-Bank JP Morgan in dieser Entwicklung eine Stärke und stuft das Papier von „Underweight“ auf „Neutral“ hoch, das Kursziel wurde erhöht. Immerhin habe der Titel noch Nachholpotenzial im Vergleich zum Schweizer Mitbewerber Givaudan. Inwiefern sich die weltweit steigenden Rohstoffpreise auf das Geschäft mit den schönen Düften und leckeren Aromen auswirken, muss abgewartet werden.

    Autorin: KS, Redaktion Fondsdiscount.de





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    Verfasst vonNicolas Ebert
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