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    Missglücktes Börsendebüt  9349  0 Kommentare Droht Robinhood das gleiche Schicksal wie Coinbase – minus 26 Prozent seit IPO?

    Für CMC-Marktanalyst Konstantin Oldenburger ist die Aktie von Robinhood ein „heißes Eisen mit Verbrennungsgefahr“. Das zeichnete sich zugleich beim gestrigen Börsenstart ab. Die Aktie schloss mit acht Prozent im Minus.

    Bei einem der größten Börsengänge des Jahres spielte die 2013 gegründete kalifornische Firma gut zwei Milliarden US-Dollar ein und startete gestern mit einer Bewertung von 32 Milliarden US-Dollar in den Handel. Im Vorfeld des Börsengangs an der New Yorker Technologiebörse reservierte Robinhood-Chef Vladimir Tenev seinen Usern rund ein Drittel der Wertpapiere zum Ausgabepreis von je 38 US-Dollar. Am Ende des Börsentages schloss der Newcomer gut acht Prozent unter dem Emissionspreis – bei 34,82 US-Dollar.

    Mittlerweile zählt der Broker circa 22,5 Millionen Nutzer. Das Durchschnittsalter derer soll unter 30 Jahre liegen. Robinhood hat jedoch ein umstrittenes Geschäftsmodell, das vor allem eine jüngere Generation von Anlegern am US-Finanzmarkt anspricht. Der Broker nimmt keine Gebühren von Nutzern, sondern verdient an der Vermittlung ihrer Transaktionen. Einen Großteil seiner Kunden konnte das US-Unternehmen somit in Zeiten der Corona-Lockdowns für sich gewinnen, als junge Leute mehr und mehr die Welt der Aktien, ETFs und Fonds für sich entdeckten und den Verlockungen des Gratis-Brokers nicht widerstehen konnten.

    „Robinhood generiert mehr als 80 Prozent seiner Umsätze aus dem sogenannten Payment-for-order-flow-Modell, kurz PFOF. Die Transaktionen der Kunden werden an Handelsunternehmen (Market Maker) lediglich weitergeleitet, die die Aufträge ausführen und von der Geld-Brief-Spanne profitieren. Robinhood bekommt dafür eine Provision im Promille-Bereich“, erklärt Konstantin Oldenburger, Analyst bei CMC Markets. Das ruft viele Kritiker auf den Plan: Sogar Star-Investor Warren Buffett kritisierte die App, sie fördere durch ihre spielerische Ausrichtung eine Casino-Mentalität. In den USA prüft die Börsenaufsicht SEC derzeit diese Praxis. Für Oldenburger ist es gleichzeitig der wohl größte Risikofaktor für den Broker und die Aktie, da es nicht ausgeschlossen sei, dass solche Geschäftsmodelle ganz verboten werden.

    Einen weiteren Bereich, den der CMC-Marktanalyst kritisch sieht und der ebenfalls von der SEC unter die Lupe genommen wird, ist der Handel mit Kryptowährungen auf der Plattform. „So machte allein der Handel mit Dogecoin, der von Tesla-Chef Elon Musk favorisierten Scherz-Kryptowährung, im ersten Quartal etwa sechs Prozent der Einnahmen des Unternehmens aus. Hier kann die Liebe der Anleger schnell vorbeigehen“, so Oldenburger weiter.

    Auch wenn Robinhood derzeit auf dem Prüfstand steht, hält es Tenev nicht davon ab, weiterhin große Pläne zu schmieden. Nun soll eine sogenannte "Single Money App" mit Rentensparplänen, Bezahldienstleistungen und einer eigenen Geldbörse für digitale Währungen her. Darüber hinaus möchte der Neo-Broker seinen Nutzern mit „Robinhood Gold“ ein professionelles Research-Angebot zur Verfügung stellen. Kreditvergabe und Zahlungsdienstleistungen seien ebenfalls ein Thema.

    Viele Investoren und Analysten stellen sich daher auf einen turbulenten Start der Aktie an der Nasdaq ein. „Robinhood ist wohl eines der heißesten Eisen an der Börse, an dem sich Anleger die Finger verbrennen könnten“, sagt Oldenburger. Er stellt dabei Vergleiche mit der Coinbase-Aktie an, die, nachdem sich der Hype um Bitcoin und Co. ein wenig legte, seit ihrem IPO Mitte April ein Viertel ihres Werts verlor. „Ob Robinhood mehr als das Spielgeld eines Anlegers wert ist, hängt in jedem Falle von zu vielen Unbekannten und der Risikoeinstellung eines jeden Einzelnen ab“, so Oldenburger.

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    Für überbewertet hält Börsenexperte Philipp Haas von investresearch TV die Aktie. Er würde den Titel vorerst auf die Watchlist packen. „Vielleicht kommt die Aktie deutlich runter, wenn viele Venture Capital Investoren aussteigen und sich Wachstum und Trading beruhigen.“

    Autor: Nicolas Ebert, wallstreet:online Zentralredaktion




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    Verfasst vonNicolas Ebert
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