Nachrichten und Ereignisse rund um China - und die Folgen - Seite 2
Eine Enteignung von Investoren durch die Hintertür
Wie auch immer – zunächst einmal ließ diese Anordnung die Kurse der betroffenen Unternehmen einbrechen: China Online Education, New Oriental Education oder TAL Education verloren im Tief zwischen 63,5 und 80,4 %. Kein Wunder, schließlich laufen die neuen Regeln auf eine Enteignung der Investoren hinaus: Wenn die Unternehmen keine Gewinne mehr erwirtschaften dürfen, entfällt für Anleger jegliche Motivation, in sie Geld zu investieren.
Später kamen auch weitere chinesische Unternehmen unter Druck. vor allem an ausländischen Börsenplätzen und insbesondere in den USA. Das hängt damit zusammen, dass die erwähnte Einschränkung für ausländische Anleger in Chinas Online-Bildungsunternehmen zu investieren, prinzipiell auch auf alle anderen chinesischen (Auslands-)Aktien anwendbar ist. Damit hat China einen Hebel, um ausländische Investoren jederzeit per Dekret aus ihren chinesischen Aktien zu vertreiben. Und diese Gefahr scheinen zumindest die Anleger in den USA inzwischen auch einzupreisen.
Als Reaktion darauf habe ich aus dem Musterdepot meines Geldanlage-Briefs den China-ETF verkauft. Und das hat die oben erwähnte Leserreaktion (und noch einige andere) hervorgerufen.
Der Unterschied zwischen Nachricht und Ereignis
Warum ist diese Nachricht anders als andere und warum habe ich verkauft?
Zunächst muss man fein unterscheiden zwischen „Nachrichten“ („Die Kurse fielen, weil die Anleger Inflation fürchten.“) und tatsächlichen Ereignissen, die Tatsachen sind und unter anderem das Zeug haben, die Richtung der Kurse nachhaltig und langfristig zu ändern. Wir hatten es mit Letzterem zu tun – einem Ereignis, das sowohl Nachrichten gemacht als auch die Kurse bewegt hat.
Wie Sie mit Nachrichten umgehen sollten
An diesem konkreten Fall lässt sich sehr schön zeigen, wie Sie als Langfristanleger mit Nachrichten und Kursreaktionen umgehen sollten. (Der Geldanlage-Brief ist ein langfristiger Börsenbrief.) Stellen wir uns dazu ein paar Fragen:
- Hätte man nicht sofort reagieren müssen? Nein, kurzfristige Marktverwerfungen sollten in einem langfristigen Depot nicht sofort zu Verkäufen führen. Ein eventuell notwendiger Wiedereinstieg wird ansonsten erheblich erschwert.
- Aber reagiert man dann nicht unter Umständen zu spät? Nein, weil die ersten starken Kursausschläge nach unerwarteten Ereignissen oft von Panik (oder automatischen Verkaufsorders) gesteuert sind. Darauf kann man weder zeitlich noch sachlich vernünftig reagieren. Zum einen kam man die Verluste selbst dann nicht verhindern kann, wenn man den ganzen Tag vor dem Ticker sitzt. Und zum anderen kann man die Ereignisse anhand der Meldungen anfangs oft noch nicht richtig einordnen, vor allem wenn es – wie in diesem Fall – um ein sehr spezielles Thema geht, zu dem man als Außenstehender in der Regel viel zu wenig Informationen hat.
- Was macht man aber dann? Zunächst einmal etwas abwarten und die Kurse beobachten. Wir von Stockstreet weisen immer wieder darauf hin, dass erst die Gegenreaktion nach einem Einbruch zeigt, wie der Markt über das Thema wirklich denkt. Dann ist es auch weniger kritisch, wenn man sich trotz Recherche keine klare persönliche Meinung zu diesem Thema bilden kann. Trotzdem sollte man die Zeit bis zur Gegenreaktion für eine intensive Recherche und Analyse nutzen. Die Chance, die Hintergründe zu verstehen, sollte man stets ergreifen – unabhängig von der Marktreaktion.
- Wann soll man konkret reagieren? Wenn man aufgrund der Marktreaktion bzw. der eigenen Recherche eine Meinung zu diesem Ereignis und seinen möglichen Auswirkungen hat. Wichtig ist dabei insbesondere zu überlegen, ob das Ereignis Beginn und Teil eines (negativen) Trends ist, der das Potenzial hat, die Kurse langfristig negativ zu beeinflussen.
Genau das habe ich getan – und mich nach meiner Analyse zum Verkauf entschlossen, den ich dann am Donnerstag getätigt habe. An diesem Tag hatte der Kurs unseres ETFs zudem das bisherige Hoch in einer ersten Gegenbewegung wieder erreicht. Perfekter Ausstieg, sozusagen.
Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte
Aktuelle Themen
Weitere Artikel des Autors
ANZEIGE
Broker-Tipp*
Über Smartbroker, ein Partnerunternehmen der wallstreet:online AG, können Anleger ab null Euro pro Order Wertpapiere erwerben: Aktien, Anleihen, 18.000 Fonds ohne Ausgabeaufschlag, ETFs, Zertifikate und Optionsscheine. Beim Smartbroker fallen keine Depotgebühren an. Der Anmeldeprozess für ein Smartbroker-Depot dauert nur fünf Minuten.
Lesen Sie das Buch von Sven Weisenhaus*:
* Wir möchten unsere Leser ehrlich informieren und aufklären sowie zu mehr finanzieller Freiheit beitragen: Wenn Sie über unseren Smartbroker handeln oder auf einen Werbe-Link klicken, wird uns das vergütet.
ANZEIGE