Zweitteuerste Aktie der Welt
Schoko-Aktie Lindt & Sprüngli: Renditebringer oder sündhaft teure Versuchung?
Mehr als 100.000 Franken für eine einzige Schoko-Aktie. So schätzen Analysten das Papier des Schweizer Premium-Schokoladenherstellers Lindt & Sprüngli ein. Und: Welche günstigeren Alternativen es zur Namensaktie gibt.

Die Namenaktien des Schweizer Schokoladenherstellers Lindt & Sprüngli hat im Juli erstmals die psychologisch wichtige Marke von 100.000 Franken je Aktie geknackt und seitdem gehalten. Gute Geschäftszahlen sowie ein Aktienrückkaufprogramm haben der zweitteuersten Aktie der Welt zu einem neuen Höhenflug verholfen. Innerhalb eines Jahres legte das Papier um mehr als 30 Prozent zu.









Und wie bewerten Analysten die Lindt-Aktie? Peter Thilo Hasler, Gründer und Analyst von Sphene Capital, findet das Schweizer Schokoladen-Papier überteuert. Im Gespräch mit wallstreet:online sagte er: „Die Aktie von Lindt & Sprüngli wird aktuell mit dem 46-fachen Gewinn des Jahres 2022 gehandelt. Für ein Wachstumsunternehmen mag das akzeptabel sein, aber für einen Schokoladenhersteller?“
Hasler ist deshalb überzeugt, dass sich „die aktuelle Kursentwicklung nicht fortsetzen lassen wird. In der jüngsten Kursentwicklung scheinen doch schon einige Versprechungen vorweggenommen worden zu sein, die das Unternehmen erst noch realisieren muss. Zumal auch die Dividende von 1.100 Franken einen Value-Investor nicht mehr vom Hocker reißt. Qualität also ja, aber eine Korrektur muss auf diesem Niveau nicht verwundern.“
Anders sieht dies Jean-Phillipe Bertschy, Analyst der Schweizer Bank Vontobel. Er hält die hohe Bewertung des Unternehmens angesichts der guten Geschäftszahlen für gerechtfertigt. Denn der Premium-Schokoladenhersteller konnte seinen Umsatz im ersten Halbjahr 2021 um rund 17 Prozent auf 1,8 Milliarden Franken erhöhen. Der Reingewinn, der im Vorjahreszeitraum wegen der Pandemie beeinträchtigt war, konnte sogar verfünffacht werden und lag bei 103 Millionen Franken.
Gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.) erklärt Bertschy: „Lindt profitiert von seiner Premium-Positionierung mit den starken Marken Lindor und Excellence, die regelmäßig innovative Produkte lancieren“. Der Aktienkurs der Lindt-Aktie werde aber auch durch das Aktienrückkaufprogramm des Schweizer Schokoladenherstellers gestützt, das bis Ende 2022 abgeschlossen sein soll, so Bertschy.
Lindt & Sprüngli lehnt unterdessen einen Aktiensplit, wie es beispielsweise Apple gemacht hat, ab. Ernst Tanner, ehemaliger Vorstandschef und Präsident des Verwaltungsrats von Lindt & Sprüngli, sieht den hohen Aktienkurs als Teil des Marketings: Zu einem Hersteller von Premiumschokolade passe eben auch eine Premium-Aktie, berichtet die F.A.Z..
Und: Für Anleger, die keine 100.000 Franken auf eine Einzelaktie setzen wollen, gibt es ja noch den Lindt-Partizipationsschein. Dieser ist mit 9.450 Euro deutlich günstiger als die Aktie, bietet aber keine Stimmrechte. Außerdem bekommen Halter des Lindt-Partizipationsscheins keinen sogenannten „Bhaltis“, einen blauen Schokoladenkoffer voller Lindt-Leckereien im Wert von 150 Franken, den echte Lindt-Aktionäre bei jeder Hauptversammlung geschenkt bekommen.









Autor: Ferdinand Hammer, wallstreet:online Zentralredaktion.
