Aktien mit Rückenwind
Für Zins-Sparer wird das Leben immer schwieriger !!
Mit den Geschäftszahlen zum ersten Halbjahr 2021 haben sich die deutschen Unternehmen eindrucksvoll aus dem pandemiebedingten Konjunktur-Tal zurückgemeldet: Volkswagen verkaufte in den ersten sechs Monaten 28 Prozent mehr Fahrzeuge als im Vorjahreszeitraum und verdiente nach Kosten satte 8,4 Milliarden Euro. Die Aktien der VW-Mutterholding Porsche quittierten das seit Jahresanfang mit einem Kursanstieg von über 60%. BASF steigerte seinen Umsatz im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr um stolze 56%. Den Betriebsgewinn konnte der Chemie-Riese gar mehr als verzehnfachen. Und selbst die seit Jahren dahinsiechende Deutsche Bank legte ihr bestes Halbjahr seit 2015 hin und wies einen Gewinn nach Steuern von 828 Millionen Euro aus. Immerhin. In den Schatten gestellt werden die glänzenden Zahlen der deutschen Wirtschaft allerdings noch von den US-Konzernen: Der Online-Händler Amazon machte in vier Monaten mehr Gewinn als die Allianz im ganzen Jahr. Google-Mutter Alphabet setzte mit dem Verkauf von Anzeigen 2020 knapp 147 Milliarden Dollar um – fast das Doppelte des Gesamtumsatzes aller deutschen Medien- und Unterhaltungsfirmen zusammengenommen. Zu guter Letzt Apple: Der iPhone-Konzern steigerte seinen Umsatz um beeindruckende 36% und verdiente allein im zweiten Quartal rund 22 Milliarden US-Dollar - nochmal fast doppelt so viel wie im Vorjahresquartal. Die Unternehmen - und mit ihnen ihre Aktionäre - leben aufgrund der starken weltweiten Konjunkturerholung also in der besten aller Welten. Doch wo Licht ist, fällt bekanntlich auch Schatten. Nur trifft der auf eine andere Gruppe: die Zins-Sparer. Die boomende Wirtschaft treibt nämlich die Inflation in die Höhe. In Deutschland legten die Verbraucherpreise im Juli zum Vorjahresmonat um 3,8 Prozent zu - die stärkste Geldentwertung seit rund 30 Jahren. In den USA lag die Inflation zuletzt gar bei 5,4%. Auch hierzulande erwartet die Investment-Bank Goldman Sachs im laufenden Jahr einen weiteren Preisanstieg auf deutlich über 4%. In Kombination mit der Nullzins-Politik bedeutet das für Sparer eine historische Vermögensvernichtung. So verliert das Ersparte im aktuellen Zins- und Inflationsumfeld in nicht einmal 3 Jahren 10% seines Wertes. Das Risiko möglicher Kursrückschläge am Aktienmarkt fällt da vergleichsweise harmlos aus: Zwar ist auch an der Börse ein Kursrückgang um 10% über zwei Jahre nie ausgeschlossen. Anders als bei Ersparnissen, die durch Inflation unwiederbringlich vernichtet werden, erholen sich aber die Aktienkurse langfristig wieder. Das zeigt nicht nur die Erfahrung nach der Finanzkrise 2009, der Euro-Krise 2011 und der Corona-Krise 2020, sondern auch der Blick zurück auf über 200 Jahre Börsengeschichte. Gerade auf lange Sicht ist Inflation zudem für Sparer ein unbesiegbarer Feind: Wenn sich Preise über die Jahrzehnte verdoppeln, halbiert sich damit die Kaufkraft der Sparer. Für Aktionäre und ihre Unternehmen bedeutet eine Verdoppelung der Preise hingegen tendenziell eine Verdoppelung von Umsatz, Gewinn und damit letztlich auch der Aktienkurse. Während Sparer also unter der Inflation leiden, profitieren Aktionäre sogar davon. Dass Firmenbesitzer anders als Sparer zudem noch am langfristigen Aufschwung der Weltwirtschaft verdienen, erklärt, warum Aktionäre beim Vermögensaufbau systematischen Rückenwind genießen, während Sparer mit systematischem Gegenwind zu kämpfen haben. Für Noch-nicht-Aktionäre vielleicht ein guter Grund, mal über einen Seitenwechsel vom Sparer zum Aktionär nachzudenken.