Micron Technology - Vor den Quartalszahlen im Minus

gibt heute nach Börsenschluss Zahlen für das erste Fiskalquartal 2001 bekannt. Da verkaufen die Anleger lieber schon einmal und setzen den Kurs um mehr als 15% auf 29,25$ herunter.

Ob die Zahlen überraschen werden? In welche Richtung? Merrill Lynch nimmt das Kursziel vorsorglich von 120 auf 70$ herunter. Das ist immerhin noch ein Kurspotenzial von mehr als 100% für einen Wert, dessen Wohl und Wehe am PC-Markt hängt. Und diesem Markt geht es schlecht. So führt das Brokerhaus als Argumente für seine Abstufung die Überproduktion dynamischer RAMs und fehlende Nachfrage an. Auch das Brokerhaus Thomas Weisel nimmt die Einschätzung der MU-Aktie von „Buy“ auf „Market Perform“ zurück.

Die DRAM-Preise befinden sich in einem soliden Abwärtstrend. Gegenwärtig ermäßigen sie sich Woche für Woche um 5%. Der Kontraktpreis für 64-Mbit Typen liegt jetzt bei etwa 3,80$. In der ersten Oktoberwoche wurden noch 7,50$ gezahlt. Auf dem Spot-Markt werden sie bei ungefähr 2,85$ gehandelt. Spotpreise wie seit Jahren nicht mehr.

Die Zahlen werden für einen Teil des Chipmarktes Barometerfunktion haben. und Intel halten sich vergleichsweise tapfer und verlieren nur zwischen 5 und 2%. Beide haben aber auch Alternativen. So ist z.B. AMD stark im Geschäft mit Flash-Speichern. Der Gesamtmarkt, gemessen am Philadelphia Semiconductor Index, verliert 5,3% auf 547 Punkte.

Auch Rambus leidet unter der schlechten DRAM-Konjunktur. Der Geschäftszweck dieses Unternehmens ist zwar eigentlich die Entwicklung neuer Technologien für schnelle Hauptspeicher. Zur Zeit scheint das Management allerdings hauptsächlich in Gerichtssälen und Anwaltskanzleien präsent, um vermeintliche und tatsächliche Rechte einzuklagen. Rambus verliert 9% auf 38$. Die Höhen bei 127$ rücken in immer weitere Ferne. Hier kommt noch hinzu, dass die eigentliche Erfindung von Rambus, die DRAMs mit Rambus-Interface bisher nicht die Akzeptanz erreicht hat, die man sich erhoffte. Das hängt zum Teil mit der zögerlichen Entwicklung des Pentium 4 Geschäfts zusammen. Das wiederum wird von der Ankündigung Intels, zeitig im nächsten Jahr eine Variante ohne DRDRAM-Interface auf den Markt bringen zu wollen, belastet.

Neben den PC-Chipaktien könnten aber auch die Aktien von Geräteherstellern wie Dell, Compaq usw. von Überraschungen bei den Micron-Zahlen tangiert werden. Deren Markt hat sich zwar in der ersten Jahreshälfte stark entwickelt. Der für das zweite Halbjahr erwartete Nachfrageschub vor allem aus dem Business-Bereich blieb aber aus.

Der Analystenkonsens geht von 64 Cent je Aktie Gewinn bei Micron aus. Die Flüsterschätzungen gehen jedoch schon auf 61 Cent zurück. Jonathan Joseph von Salomon Smith Barney sagt sogar nur 50, Joe Osha von Merrill Lynch immerhin 57 Cent voraus. Joseph glaubt, dass Micron Ende Februar 2001 am Break-Even angekommen wird.

Dennoch messen zahlreiche Beobachter dem Unternehmen bessere Chancen zu als Wettbewerbern. Micron säße auf Milliarden Dollar Cash, die Produktionskosten seien geringer, das Unternehmen gewänne Marktanteile. Der Wettbewerb wird im DRAM-Bereich noch härter werden. Die Verkleinerung der Strukturen auf dem Halbleiter und der Trend zu 300 mm Wafern steigern die Stückzahlen drastisch. Die minimale Stückzahl eines Produktionsloses steigt entsprechend und beschleunigt die Zyklizität. Dabei ist die Herstellung von DRAMs nicht besonders aufwendig. Die Regelung über den Markt führt zu schnellen, starken Ausschlägen.

Manche Analysten sagen bereits eine Konsolidierung durch Sterben von Wettbewerbern, nicht durch Übernahmen voraus. Brian Matas, Vizepräsident von IC Insights glaubt, dass es bis Mitte 2001 dauern wird, um Angebot und Nachfrage bei den DRAMs wieder einigermassen in die Waage zu bringen.