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    Automarkt  3648  0 Kommentare Auf der Überholspur

    Die Automobilbranche muss derzeit aufgrund der Lieferengpässe kürzer treten. Gleichwohl gibt es Unternehmen, die im kommenden Jahr gute Chancen haben, wieder richtig aufzudrehen.

    Bis zum Sommerbeginn gab es für die Automobilindustrie eigentlich nur gute Nachrichten. Die Branche hatte sich nach dem Schock der Coronakrise deutlich erholt. So sorgten hierzulande im Zuge der anziehenden Wirtschaft steigende Verkaufszahlen bei den drei DAX-Konzernen Daimler, BMW und Volkswagen für stattliche Gewinne.

    Daimler fuhr im zweiten Quartal einen Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) von knapp 5,2 Milliarden Euro ein. Das lag klar über den Erwartungen der Analysten, die im Schnitt mit 4,1 Milliarden Euro gerechnet hatten. Deutschlands größter Autobauer VW erwirtschaftete im zweiten Quartal ein operatives Ergebnis von 6,5 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr waren es insgesamt rund elf Milliarden Euro – mehr als im gesamten vorherigen Geschäftsjahr. BMW verkaufte in den ersten sechs Monaten dieses Jahres fast 1,4 Millionen Fahrzeuge – so viel wie noch nie in einem Halbjahr. Vor Zinsen und Steuern verdiente der Münchener Konzern allein im zweiten Quartal fünf Milliarden Euro.

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    Chipmangel bremst Branche aus

    Seit ein paar Monaten drückt jedoch der weltweite Chipmangel mit den damit einhergehenden Produktionspausen die Stimmung der Autobranche. Anhaltende Lieferprobleme bei Halbleitern bremsen die Pkw-Verkaufszahlen. Dies haben auch die Märkte eingepreist. Seit Juni knickte der in diesem Jahr bis dahin schnurstracks nach oben gelaufene Stoxx Europe 600 Automobile & Parts ein. Der Branchenindex enthält die wichtigsten börsennotierten Unternehmen aus dem europäischen Automobilsektor. Zu den Top-Schwergewichten des Barometers zählen derzeit Daimler (25 Prozent), VW (15 Prozent), Stellantis (Peugeot, Citroen, Opel, Fiat (13 Prozent)), BMW (11 Prozent) und Michelin (9 Prozent).

    Dass sich die Lage der deutschen Autohersteller und ihrer Zulieferer zuletzt empfindlich abgekühlt hat, berichtet auch das ifo Institut. Das entsprechende Ifo-Barometer stürzte im September von 31,0 auf 13,2 Punkte. „Aktuelle Zahlen zeigen, dass die Autobranche die am stärksten von Lieferengpässen mit Vorprodukten betroffene Branche ist“, sagt Oliver Falck, der Leiter des ifo Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien.

    Aktuelle Schwäche als Einstiegsmoment

    Die Einbrüche des Sektors bieten für Anleger günstige Einstiegsmöglichkeiten. Die Aktien von Automobilherstellern und –zulieferern sind zyklische Werte. Von einem positiven konjunkturellen Umfeld profitiert die Automobil- und Zuliefererbranche. Bislang deutet einiges darauf hin, dass der Konjunkturaufschwung intakt bleibt. Die Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe bewerten ihre Auftrags- und Geschäftslage laut dem ifo Institut weiterhin überdurchschnittlich gut. Allerdings hätten sich die Engpässe bei der Zulieferung von Rohstoffen und Vorprodukten zuletzt noch einmal verschärft. Alles in allem wird das Bruttoinlandsprodukt laut dem ifo Institut in diesem Jahr um 2,5 Prozent und im kommenden Jahr um 5,1 Prozent zulegen. Im Verarbeitenden Gewerbe dürfte sich dieses Jahr dem Institut zufolge der Rückgang der Wertschöpfung im dritten Quartal fortsetzen und gegen Ende des Jahres stoppen.

    Die aktuelle Schwäche der Autobranche könnte also für Anleger eine Chance sein, auf anziehende Verkaufszahlen im kommenden Jahr zu setzen. Wie lange der Chipmangel die Produktion einschränken wird, ist zwar noch ungewiss. Allerdings zeigte sich Tesla-Chef Elon Musk jüngst zuversichtlich. Der weltweite Chipmangel ist aus seiner Sicht von „kurzfristiger Natur“. Es würden derzeit viele Chipfabriken gebaut. Daher sei 2022 genügend Kapazität vorhanden.

    Nachholpotenzial ist vorhanden

    Die Nachfragesituation bei den Autoherstellern jedenfalls könnte kaum besser sein. Während des Lockdowns trauten sich viele Privatkunden und Unternehmen nicht, in Fahrzeuge zu investieren. Dadurch ist der Nachholbedarf deutlich gestiegen. Welche Hersteller und Zulieferer sind in der aktuellen Minikrise gut aufgestellt und verfügen über Aufwärtspotenzial? Wir haben uns vier interessante Werte genauer angesehen, die auch im Stoxx Europe 600 Automobile & Parts gelistet sind: Die beiden Autohersteller BMW und Daimler, den Automobilzulieferer und Reifenhersteller Continental sowie den Reifenproduzenten Michelin.

    BMW profitiert von Preisanstiegen

    Auch BMW leidet durch die Liefengpässe an Produktionsausfällen. Andererseits treibt der Mangel an Halbleitern die Preise für Neu- und Gebrauchtwagen nach oben. Die Münchener Autobauer gehen davon aus, dass der Preisanstieg die negativen Absatzeffekte überkompensieren wird. Jüngst hob der Konzern die Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2021 an. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) wurde am 30. September auf eine Spanne von 9,5 bis 10 Prozent hochgeschraubt. Zuvor hatte das Management eine Bandbreite von 7 bis 9 Prozent avisiert.

    BMW ist zudem langfristig auf dem besten Weg, von der weltweiten wachsenden Elektromobilität zu profitieren. Ab 2030 soll jeder zweite weltweit verkaufte BMW vollelektrisch sein. Bereits 2023 sollen etwa 90 Prozent der Marktsegmente auch mit vollelektrischen Modellen abgedeckt werden. Ende 2025 wollen die Münchner etwa zwei Millionen Elektrofahrzeuge an ihre Kunden ausgeliefert haben. Das entspricht einer Verzehnfachung im Vergleich zum Jahr 2020.

    Daimler schiebt Elektromobilität an

    Auch Daimler hat die Weichen für eine elektrische Zukunft gestellt. Bis 2022 will der Konzern mit Mercedes-Benz in allen Segmenten, in denen die Marke vertreten ist, batterieelektrische Fahrzeuge anbieten. Ab 2025 sollen alle neuen Fahrzeug-Architekturen ausschließlich elektrisch sein. Kunden werden laut Daimler für jedes Modell eine vollelektrische Alternative zur Auswahl haben. Zudem wollen sich die Stuttgarter Autobauer künftig auch um die Batteriezellen kümmern. So beteiligt sich Mercedes-Benz am europäischen Batteriezellenhersteller Automotive Cells Company (ACC), um die Entwicklung und Produktion von Hochleistungsbatteriezellen und -modulen der nächsten Generation voranzutreiben.

    Die Marke mit dem Stern soll nach Angaben des Konzerns bis zum Ende des Jahrzehnts bereit sein, vollelektrisch zu werden – überall dort, wo es die Marktbedingungen zulassen. Für das angestrebte Ziel benötigt das Unternehmen bis zum Ende des Jahrzehnts Kapazitäten von insgesamt mehr als 200 Gigawattstunden und plant dafür, gemeinsam mit Partnern weltweit acht Zellfabriken zu errichten, davon vier alleine in Europa. „Die Beteiligung ist ein strategischer Meilenstein auf unserem Weg zur CO2-Neutralität. Gemeinsam mit ACC werden wir Batteriezellen und -module in Europa entwickeln und effizient produzieren – maßgeschneidert auf die spezifischen Anforderungen von Mercedes-Benz“, so Daimler-Chef Ola Källenius.

    Continental trennt sich von Problemkind

    Den Trend zur Elektromobilität will auch Continental nicht verpassen. Das Unternehmen hat sich vom reinen Reifenhersteller zum zweitgrößten Automobilzulieferer der Welt nach der Robert Bosch GmbH entwickelt. Wie ernst es den Hannoveranern mit der neuen Antriebstechnologie ist, zeigt etwa die Abspaltung seiner bisherigen Antriebssparte. Die Tochter Vitesco Technologies wurde vor Kurzem an die Börse gebracht. Zwar hat Conti dadurch rund 20 Prozent des Konzernumsatzes verloren. Für Continental, das den Wechsel zur Elektromobilität beschleunigen will, bedeutet die Abspaltung zugleich eine Trennung eines Sorgenkindes. Hintergrund: Tochter Vitesco, die 90 Prozent des Umsatzes – von zuletzt gut acht Milliarden Euro – mit Verbrennertechnik macht, stand in den vergangenen Jahren sichtbar unter Druck.

    Der Konzernumbau läuft bei Conti auf vollen Touren. Dazu gehört auch, die Struktur zu verschlanken und dabei das zentrale Zukunftsthema einer eigenen Software-Entwicklung zu stärken. Ab Januar 2022 sollen alle Aktivitäten in nur noch drei Unternehmensbereiche eingegliedert werden: Automotive, Reifen und das Industriegeschäft Contitech. In der ersten Sparte ist künftig eine Untereinheit für „Software and Systems Excellence“ angesiedelt, die neben Bereichen wie Sicherheitstechnik, dem autonomen Fahren oder Vernetzungstechnologien steht. Vom Jahreswechsel an ist sie dort ein separater Teil neben fünf weiteren Geschäftsfeldern. Außerdem machen die Hannoveraner aus den bisher zusammengefassten Geschäftsfeldern Reifen (Tires) und Industrie (Contitech) zwei eigenständige Unternehmensbereiche. Die Sparte für Reifen zählt zu den profitabelsten des DAX-Konzerns – jedoch werden auch hier etliche Jobs gestrichen. Neue Stellen entstehen vor allem bei Software, Sensorik und Elektronik. Insgesamt sind bei Conti in den nächsten Jahren bis zu 30.000 Stellen weltweit auf dem Prüfstand.

    Michelin setzt auf Wasserstofftechnologie

    Der französische Konkurrent von Continental, Michelin, hat ebenfalls einiges vor. Er will künftig unabhängiger von seinem Kerngeschäft mit Reifen werden. Das Unternehmen setzt dabei auf Joint Ventures und Akquisitionen. Im Fokus steht die Antriebstechnik, insbesondere die Produktion von Brennstoffzellen. So versorgen Brennstoffzellen von Michelin serienmäßig eine Version des Renault Kangoo mit Strom – als Abgas entsteht nur Wasser.

    Michelin setzt nach eigenen Angaben auf Zukunftsfelder, „die weit über innovative und nachhaltige Reifentechnologien hinausgehen“. So investierte das Unternehmen bereits 2019 zusammen mit dem Automobilzulieferer Faurecia 140 Millionen Euro in das Joint Venture Symbio. Hinter dem Namen Symbio steht ein ehrgeiziges Gemeinschaftsunternehmen, das 2021 in Saint-Fons bei Lyon mit dem Bau einer der größten Fabriken für die Produktion von Wasserstoff-Brennstoffzellensystemen in Europa startet. Symbio verfolgt das Ziels, als einer der weltweit führenden Anbieter die Technologie für den Einsatz in wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen, Booten und anderen Fortbewegungsmitteln flächendeckend voranzubringen. Michelin setzt hohe Erwartungen in das Joint Venture. Michelin arbeitet seit mehr als 15 Jahren an der Wasserstoff-Brennstoffzellentechnologie. „Mit unserem Joint-Venture Symbio entwickeln wir zurzeit die vierte Generation. Unser Ziel ist es jetzt, die Produktion zu skalieren, um die Herstellkosten zu senken“, unterstreicht Anish K. Taneja, Präsident der Michelin Region Nordeuropa

    Fazit: Wer für das Jahr 2022 mit einer Erholung der Automobilbranche rechnet, für den könnten die vier Traditionskonzerne durchaus interessant sein. BMW, Daimler, Continental und Michelin dürften nicht nur vom Ende der Lieferengpässe und dem konjunkturellen Aufschwung, sondern auch von ihrer progressiven Ausrichtung profitieren.

    Gastautor: Gian Hessami





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    Verfasst vonFerdinand Hammer
    Automarkt Auf der Überholspur So kann die Automobilindustrie durchstarten: Warum BMW, Daimler, Continental und Michelin für 2022 gut aufgestellt sind. Der jüngste Markteinbruch bietet für Anleger günstige Einstiegschancen. Tesla-Chef Elon Musk erwartet baldiges Ende der Lieferengpässe.

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