Was die Märkte wirklich über die EZB denken
Vorgestern hatte ich zu den geldpolitischen Beschlüssen der Europäischen Zentralbank (EZB) geschrieben, dass die Marktteilnehmer den Beteuerungen der Währungshüter, die Inflation sei nur vorübergehend und die Zinsen ...
Vorgestern hatte ich zu den geldpolitischen Beschlüssen der Europäischen Zentralbank (EZB) geschrieben, dass die Marktteilnehmer den Beteuerungen der Währungshüter, die Inflation sei nur vorübergehend und die Zinsen würden 2022 wohl nicht erhöht, immer weniger Glauben schenken. Und dies lässt sich auch anhand der jüngsten Marktreaktionen belegen.
Gegenteilige Marktreaktionen
So zeigte der Euro zum Beispiel deutliche Stärke. Gegenüber dem Dollar machte er vorgestern einen ordentlichen Satz nach oben (siehe grüner Pfeil im folgenden Chart).
Hätten die Märkte den vorgestrigen Aussagen von EZB-Chefin Christine Lagarde geglaubt, dass die Zinsen nicht schon im kommenden Jahr angehoben werden, hätte der EUR/USD eigentlich nachgeben müssen. Denn eine lockere Geldpolitik erhöht das Angebot der entsprechenden Währung. Und ein höheres Angebot führt in der Regel zu sinkenden Preisen – hier also zu einem schwächeren Euro bzw. EUR/USD. Doch das Gegenteil trat ein.
Und auch der Anleihemarkt zeigte sich nur wenig überzeugt. Denn der Bund-Future gab die Gewinne seiner jüngsten Kurserholung vollständig ab (siehe roter Pfeil im folgenden Chart).
Und fallende Anleihekurse bedeuten steigende Renditen. Also hat der Markt sehr klar gezeigt, dass er derzeit anderer Meinung als die EZB ist.
EZB schätzt die Inflation weiterhin zu niedrig ein
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Passend dazu wurde gestern die Schnellschätzung zur Inflation in der Euro-Zone für Oktober veröffentlicht. Und demnach ist die jährliche Teuerungsrate von 3,4 % im September auf nun 4,1 % weiter angestiegen. Das ist der höchste Anstieg seit Juli 2008 und somit 13 Jahren. Zugleich legte die Kerninflation von 1,9 % auf 2,1 % zu.
Zur Erinnerung: Vorgestern war hier an dieser Stelle zu lesen, dass EZB-Vizechef Luis de Guindos den Höhepunkt des Inflationsschubs in der Euro-Zone um den November herum mit einer Teuerungsrate von 3,4 % bis 3,5 % sah. Kein Wunder also, dass der Bund-Future angesichts der Inflation von nun bereits 4,1 % im Oktober gestern weiter nachgegeben hat (siehe Chart oben). Dabei markierte er sogar ein neues Tief im laufenden Abwärtstrend.
Erneute Euro-Schwäche überrascht angesichts der BIP-Daten
Warum sich der EUR/USD gestern ebenfalls schwächer präsentierte, ist für mich etwas rätselhaft. Denn die Daten zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Euro-Zone, die ebenfalls gestern veröffentlicht wurden, fielen besser aus als erwartet, während die BIP-Daten aus den USA vorgestern enttäuschten.
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