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    AUSBLICK 2022  289  0 Kommentare Weltmarkt treibt Energiepreise für Verbraucher auf Rekordhöhen

    HAMBURG (dpa-AFX) - Explodierende Preise an den Tankstellen und höhere Rechnungen für Strom und vor allem Gas und Heizöl: Die Weltenergiemärkte spielen seit Monaten verrückt, und Millionen Verbraucher merken das im Geldbeutel. Die Energiekosten in Deutschland seien auf einen Rekordwert gestiegen, stellte das Vergleichsportal Verivox unlängst fest. "Noch nie zuvor mussten private Haushalte so viel für Heizung, Strom und Sprit bezahlen." Binnen eines Jahres habe sich Energie um 35 Prozent verteuert, "so stark wie noch nie seit der Jahrtausendwende". Für die überbordende Inflation von zuletzt mehr als fünf Prozent und mehr sind allein die Energiepreise zu mindestens einem Drittel verantwortlich.

    Das Reizwort von der "Energiekrise" hat auch die Politik erreicht. Der Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP sieht denn auch Entlastungen der Verbraucher bei den Energiepreisen vor. So soll 2023 die Finanzierung der milliardenschweren EEG-Umlage zur Förderung des Ökostroms über den Strompreis abgeschafft werden. Außerdem wollen die Ampel-Parteien "das Wohngeld stärken, eine Klimakomponente einführen und kurzfristig einen einmalig erhöhten Heizkostenzuschuss zahlen", wie es in dem 177 Seiten starken Vertrag heißt. Zudem sollen sich künftig auch Vermieter an dem Heizkostenaufschlag durch den CO2-Preis beteiligen - bisher tragen dies nur die Mieter.

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    Einiges spricht derzeit immerhin dafür, dass sich die Weltmärkte 2022 zumindest allmählich beruhigen könnten. Zwar erwarten die "Wirtschaftsweisen" in ihrem jüngsten Gutachten, dass anziehende Energie- und Erzeugerpreise noch weit in das nächste Jahr hineinwirken. So vermutet das Beratergremium der Bundesregierung dass die Preise für Erdgas im Winterhalbjahr 2021/22 noch hoch bleiben, vom Frühjahr an dann "aber kräftig zurückgehen dürften". Sie verweisen bei dieser Prognose auf Marktdaten der Europäischen Energiebörse EEX, wonach sich die Preise für Terminlieferungen ab April im Vergleich zum gegenwärtigen Niveau etwa halbieren und für die folgenden Jahre weiter sinken.

    Und beim Erdöl legen Prognosen der Internationalen Energie-Agentur IEA ebenfalls eher Entspannung nah. "Der Weltölmarkt ist nach wie vor angespannt, aber eine Pause von der Preisrally könnte sich abzeichnen", schreibt die IEA in ihrem jüngsten Monatsbericht - wobei allerdings unterstellt wird, dass die Produzenten das Ölangebot in Reaktion auf die hohen Preise sukzessiv steigern. Die Folge des schnellen Ölpreisanstiegs konnten Autofahrer an den Tankstellen sehen: Zeitweise kletterten Dieselpreise auf ein Rekordhoch, Benzinpreise zumindest in die Nähe eines Allzeithochs.

    "In den letzten Monaten ist ein globaler Energiesturm ausgebrochen, und das Öl konnte sich den Turbulenzen nicht entziehen. Gas, Kohle und Strom sind Mangelware", schreiben die Energieanalysten der französischen Großbank Société Générale . Sie rechnen 2022 eher nicht mit deutlich rückläufigen Ölpreisen. "Wir gehen nun davon aus, dass die Brent-Preise im ersten Quartal 2022 bei 80 Dollar/Barrel liegen werden und sich im Laufe des Jahres 2022 auf durchschnittlich 75 Dollar/Barrel belaufen werden." Historisch gesehen, ist der Rohölpreis mit Spitzen vor mehr als 85 Dollar in diesem Herbst allerdings weit von den Jahren 2011 bis 2014 entfernt, als das Barrel mehrfach zum Teil deutlich über die 100-Dollar-Marke kletterte.

    Die Kapriolen der vergangenen Monate zeigen rückwirkend auch, wie wackelig längerfristige Prognosen sein können. So hat vor Jahresfrist kaum jemand damit gerechnet, dass die Weltmarktpreise derart rasant steigen würden, nachdem sie zuvor in der Corona-Rezession 2020 eben auch tief in den Keller gefallen waren.

    Doch mit den USA und China haben die Schwergewichte der Weltkonjunktur das tiefe Corona-Tal schneller verlassen, als das vielerorts erwartet wurde. Leer gefegte Märkte für Rohstoffe und Vorprodukte, knappe Transportkapazitäten und eben auch die rasant steigenden Energiepreise waren die Folge. Preistreiber am Ölmarkt sei "nach wie vor die gestiegene weltweite Nachfrage im Zuge der Erholung nach der Corona-Rezession", schreibt das Hamburger Forschungsinstitut HWWI zu seinem monatlich errechneten Rohstoffpreisindex. Und auch die hohen Gaspreise spiegelten neben niedrigen Lagerbeständen "die steigende Nachfrage nach Erdgas im Zuge des Aufholprozesses der Pandemiekrise wider".

    Derweil bekommen immer mehr Verbraucher die Weltmarktpreise für Energie auch in der Wohnung zu spüren. Das Vergleichsportal Check24 berichtete zuletzt von mehr als 640 Gasversorgern, die in der Grundversorgung Preiserhöhungen von im Schnitt um die 25 Prozent vollzogen oder angekündigt hätten. Dabei schlagen neben dem Weltmarkt eine Reihe anderer Faktoren auf den Preis. "Verbraucher*innen müssen diesen Winter mit einer Welle an Gaspreiserhöhungen rechnen", sagt der Check24-Energieexperte Steffen Suttner. Sein Verivox-Kollege Thorsten Storck ergänzt: "Der steigende CO2-Preis, höherer Netzgebühren und historisch hohe Großhandelspreise zwingen die meisten Versorger derzeit dazu, ihre Preise zu erhöhen."

    Ähnlich ist die Lage bei den Strompreisen, die in Deutschland ohnehin im internationalen Vergleich als die höchsten gelten. "Der Strompreis für Verbraucher*innen erreicht im November zum siebten Mal in Folge ein Allzeithoch", berichtete Check24. Mehr als 320 Grundversorger hätten bereits die Preise erhöht oder Erhöhungen angekündigt, im Schnitt um fast 10 Prozent. "Dafür gibt es unterschiedliche Gründe: die steigenden Preise für Erdgas, Steinkohle sowie CO2-Emissionszertifikate, die steigende Nachfrage nach Elektrizität, dazu kommen geringere Erzeugungskapazitäten aufgrund des Steinkohleausstiegs." Ob die für 2022 angekündigte Senkung der EEG-Umlage bei den Verbrauchern überhaupt ankommt, ist demnach fraglich./kf/DP/stk




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