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     1591  1 Kommentar Die Herren dieser Welt - Seite 2

     

    Doch was heißt das eigentlich? Ich versuche, mir das einmal am Nazibeispiel klar zu machen: Die Menschen, die im Hitlerreich gelebt haben, sind schuldig. Sie bekommen trotzdem in den 40er Jahren Kinder, die auch schuldig sind. Die wiederum werden dann Eltern in den 60er Jahren und die Kinder – schuldig. Deren Kinder dann in den 80er Jahren – schuldig, genauso auch deren Kinder in den 2000ern – schuldig.

     

    Bei den Kindern, die jetzt geboren werden, ist mittlerweile also bereits das fünfte Glied erreicht. Damit ist es also schlimmer als in der Bibel und in den grausamen Vorzeiten.

     

    Doch über so ein Thema kann man natürlich mit niemandem sprechen und darüber findet sich auf seriösen Seiten im Netz daher auch nichts. Es ist ein Tabu. Umso verblüffter bin ich daher, dass in dem genannten Lied der von Angela Merkel anscheinend so sehr gemochten Hildegard Knef genau diese Gedanken bei mir aufkommen.

     

    Der Text des Liedes „Die Herren dieser Welt“ ist wie gesagt nahezu unverständlich und von beinahe unendlichen Deutungsmöglichkeiten. Nur in der Mitte wird für mich sehr eindeutig, dass es sich um Deutschland handeln muss, denn da heißt es: Da „sprach der Landesherr betroffen, jetzt ist wirklich Polen offen. Wir sind die Herren dieser Welt, die gesiegt zu Meer und Land. Wer sich uns entgegenstellt, kommt an die Wand.“

     

    Das sind für mich zweifelsohne die Nazis. Im Anschluss ziehen dann die Löwen, Tiger und auch der letzte Hahn ab, das könnten die Westalliierten sein, „und es kamen Bauern und Gelehrte“, wir sind also anscheinend in der DDR.

     

    Als dann jedoch „die Sonne still verglühte, rangen Frauen ihre Hände, liefen Männer bis ans Ende, bis ans Ende dieser Welt.“ Deportationen nach Russland? In diesem Moment kommt dann die Stelle, die ich meine: „Und sie schworen ewig Rache, bis ins allerletzte Glied.“ Das ist doch wirklich erstaunlich, oder?

     

    Die Sippenhaft bis ins x-te Glied hinein ist doch jetzt kaum anders deutbar denn als Folge der Nazizeit. Und es könnte durchaus heißen, dass hier gemeint ist, dass uns Deutschen vielleicht die ewige Schuld von außen aufoktroyiert worden ist?

     

    Wäre ich jetzt Verschörungstheoretiker würde ich sagen, es gibt vielleicht einen Geheimvertrag mit den Alliierten, durch den wir Deutschen gegen die Anerkennung einer ewig währenden Schuld die Demokratie bekommen haben.

     

    Wozu auch prima die letzten Zeilen des Liedes passen: „Und sie winkten all den Herren, all den Herren dieser Welt.“ Fragt sich nur auf wessen Druck hin das alles geschehen sein könnte, den der Russen oder den der Amerikaner? Schließlich waren sie ja damals beide die Herren dieser Welt.

     

    Ich bin jedoch kein Verschwörungstheoretiker, sondern nur ein bisschen vorweihnachtlich besinnlich. Es gibt eben viele Rätsel, die auch weiterhin Rätsel bleiben und trotzdem in ihrer Eigenschaft als Rätsel sehr klar zu sein scheinen.

     

    Auf jeden Fall jedoch werden die Dinge nur dann gläsern, wenn man sie nicht wegschiebt und sich dafür lieber im Supermarkt Pfefferkuchenherzchen kauft.

     

    Bernd Niquet

     

    berndniquet@t-online.de

     

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Die Herren dieser Welt - Seite 2 Schulden für die Ewigkeit