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    Ein Kapitalmarkt-Standpunkt  1255  0 Kommentare Traumhaus-Chef Otfried Sinner: Meine Antwort heißt serielles Bauen

    In früher Kindheit erinnere ich mich noch heute in unserem Umfeld an den ultimativen Traum vieler Familien in meiner Heimat: Das eigene Heim oder Häuschen stand meist ganz oben auf der Wunschliste.

    Geträumt wird bis in die Gegenwart, doch die Zeiten haben sich geändert. Die Ressourcen sind knapp geworden, Bauland ebenso wie Baustoffe. Während Länder wie Albanien, Rumänien und die Slowakei im europäischen Vergleich laut Statista 2020 auf den ersten drei Plätzen mit Eigentumsquoten bis über 96 Prozent liegen, befindet sich Deutschland mit rund 50 Prozent auf dem zweitletzten Rang. Nur die Schweiz rangiert mit 42,5 Prozent darunter.

    Die neue Bundesregierung hat sich auf ihre Fahnen geschrieben, jedes Jahr 400.000 neue Wohnungen zu schaffen. Meine Antwort auf den Wohnraummangel in Deutschland heißt serielles Bauen. Die Baubranche befindet sich stark im Umbruch. Die Industrialisierung und Automatisierung unserer Branche schreiten unaufhaltsam voran, während kleinere Baufirmen diesen Wandel nicht im nötigen Tempo vollziehen werden können. Da sehe ich keine Umkehr der Prozesse für die Zukunft. Nur kontinuierliches Wachstum und Fokussierung auf die individuelle Kernkompetenz lässt Unternehmen in diesem Prozess wettbewerbsfähig bleiben.

    Wer sich konsequent auf eine hohe Automatisierung und Digitalisierung der Bauprozesse konzentriert, und das schneller und kostengünstiger als seine Mitbewerber, wird nicht nur überleben, sondern eine große Portion des aufzuteilenden Kuchens bekommen, besagen Prognosen. Börsennotierte Unternehmen im Volumenbereich der Small Cap sollten dabei ihren Fokus auf ihre kontinuierliche Steigerung von Marktkapitalisierung, Streubesitz und Eigenkapitalquote richten. Die Schallmauer von 100 Mio. EUR Marktkapitalisierung ist eine Marke, bei der Fonds beginnen, aufmerksam zu werden. So können sich neue Investorenkreise erschließen.

    Durch die Pandemie und die langen Zeiten des Lockdowns hat sich zudem der Bedarf von Käufern und Mietern gewandelt. Der Lockdown hat Arbeitnehmer*innen zu großen Teilen ins Homeoffice gebracht und dieser Prozess wird sich nicht umkehren. Außerstädtische Bereiche sind in der Wahrnehmung lebenswerter geworden. Bauunternehmen sind im Vorteil, wenn sie schnell und günstig sind, solide Qualität produzieren sowie durchdachte Siedlungskonzepte umsetzen. Das spricht auf lange Sicht für die serielle Fertigung. Man tut gut daran, seine Prozessschritte auf den Prüfstand zu stellen und weiterzuentwickeln.

    Wir sehen die Zukunft unserer Branche im seriellen Bauen. Es müssen mehr Menschen auf weniger Fläche zu einem günstigen Preis-/Leistungsverhältnis untergebracht werden. Dabei stellt die Automatisierung und Digitalisierung das Tool, mit dem sich der Wohnraummangel effektiv und in kürzerer Zeit lösen lässt. Der Einsatz nachhaltiger Baumaterialien und die Steigerung der Energieautonomie sind zusätzliche Pluspunkte.

    ESG-Tauglichkeit ist ein unaufhaltbarer Prozess, den Bauunternehmen schon eingeläutet haben müssen, um sich im Markt behaupten zu können. Der Begriff, der drei Verantwortungsbereiche eines Unternehmens in Bezug auf ihre Nachhaltigkeit beschreibt, steht ebenfalls für zukünftige Wettbewerbsfähigkeit. Am Aktienmarkt spielt die ethische Investition eine größere Rolle als je zuvor. Neben den wirtschaftlichen Faktoren, wie Rendite, Sicherheit und Verfügbarkeit, fließen heutzutage nachhaltige Kriterien in die Entscheidung von Anlegern mit ein. Mit dem „E“ für Environment/Umwelt kommen vorgefertigte Bauteile ins Spiel. Sie beschleunigen nicht nur den Bauprozess, sondern sind grüner und nachhaltiger. Nachhaltiges Bauen und digitale beziehungsweise integrale Prozesse sind die zwei Seiten des zukünftigen Bauens.

    Ökologisches Bauen beginnt schon mit der Auswahl des Mauersteins. Der Stein der Zukunft wird idealerweise nicht mehr gebrannt, ist somit umweltfreundlicher, weil weniger Energie aufgewendet wird als bei konventioneller Bauweise. Steine mit poröser, gut isolierender Struktur stellen beispielsweise selbst die Dämmung. Wärmedämmverbundsysteme sind styroporähnlich und nicht optimal, wie der verheerende Brand 2017 in London gezeigt hat. Die später nicht notwendige, aufwendige Entsorgung der neuen Mauersteine entfällt, durch Downcycling geben wir das Material zurück in den Bauzyklus.

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    Mit dem „S“ wie Social/Soziales stärken wir Arbeitnehmer-Rechte. Hohe Standards bei Sicherheit am Arbeitsplatz oder dem Gesundheitsschutz setzen sich weiter durch. In der Baubranche im Sektor serielles Bauen in Massivbauweise Stein auf Stein ist das quasi inbegriffen. Was früher von Mauerhand gesetzt wurde, geschieht nun idealerweise in Produktionshallen automatisch und digital.

    In der Gesellschaft identifizieren wir einen ähnlich großen Wandel, wie ihn einzelne Branchen aktuell erfahren. Eine wachsende Zahl von Investoren beurteilt ein Investment nach der Art der Unternehmensführung. Das „G“ wie Governance/Unternehmensführung sollte deswegen – insofern noch nicht geschehen – aktiv vorangetrieben werden. Team-Building, Arbeiten in kleinen Gruppen und flachere Hierarchien gewinnen immer mehr an Bedeutung.

    Ein Kommentar von Otfried Sinner, Vorstandsvorsitzender der Traumhaus AG

     





    Verfasst von IR-News
    Ein Kapitalmarkt-Standpunkt Traumhaus-Chef Otfried Sinner: Meine Antwort heißt serielles Bauen In früher Kindheit erinnere ich mich noch heute in unserem Umfeld an den ultimativen Traum vieler Familien in meiner Heimat: Das eigene Heim oder Häuschen stand meist ganz oben auf der Wunschliste.