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    Politik & Gesellschaft  317  0 Kommentare Lieferkettenprobleme – eine Krise der Globalisierung?

    Die Corona-Pandemie und die anschließende Erholung der Wirtschaft haben massive Probleme in der Logistik sowie bei der Beschaffung von Rohstoffen verursacht.

    Die Lieferketten, die bis zum Beginn der Pandemie weitgehend reibungslos funktionierten, sind massiv gestört.

    Logistik: Anstieg der Nachfrage kam überraschend

    Als im Frühjahr 2020 die Nachfrage aufgrund der beginnenden Pandemie einbrach, haben viele Reeder Schiffe ­stillgelegt. In einigen wichtigen Häfen Chinas stapel­ten sich zudem die Container, da im Frühjahr 2020 zahlreiche Fabriken aufgrund von Lockdowns zeitweise schließen mussten. Diese Container fehlten an anderer Stelle, beispielsweise in den USA, wo die Nachfrage zu diesem Zeitpunkt noch nicht eingebrochen war.

    Ebenso hatte die zeitweise Blockade des Suezkanals durch die Havarie eines ­Containerschiffs schwerwiegende Aus­wirkungen auf die Seetransporte. Durch die seit etwa einem Jahr wieder stark ­anziehende Nachfrage herrscht in China nun ein ­großer Containermangel. Teil­weise haben sich die Frachtpreise ver­zehnfacht, mitunter kosten die Container mehr als die Fracht, die darin transportiert wird.

    In den vergangenen Monaten ist es zu­dem zu immer mehr Staus der Fracht­schiffe vor den großen Seehäfen gekommen. Betroffen von der schwierigen Si­tuation ist auch die Binnenschifffahrt: So wird es für die Rheinschiffer immer schwerer, ihre ­Boote in Rotterdam zu ­entla­den, da die ­Terminals bereits durch die Abfertigung der großen Seefrachter überlastet sind.

    Die Logistikkrise ist jedoch nicht auf den Seehandel beschränkt: Probleme bestehen ebenfalls in der Luftfahrt. Hier erfolgte der Preisanstieg vergleichsweise früh. Bereits im ersten Quartal 2020 stiegen die Luftfrachtpreise bei den Exporten um 12% gegenüber dem vierten Quartal 2019. Die Preise für Exporte nach China wuchsen sogar um 40%. Da die Luftfracht auch als Beiladung transportiert wird, war sie durch den massiven Einbruch des Pas­sagierverkehrs und die Streichung vieler Flüge negativ betroffen.

    2021 profitierte die Luftfracht allerdings stark von den Engpässen im Seeverkehr. Dabei wird nun immer mehr Fracht in reinen Luftfrachtmaschinen und nicht mehr nur als Beiladung transportiert.

    Rohstoffe: Die Lage verschärft sich

    Metalle

    Beim Aluminium gehen seit Monaten die Preise nach oben. Auswirkungen hat dies u.a. auf die Baubranche, die zugleich ­unter steigenden Preisen für Holz, Eisen und Kupfer leidet. Es kommt zunehmend zu Verzögerungen bei Bauprojekten. Alu­minium hatte im Oktober 2021 bereits den höchsten Stand seit Jahren erreicht. Der Preis wird zudem durch die aktuelle Energie­krise getrieben: Aufgrund hoher Energiepreise haben mehrere große chinesische Aluminiumfabriken ihre Produk­tion zurückgefahren.

    Eng verbunden mit den Problemen bei Aluminium ist die Verknappung von Magne­sium. Dieses wird ganz ­überwiegend aus China eingeführt. Die chinesische Regierung hat nun allerdings einen Produktionsstopp erlassen, um auf diese Weise ihre Klimaziele zu erreichen. Franziska Erdle, Hauptgeschäftsführerin der WirtschaftsVereinigung Metalle, schlägt im Inter­view mit der ARD Alarm: „Magne­sium ist das wichtigste Legierungsmetall für Aluminium. Das heißt, alle Bran­chen sind betroffen, die Aluminium einsetzen. Das ist der Automobilbau, das ist die Verpa­ckungsindustrie, das ist der Flugzeugbau.“ Der Preis für Magnesium hat sich bereits mehr als vervierfacht. Die ­Gewinnung von Magnesium ist sehr energieintensiv. Der hohe Verbrauch war ein Hauptgrund dafür, dass die Produktion von Europa nach China ausgelagert wurde. So war es für die Europäer leichter, ­ihre Klimaziele zu erreichen, und die Produktion in China war billiger. Diese Strategie rächt sich nun.

    Auch bei Stahl sind deutliche ­Preisanstiege zu verzeichnen. Hier sind besonders die Bau­industrie und der Automobilsektor betroffen. Allein von Ende 2020 bis Februar 2021 stieg der Stahlpreis von 400 auf über 700 EUR pro Tonne.

    Holzmangel

    Exemplarisch für den Rohstoffmangel steht Holz. Sowohl die Baubranche als auch das Handwerk sind von stark steigenden Preisen betroffen. Die Preissteigerung bei Holz ist insofern erstaunlich, als in den letzten zwei bis drei Jahren aufgrund von Unwetterschäden und Trockenheit vermehrt Bäume gefällt wurden, sodass viel Holz auf dem Markt war. In den vergangenen Monaten drängten jedoch Auf­käufer aus China und den USA auf den deutschen Markt. In beiden Ländern hat ein ­kräftiger Wirtschaftsaufschwung eingesetzt, der die Nachfrage nach Holz stark belebt hat. Die Waldbrände in den USA hatten einen zusätzlichen Einfluss.

    Im August klagten bereits 86% der deutschen Möbelhersteller über ­Lieferprobleme. Der Preis für Schnittholz und Holzwerkstoffe hatte sich bereits im Sommer 2021 gegenüber dem Vorjahr mehr als ­verdoppelt. Die saarländische Wirtschaftsministerin, Anke Rehlinger, fordert sogar einen Exportstopp: „Die Preise für Holz und andere Rohstoffe steigen rasant, das wird zur Gefahr für Handwerk und Bauwirtschaft.“


    Gehören leere Regale bald zum normalen Erscheinungsbild in Supermärkten?

    Verpackungen und Kunststoffe

    Auch bei Verpackungen kennen die ­Preise nur eine Richtung, und zwar nach oben. Pappe ist zur Mangelware geworden. Verschärft wird die Lage durch den Onlineboom infolge der Pandemie. Für die Paket­versendung werden große Mengen an Ver­pa­ckungsmate­rial benötigt. Lieferzeiten von zehn bis 20 Wochen sind seit dem Sommer normal, bei besonderen Qualitäten liegen sie noch darüber. Die Preissteigerungen be­treffen auch Verpackungen aus Kunststoff. ­Bereits Anfang Juli sprach die IK In­dus­trie­vereini­gung Kunststoffverpackungen von „histo­ri­schen Höchstständen“. Globale Pro­­duzenten von Primärkunststoffen hatten aufgrund der Pandemie ihre Anlagen zum Teil stillgelegt und waren dann von der wieder ansteigenden Nachfrage überrascht worden. Die Preise für Primärrohstoffe legten teilweise um bis zu 40% zu. Verschärft wird die Lage bei den ­Kunststoffen dadurch, dass sich die Preise für Erdöl und Raffineriegas massiv erhöht haben. Beide Energieträger werden bei der Produktion von Kunststoffen stark genutzt.

    Wenngleich bei einigen Rohstoffen wie Magnesium und Holz Sondereffekte eine Rolle spielen, so bestimmt doch vor allem das unerwartet schnelle und starke Anziehen der Nachfrage seit Anfang dieses Jahres die Preisentwicklung. Viele Hersteller hatten ihre Produktion reduziert und sind von der Geschwindigkeit der Konjunkturbelebung, insbesondere in China und den USA, überrascht worden.

    Energie: Was kann die Politik tun?

    Die dargestellten Probleme bei ­Rohstoffen und Logistik betreffen nahezu alle Branchen, wenngleich Sektoren wie die Bauwirt­schaft oder den Automobilsektor überdurch­schnittlich stark.

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