Was preisen die Märkte derzeit ein?
Durch den Ukraine-Krieg wächst die Gefahr einer Rezession. Preisen die Märkte dieses Gefahr bereits angemessen ein? ...
Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
die Börsen handeln bekanntlich die Zukunft. Die spannende Frage ist stets nur: Welche Zukunft? Die von morgen, von nächster Woche, nächsten Monat, nächstem Jahr? Üblicherweise sind es 6 bis 12 Monate. Aber das ist offensichtlich nicht immer der Fall.
Was die jüngsten Kursausschläge verursacht hat
In den vergangenen beiden Wochen zeigte z.B. der DAX eine fulminante Erholung. Diese ist aus zwei Gründen verständlich: Zum einen gab es Anfang März einen kräftigen Einbruch, nachdem in der Politik laut darüber nachgedacht wurde, als Reaktion auf den Angriff Russlands auf die Ukraine einen Importstopp für russisches Öl und Gas zu verhängen. Das hätte der deutschen Wirtschaft einen (weiteren) massiven Schlag versetzt.
Zum anderen erteilten aber europäische und vor allem deutsche Politiker dieser Idee sehr schnell eine klare Absage. Damit war diese Gefahr zunächst gebannt, und der DAX konnte daraufhin seine Verluste sehr schnell aufholen.
Hinzu kommt, dass in der vergangenen Woche der große März-Verfallstag stattfand. Dieser hatte massive Effekte auf den DAX: Zunächst verstärkte er den Einbruch von Anfang März, da die Stillhalter ihre Put-Positionen absichern mussten, was die Abwärtsbewegung verstärkte. Dann wurden diese Put-Absicherungen in der Erholung genauso schnell wieder aufgelöst. Das verstärkte den Wiedereinstieg, der dadurch wie eine Short Squeeze daherkam.
Extreme Energiepreise
Offenbar haben die Anleger zuletzt aus sehr kurzfristiger Perspektive gehandelt. Und nachdem auch die Fed-Sitzung vorüber ist und mehr Klarheit über den weiteren Weg der Geldpolitik herrscht, können sich die Börsianer wieder den längerfristigen Perspektiven für die Aktienmärkte zuwenden.
Hierbei ist die Frage, ob die jüngste Stärke der Aktienmärkte Bestand haben kann. In der Vorwoche wies ich darauf hin, dass das entscheidende für die Anleger die Gewinne der Unternehmen sind. Nun gibt es zwar kurzfristig wohl keinen umfassenden Importstopp für russisches Öl und Gas, aber dennoch sind die Preise auf den Energie- und Rohstoffmärkten nach wie vor auf extrem hohen Niveaus:
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Quelle: MarketMaker mit Daten von VWD und investing.com
Dabei ist der Ölpreis noch nicht einmal das größte Problem. Preise oberhalb von 100 US-Dollar waren zwischen 2011 und 2014 an der Tagesordnung. Die Wirtschaft steckte sie letztlich aber weg. Und 2018 und 2019 erreichten sie zeitweise ebenfalls 90 Dollar. Das war auch kein Problem.
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