Skepsis trotz Rekordzahlen?
BMW: Tesla-Jäger aus zweiter Reihe oder immer noch zu viel "Benzin im Blut"?
BMW legt ein Rekordergebnis für 2021 vor. Immerhin 100.000 reine Stromer verkauften die Münchner weltweit. Ist BMW ein verkannter Tesla-Jäger? Wir haben Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer um eine Einschätzung gebeten.
Fast schon still und heimlich hat der Münchner Autobauer BMW vor einer Woche seine Bilanz für 2021 vorgelegt. Und die kann sich sehen lassen: Im vergangen Jahr wurde ein Rekordumsatz von mehr als 111 Milliarden Euro erzielt. Der Gewinn unterm Strich stieg auf knapp 12,5 Milliarden Euro – gegenüber dem Vorjahr mehr als eine Verdreifachung.
Von dem guten Ergebnis sollen auch die Aktionäre profitieren: Die Dividende für die Vorzugsaktie soll auf 5,82 Euro je Anteilsschein angehoben werden. Im Vorjahr wurden lediglich 1,92 Euro
ausgeschüttet – ein Anstieg von mehr als 203 Prozent.
Analystenstimmen zur BMW-Aktie
Acht von 14 Analysten empfehlen aktuell den Kauf der BMW-Aktie: Deutsche Bank, Warburg Research, Jefferies, Credit Suisse, Goldman Sachs, Nord/LB, DZ BANK und Bernstein Research sind bei den
Münchnern bullisch. UBS, RBC Capital Markets, JP Morgan Chase und Barclays empfehlen die BMW-Aktie zu Halten. Zum Verkauf raten lediglich die US-Investmentbank Morgan Stanley sowie das Analysehaus
Kepler Cheuvreux.
Die Mehrheit der Analysten sieht die BMW-Aktie aktuell bei mehr als 100 Euro fair bewertet. Momentan kostet ein BMW-Anteilsschein im Xetra-Handel rund 78 Euro (Stand: 23.03.2022, 13:57 Uhr).
Ist BMW daher ein echter Tesla-Jäger aus der zweiten Reihe? Schließlich betrug der Anteil elektrifizierter Fahrzeuge an den Gesamtauslieferungen im vergangenen Jahr bei den Münchnern schon 13
Prozent. Bis 2025 soll er auf über 30 Prozent steigen. Bis zum Ende des Jahrzehnts soll dann sogar mehr als jeder zweite Neuwagen von BMW vollelektrisch sein.
Ferdinand Dudenhöffer ist skeptisch
Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Center Automotive Research (CAR), ist skeptisch: "Bei BMW ist man spät dran und Tesla ist unendlich dynamisch. Daher wird es sehr schwer werden für die Münchner." Bislang habe BMW keine eigene Elektro-Plattform und "man war zu stark auf 'Benzin im Blut' fokussiert". Weiterhin habe man sich "zu lange mit Plug-In-Hybriden und den Brennstoffzellen-Spielereien aufgehalten".
Tatsächlich hat BMW im vergangen Jahr weltweit nur 100.000 reine Elektroautos verkauft. Zum Vergleich: Tesla hat im selben Zeitraum mehr als neunmal so viele (936.000) Stromer abgesetzt. Bei VW
waren es immerhin 263.000 reine Elektroautos. Und: "Mit Grünheide steuert Tesla auf die 1,5 Millionen Fahrzeuge im Jahr 2022. Nach 2025 dürfte Tesla weltweit mehr Fahrzeuge verkaufen als BMW", ist
Dudenhöffer überzeugt.
"Gleichzeitig hat Tesla pro Fahrzeug im letzten Jahr eine höhere EBIT-Marge als BMW erzielt und das bei einem Skalierungsvorteil von BMW von 2,5. Das sind schon sehr ernstzunehmende Zeichen. Das
Kundenklientel zwischen beiden Marken hat sehr große Schnittmengen. Die meisten Tesla-Kunden werden wohl aus der BMW-Gemeinde kommen", so Dudenhöffer im Gespräch mit wallstreet:online.
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Autor: Ferdinand Hammer, wallstreet:online Zentralredaktion