Marktmeinung
DAX-Crash oder Durchbruch? Was kommt jetzt auf uns Anleger zu, Herr Oldenburger?
Ist der DAX jetzt am Anfang einer Erholungsphase? Oder ist das nur eine kurze Verbesserung in einer volatilen Marktphase? Konstantin Oldenburger, Analyst bei CMC Markets, antwortet.
Könnte es sein, dass der DAX den Ukraine-Krieg, die weltweit steigenden Zinsen, die anziehenden Rohstoffpreise und die hohe Inflation bereits eingepreist hat? Wir haben den Top-Kapitalmarktexperten Konstantin Oldenburger (CMC Markets) um seine Meinung gebeten. Er antwortete ausführlich:
"Mit dem Rückenwind einer weiter starken Wall Street und vor allem hausierenden Technologiewerten, die den geldpolitischen Unwägbarkeiten trotzen, kommt der Deutsche Aktienindex ebenfalls Schritt für Schritt nach oben. Die geographische Nähe und wirtschaftliche Abhängigkeit von Russland in Kombination mit wieder steigenden Energiepreisen macht allerdings der deutschen Industrie zu schaffen, was sich früher oder später im Gewinnwachstum zeigen könnte.
Der Nasdaq-Index bleibt der große Gewinner in diesen Tagen und koppelt sich von den anderen Indizes ab. Der Aktienkorb mit den am stärksten leerverkauften Aktien legte in den vergangenen Tagen gegenüber den Tiefstständen vor der Zinserhöhung in der vergangenen Woche sogar um über 20 Prozent zu. Dies ist der aggressivste Short Squeeze seit Januar 2021, als dieser Index sein Rekordhoch erreichte. Noch scheint auch keine Pause in Sicht.
Damit findet sich im aktuellen Umfeld mit steigenden Zinsen, einer galoppierenden Inflation und geopolitischen Unruhen zwar derzeit viel Negatives, was gegen Wachstumswerte spricht, aber alles hat seinen Preis und der jüngste Ausverkauf hat scheinbar dazu geführt, dass mehrere groß kapitalisierte Wachstumsaktien auf einem Niveau liegen, das die Anleger für attraktiv erachten.
Der DAX verzeichnet mit diesem Rückenwind ebenfalls ein Plus gegenüber seinem Anfang des Monats erreichten Jahrestief von gut 18 Prozent. Aber der Markt ist noch nicht über den Berg. Der Widerstandsbereich zwischen 14.840 und 15.200 Punkten dürfte eine entscheidende Marktphase einläuten. Ein Scheitern in dieser Zone im ersten Anlauf wäre noch kein Beinbruch und der Markt könnte selbst nach einer weiteren Korrektur in Richtung 14.000 Punkten den Aufwärtstrend zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufnehmen.
Es wäre nicht das erste Mal, dass sich der Wind an der Börse schneller dreht als noch vor ein paar Wochen geglaubt wurde", schließt Konstantin Oldenburger.
Lesen Sie auch
Autor: Christoph Morisse, wallstreet:online Zentralredaktion