checkAd

     685  0 Kommentare Alles auf ein Unentschieden gesetzt

    Olaf Scholz möchte gerne den Dritten Weltkrieg verhindern, führt ihn dadurch aber wohl eher herbei.

    Wären wir jetzt beim Kartenspielen, würde ich sagen: Die Nato hat ein gutes Blatt gehabt, doch sie sind lausige Spieler.

     

    Doch es ist kein Spiel und das macht alles extrem viel schlimmer.

     

    Die Nato hat entschieden, nicht in den Krieg um die Ukraine einzugreifen, aber massiv Waffen zu liefern. Und das scheint eine schlechte Wette zu sein, denn die Gewinnchancen sind klein, das Verlustrisiko jedoch genauso groß wie bei einem Einsatz.

     

    Nehmen wir einmal an, der Krieg wäre aus. Was wäre dann?

     

    Fall (1): Die Russen haben gewonnen. Dann sind alle ukrainischen Männer tot und Russland steht direkt an Polens Grenze. Deutschland ist dann auch nicht mehr weit. Und es gibt bestimmt mutige Leute, die gegen die Nato-Staaten eine Klage wegen Mitwirkung am Völkermord an den Ukrainern einreichen. Was für ein Erfolg.

     

    Fall (2): Die Ukraine hat gewonnen. Das wäre noch schlimmer. Denn dann ist der russische Bär erst recht wütend und wird seine atomare Drohung, mit der er die Nato schon dieses Mal auf dem Krieg herausgehalten hat, verstärken. Gar nicht auszudenken, dieser Fall.

     

    Es bleibt also nur Fall (3), ein Unentschieden. Das heißt: Aufteilung des Landes. Doch hätte man das nicht auch ohne Krieg haben können? Es wäre ja nicht das erste Mal, dass die Großmächte über den Kopf kleinerer Länder hinweg Entscheidungen treffen können. Aber egal, für die Nato wäre das auf jeden Fall die beste Lösung.

     

    Eigentlich ist es die dümmste Taktik, von vornherein auf ein Unentschieden zu spielen. Aber Sieg oder Niederlage wären ja weit gravierender.

     

    Und ein langer Krieg mit einem Unentschieden nach Verlängerung wäre für die Nato auch insofern gut, dass die Russen dann ausgezehrt und geschwächt sind. Je länger der Bär rammelt, umso trister wird er.

     

    Wobei ich bisher natürlich unterstellt habe, die Nato würde sich taktisch verhalten und rational handeln. Das ist natürlich mittlerweile nicht mehr haltbar. Auf mich wirkt die Nato eher wie Haufen Ratloser, die einfach immer irgendetwas machen müssen, nur um nicht gar nichts zu tun.

     

    Und wenn denen von ihnen aus dem Westen gar nichts anderes mehr einfällt, fahren sie nach Kiew und klatschen den Menschen dort zu: Ihr seid Helden! Helden, Helden, Helden! Und dann fahren sie wieder weg. Denn wie die Menschen anschließend zerbombt werden, das will doch keiner unserer feinen Führungsleute wirklich gerne selbst mitansehen.

     

    Ein bisschen erinnern mich diese Politiker daher an die Fernsehmoderatorinnen mit der Hornhaut auf der Seele, die ihre Gesprächspartnerinnen immer fragen: Was ist denn nun die Strategie der Russen, wollen sie nur das Land erobern oder wollen sie auch alle Ukrainer umbringen?

     

    Und das sagen sie dann stets im gleichen Tonfall als würden sie fragen: Wie kriegst du eigentlich die ekligen kleinen Härchen aus der Arschfalte heraus?

     

    Ich fürchte, so sieht es aus. Jeder weitere Tag vor der Zeitung oder dem Fernseher macht daher die Atombombe weniger schlimm. Und bis dahin kann man ja immerhin noch seine Eurochips setzen.

     

    Bernd Niquet

     

    berndniquet@t-online.de

     

     

     


    Bernd Niquet
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

    Mehr anzeigen
    Verfasst von Bernd Niquet
    Alles auf ein Unentschieden gesetzt Nehmen wir einmal an, der Krieg wäre aus. Was wäre dann?