Was plant Eurofins mit MWG Biotech?

Die Eurofins Scientific S.A. (FR000038259) hat sich über ihre Tochtergesellschaft, die GeneScan Europa AG, rund 25 Prozent der krisengebeutelten MWG Biotech AG unter den Nagel gerissen. Darüber hinaus wird GeneScan Wandelschuldverschreibungen von MWG in Höhe von zwei Millionen Euro zeichnen. Die Wandelschuldverschreibungen berechtigen zum Bezug neuer Aktien zu einem Wandlungspreis von einem Euro. Bekanntlich wird MWG Biotech (aktuelle Notiz: 43 Cent) das Kapital herabsetzen. In welcher Höhe der Kapitalschnitt vollzogen wird, ist noch nicht bekannt. Er soll allerdings mindestens im Verhältnis 1:3 erfolgen. Der Clou: Der Wandler wird bei einer Kapitalherabsetzung nicht angepasst. Auf den ersten Blick scheint es das Ziel von GeneScan zu sein, MWG Biotech komplett zu übernehmen. Dafür müsste der Kapitalschnitt so hoch wie möglich ausfallen.

Da die Präsenz der jüngsten Hautversammlungen von MWG sehr mager war, ist die Tochter von Eurofins als Großaktionär in der günstigen Lage, den Schnitt nach eigenem Gusto durchzuführen. Eurofins-Finanzvorstand, Matthias Wilbur-Weber, sagt allerdings im Gespräch mit TradeCentre: "Wir streben aktuell weder eine Mehrheits- noch eine Komplettübernahme an. Den Einstieg bei MWG Biotech betrachten wir als Finanzinvestment. Mit 25,1 Prozent haben wir eine komfortable Position". Zudem rechnet Weber bei der nächsten Hautversammlung mit einer deutlich höheren Präsenz der Anteilseigner. "Bei solchen Entscheidungen ist die Stimmzahl immer viel höher als sonst", so der CFO. Wir sind gespannt, wie hoch der Anteilsbesitz von GeneScan nach der Wandlung aussehen wird. Nicht auszuschließen, dass MWG früher oder später komplett in den Händen von GeneScan sitzt.

Für den französischen Konzern ist das Geschehen in Deutschland bestenfalls nur ein Nebenkriegsschauplatz. Das operative Geschäft läuft nämlich auf Hochtouren. Nach eigenen Angaben ist das vierte Quartal des letzten Jahres "traditionell sehr stark verlaufen". Die Jahresziele dürften erfüllt worden sein. "Ich habe keinen Grund zur Annahme, dass sich unser Geschäft schwächer entwickelt". Für das Gesamtjahr rechnen Analysten mit einem Umsatz von über 170 Millionen Euro und einem EBITDA von mehr als 26 Millionen Euro. Vor Steuern und Zinsen und vor Kosten für das Effizienzprogramm ist ein Profit von über 15 Millionen Euro zu erwarten. Abzüglich der Sondereffekte soll der operative Gewinn bei elf Millionen Euro liegen. Im laufenden Geschäftsjahr fallen nach Angaben von Weber nochmals "geringfügige Kosten bis maximal zwei Millionen Euro" für das Sparprogramm an. "Ab dem Jahr 2006 sparen wir jährlich acht Millionen Euro an Kosten aufgrund unseres Effizienzprogramms", so der Finanzchef.

Organisch strebt der Konzern in 2005 ein Wachstum von fünf Prozent an. Akquisitionen könnten das Wachstum noch beschleunigen, ergänzt Weber. "Wir stehen mit vielen Firmen in Kontakt und suchen Labors mit einem Volumen von fünf bis 15 Millionen Euro Umsatz". Die EBIT-Marge soll sich dem Vernehmen nach in diesem Jahr bei über zehn Prozent einpendeln. Mittelfristig ist eine Größenordnung von 15 Prozent angestrebt.

Seit unserer Empfehlung von Anfang September hat sich die Aktie prächtig entwickelt. Das aktuelle Kursplus liegt bei sage und schreibe 50 Prozent. Aufgrund des Börsenwertes von momentan 265 Millionen Euro hat Eurofins bereits ein Kriterium für die Aufnahme in den TecDAX erfüllt. Die Börsenumsätze in Deutschland lassen aber zu wünschen übrig, da die Umsätze nahezu komplett an der Pariser Börse stattfinden. Um in deutschen Technologieindex aufzusteigen, ist Weber aber daran interessiert das Handelsvolumen in Deutschland zu steigern. Lassen Sie Ihre Gewinne laufen.