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    Börse_Dax9000_2_SymbolGibt es wirklich Börsenregeln, an denen man sich wie an „Heiligenbildern“ festhalten kann? Eine der bekanntesten lautet: Im Mai, vor den schwachen Börsenmonaten im Sommer, sind Anleger gut beraten, ihre Aktien zu verkaufen. Im September sollten sie zurückkommen, um von der Jahresendrallye zu profitieren. Hat diese Regel in der Vergangenheit funktioniert und wenn ja, lässt sich daraus auch eine Gesetzmäßigkeit für die aktuelle Börsenentwicklung ableiten? Wir stellen die Analyse von Robert Halver, Baader Bank AG, für die Börse München vor. 

    Es war einmal…die gute alte Börsenzeit. Damals waren westliche Finanzmärkte noch weitgehend unter sich und ziemlich losgelöst von den noch wenig bedeutenden Schwellenländern. Und die Politik/Geldpolitik nahm nur die Rolle der Schiedsrichter ein, die die Rahmendaten für Wirtschaft und Finanzmärkte setzten. Ja, z.B. bezogen auf den S&P 500 lässt sich seit 1950 tatsächlich eine durchschnittlich schwächere Börsenphase zwischen Mai und Oktober gegenüber der Zeitspanne November bis April von ca. fünf Prozentpunkten errechnen.

    Nicht Börsenregeln, sondern der Markt bestimmt

    Ist diese Börsenweisheit noch zeitgemäß? Zunächst würden professionelle Anleger und Hedge-Fonds jede halbwegs funktionierende Börsenregel durch entsprechende Spekulation zerstören.

    Außerdem werden die Außeneinflüsse immer größer. Es gibt New Kids on the Block. Schwellenländer wie China sind geopolitisch und wirtschaftlich längst systemrelevant für die (Finanz-)Welt und scheren sich nicht um westliche Saisonalitätsmuster, die sie aufwühlen wie der Pflug den Acker im Frühling. Irgendwo auf der Welt passiert doch immer irgendwas, das aufgrund der Globalisierung wie fallende Dominosteine auch irgendwann die klassischen Börsen erreicht.

    Vor allem aber halten sich heute Fiskal- und Geldpolitik nicht mehr zurück. Aus Schiedsrichtern sind die eigentlichen Spielmacher an den Börsen geworden. Egal, ob Immobilien-, Finanz-, Schulden- und Bankenkrise, ob Brexit, Handelskrieg oder die Euro-Rettung, mittlerweile muss die Politik Eigentore und Niederlagen nicht nur saisonal, sondern an 365 Tagen im Jahr verhindern. Auch in der heißen Jahreszeit ist die Rettungspolitik nicht im Lockdown, was die Finanzmärkte stützt.

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    Daniel Saurenz
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    Der ehemalige FTD-Redakteur und Börse Online-Urgestein Daniel Saurenz hat zusammen mit Benjamin Feingold das Investmentportal „Feingold Research“ gegründet. Dort präsentieren die beiden Börsianer und Journalisten ihre Markteinschätzungen, Perspektiven und Strategien samt Produktempfehlungen. Im strategischen Musterdepot werden die eigenen Ideen mit cleveren und meist etwas „anderen“ Produkten umgesetzt und für alle Leser und aktiven Anleger verständlich erläutert. Weitere Informationen: Feingold Research.
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    Verfasst von Daniel Saurenz
    Gibt es wirklich Börsenregeln, an denen man sich wie an „Heiligenbildern“ festhalten kann? Eine der bekanntesten lautet: Im Mai, vor den schwachen Börsenmonaten im Sommer, sind Anleger gut beraten, ihre Aktien zu verkaufen. Im September sollten sie …

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