Es war einmal…die gute alte Börsenzeit. Damals waren westliche Finanzmärkte noch weitgehend unter sich und ziemlich losgelöst von den noch wenig bedeutenden Schwellenländern. Und die Politik/Geldpolitik nahm nur die Rolle der Schiedsrichter ein, die die Rahmendaten für Wirtschaft und Finanzmärkte setzten. Ja, z.B. bezogen auf den S&P 500 lässt sich seit 1950 tatsächlich eine durchschnittlich schwächere Börsenphase zwischen Mai und Oktober gegenüber der Zeitspanne November bis April von ca. fünf Prozentpunkten errechnen.
Nicht Börsenregeln, sondern der Markt bestimmt
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Außerdem werden die Außeneinflüsse immer größer. Es gibt New Kids on the Block. Schwellenländer wie China sind geopolitisch und wirtschaftlich längst systemrelevant für die (Finanz-)Welt und scheren sich nicht um westliche Saisonalitätsmuster, die sie aufwühlen wie der Pflug den Acker im Frühling. Irgendwo auf der Welt passiert doch immer irgendwas, das aufgrund der Globalisierung wie fallende Dominosteine auch irgendwann die klassischen Börsen erreicht.
Vor allem aber halten sich heute Fiskal- und Geldpolitik nicht mehr zurück. Aus Schiedsrichtern sind die eigentlichen Spielmacher an den Börsen geworden. Egal, ob Immobilien-, Finanz-, Schulden- und Bankenkrise, ob Brexit, Handelskrieg oder die Euro-Rettung, mittlerweile muss die Politik Eigentore und Niederlagen nicht nur saisonal, sondern an 365 Tagen im Jahr verhindern. Auch in der heißen Jahreszeit ist die Rettungspolitik nicht im Lockdown, was die Finanzmärkte stützt.