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     184  0 Kommentare E-Commerce - es gibt noch viel zu tun

    Die deutschen Mittelständler sehen offenbar nach wie vor keinen Handlungsbedarf, sich in Richtung eCommerce fit zu machen. Das hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) und den Deutschen Industrie- und Handelstag (DIHT) jetzt bewogen, eine "Vereinbarung über gemeinsame Maßnahmen zur stärkeren Beteiligung des Mittelstandes am elektronischen Geschäftsverkehr" zu schließen.

    Mittelstand und Handwerk sollen nicht nur ans Netz, sondern auch an die entwickelten Formen des eBusiness herangeführt werden. Mittelständische Unternehmen müssten aktiver werden. Das sei mitentscheidend für Erhalt oder Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Damit reagieren BMWi und DIHT auf die jüngst auch vom DIHT festgestellte Notwendigkeit, dem Mittelstand beim Einstieg in die neuen elektronischen Geschäftsformen zu helfen 140565.

    Der Eindruck, Deutschland sei Schlusslicht, wird auch durch eine Studie von empirica bestätigt, die das BMWI auf seiner Web-Site zur Verfügung stellt. Angesichts der Tatsache, dass der elektronische Handel zu den dynamischsten Wirtschaftsbereichen zählt und den Prognosen, die in Deutschland bis zum Jahre 2004 ein Wachstum des eCommerce auf rund 400 Mrd.€ erwarten, offenbart sich hier ein krasses Missverhältnis.

    Fast 50% der deutschen Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitern sehen vielfach keinen Nutzen im eCommerce und sich mehrheitlich der Meinung, sie seien hiervon nicht betroffen. Bei den Großbetrieben sinkt die Quote derer, die keinen Sinn in einem Online-Angebot sehen, auf 33%. 60% der Unternehmen mit unter 50 Beschäftigten sind von der Nutzlosigkeit eines Online-Einkaufs überzeugt, bei den größeren liegt die Quote immer noch um 50%.

    Die Studie basiert auf einer 1999 in sieben Ländern durchgeführten Befragung. Die Zahlen dürften sich zwischenzeitlich etwas verschoben haben, der Trend bleibt gültig. Die zu Tage tretende Ignoranz ist beachtlich.

    Finnland ist in Sachen eCommerce Vorreiterland, und zwar offenbar nicht nur in Europa, sondern auch gegenüber den USA. Der Vorsprung beträgt ungefähr drei Jahre gegenüber Deutschland. Nur 7% der finnischen Betriebe mit zwischen 10 und 50 Beschäftigten sind offline. In Deutschland sind es beschämende 36%. In den Niederlanden ist das Akzeptanzgefälle hinsichtlich Internet-Anschluß entlang der Betriebsgröße ähnlich ausgeprägt wie bei uns. In den USA fällt auf, dass gerade bei kleineren Betrieben die Quote der Internet-Anschlüsse deutlich höher ist, den finnischen Level aber nicht erreicht. Der Internet-Anschluß wird als Voraussetzung für den eCommerce von der empirica-Studie als Barometer für die eCommerce-Bereitschaft gewertet.

    Die Kernaussagen der Untersuchung werden durch eine Erhebung von Pricewaterhouse-Coopers gestützt und auf Groß-Unternehmen ausgedehnt. Nur etwas mehr als 50% der Ende letzten Jahres befragten Führungskräfte weltweit gestanden einen moderaten Einfluss des eCommerce auf ihr Unternehmen zu - eine nur geringe Veränderung gegenüber einer Befragung aus dem Jahre 1999. 22% sahen sich durch den elektronischen Handel sogar überhaupt nicht betroffen. Immerhin gaben rund 20% der Top-Manager an, dass eCommerce ihr Geschäft erheblich beeinflusse, 2,5% sprachen gar davon, dass ihr Unternehmen hierdurch vollständig neu ausgerichtet worden sei.

    In den einzelnen Branchen werden die Auswirkungen allerdings sehr unterschiedlich beurteilt. Banken sehen zu 38% erhebliche Einflüsse, gefolgt von der Kommunikationstechnologie mit 35%. Der Transportsektor und der Dienstleistungsbereich folgen etwa gleichauf mit 27,6% und knapp 26%. Immerhin gestehen noch knapp 18% der befragten Vorstände in der Konsumgüterindustrie dem eCommerce einen erheblichen oder sogar entscheidenden Einfluss zu. Das verarbeitende Gewerbe bildet mit 12% das Schlusslicht. 60% der befragten Manager erkennen hier wenigstens mäßige Auswirkungen an. Fast 28% bestreiten aber jeglichen Einfluss auf ihr Geschäft. Dieser Wert wird nur noch von den Vorständen im Transportgewerbe getoppt, die mit einer Quote von 31% davon träumen, dass ihr Geschäft ohne elektronischen „Schnickschnack“ läuft.

    Die unterschiedlichen Branchenergebnisse führen zu der Schlussfolgerung, dass die Unternehmen umso eher die Bedeutung von eCommerce erkennen, je näher sie an Endmärkten positioniert sind. Umgekehrt ist offenbar der elektronische Handel im B2B-Segment noch längst nicht so weit vorgedrungen, wie im B2C-Segment.

    Die ernüchternden Aussagen beider Studien decken sich im Trend und zeigen, dass es für die Anbieter von Produkten und Dienstleistungen im Bereich des eCommerce noch viel zu tun gibt.


    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    E-Commerce - es gibt noch viel zu tun Die deutschen Mittelständler sehen offenbar nach wie vor keinen Handlungsbedarf, sich in Richtung eCommerce fit zu machen. Das hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) und den Deutschen Industrie- und Handelstag (DIHT) jetzt …

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