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     163  0 Kommentare DeFi in Schockstarre, Kommentar zum Kryptomarkt von Alex Wehnert

    Frankfurt (ots) - Der Kryptomarkt befindet sich nach den jüngsten Turbulenzen in
    Schockstarre - und ein Ende dieses Zustands ist vorerst nicht in Sicht. Doch
    während in der breiten Diskussion an den Finanzmärkten die Kursrücksetzer der
    führenden Digitalwährung Bitcoin im Fokus stehen, ist die Wertvernichtung im
    dezentralisierten Finanzwesen (DeFi) noch wesentlich besorgniserregender. Der
    Grundgedanke hinter DeFi besteht darin, klassische Finanzkonzepte mit
    Distributed-Ledger-Technologien zu verbinden und zentrale Intermediäre wie
    Börsenmakler und Banken abzulösen. Dabei helfen Smart Contracts, also
    Computerprotokolle, die Verträge abbilden sowie Transaktionen dezentral und
    automatisiert ausführen können. Seit Anfang Mai sind aus Smart Contracts mit
    DeFi-Bezug laut der Plattform DeFi Llama mehr als 90 Mrd. Dollar abgeflossen -
    am Freitag belief sich das Volumen des Kryptokapitals, das in solchen
    Protokollen lag, auf nunmehr 106 Mrd. Dollar.

    Ein bedeutender Teil der Abflüsse dürfte darauf zurückzuführen sein, dass der
    Kollaps des Stablecoin TerraUSD (UST) das Vertrauen in dezentrale Anwendungen
    erheblich beschädigt hat. Der algorithmische Krypto-Token, der eigentlich
    Wertstabilität gewährleisten sollte und an den Dollar gekoppelt war, hatte zu
    Monatsbeginn vollständig die Bindung an den Greenback verloren und soll nun im
    Zuge eines Wiederaufbauplans für die zugehörige Blockchain effektiv begraben
    werden. Der UST-Crash traf auch Bitcoin hart, weil die Organisation hinter dem
    Stablecoin großvolumige Reserven in der führenden Cyberdevise hält und diese in
    dem Versuch, das eigene System zu stabilisieren, anzapfen musste.

    Doch die zweitgrößte Digitalwährung Ether geriet noch deutlich heftiger unter
    Druck: Auf Monatsfrist hat sie zum Dollar nahezu 40 % an Wert eingebüßt, bei
    Bitcoin beträgt der Verlust 28 %. Trotz seiner beträchtlichen Rücksetzer ist der
    Marktprimus damit relativ zur Nummer zwei des Segments so teuer wie zuletzt im
    vergangenen Oktober, als die Einführung Futures-basierter Bitcoin-ETFs in den
    USA eine gewaltige Euphorie unter den Anlegern entfacht hatte. Auch in Bezug auf
    das gesamte Kryptosegment hat die älteste Cyberdevise zuletzt wieder an Dominanz
    gewonnen: Ihr Anteil an der gesamtem Marktkapitalisierung aller umlaufenden
    Krypto-Einheiten ist laut der Plattform Coinmarketcap auf 45 % gestiegen,
    nachdem er zu Jahresbeginn noch unter die Marke von 40 % gefallen war.

    Diese Entwicklung hängt auch damit zusammen, dass Stablecoins wie UST integraler
    Bestandteil vieler DeFi-Anwendungen sind - und der Trend zum dezentralen
    Finanzwesen für Bitcoin eine wesentlich geringere Rolle spielt als für Ethereum
    oder andere Herausforderer wie Solana oder Cardano. Denn während Letztere häufig
    gleich mit DeFi-Fokus gestartet sind, ist die Bitcoin-Blockchain erst seit dem
    im vergangenen November aufgespielten Upgrade "Taproot" fähig, komplexere Smart
    Contracts abzubilden. Dies zeigt auch das Volumen des jeweils gespeicherten
    Kryptokapitals: In dezentralen Protokollen auf Ethereum liegen noch immer 67,5
    Mrd. Dollar, auf Bitcoin sind es lediglich 166 Mill. Dollar.

    Für Ether bahnen sich nun zusätzliche Rückschläge an, weil sich im Zuge der lang
    erwarteten Umstellung des Ethereum-Netzwerks auf den
    Proof-of-Stake-Konsensmechanismus Unstimmigkeiten ergeben haben. Mit dieser soll
    der Betrieb der Blockchain gerade im Vergleich zum von Bitcoin genutzten,
    äußerst rechenintensiven Proof-of-Work-Mechanismus energieeffizienter werden.
    Infolge zuletzt offenbar gewordener Sicherheitslücken droht sich die Umstellung
    aber zu verzögern.

    Bitcoin besitzt im aktuellen Umfeld also leichte Vorteile gegenüber den
    stärksten Herausforderern. Aufwärtspotenzial ergibt sich für den Marktprimus
    damit aber noch lange nicht, da dieser aufgrund seiner Rolle als
    Spekulationsobjekt besonders stark unter der allgemeinen Risikoscheu an den
    Finanzmärkten leidet - und diese wird durch die jüngsten Stablecoin-Turbulenzen
    eben noch einmal verstärkt.

    Pressekontakt:

    Börsen-Zeitung
    Redaktion

    Telefon: 069-2732-0
    www.boersen-zeitung.de

    Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/30377/5233504
    OTS: Börsen-Zeitung


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