Wie nachhaltig sind die erneuten Inflations- und Zinssorgen?
Die US-Inflationsdaten haben die vorgestern bereits durch die EZB angefachten Zinsängste weiter angeheizt. Aktien sendeten dadurch weitere bearishe Signale. ...
Die Inflations- und Zinsängste sind zurück in den Köpfen der Anleger – zumindest kurzfristig. Denn nach der vorgestrigen Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) haben die Aktienmärkte weiter nachgegeben und ihr Tempo dabei erhöht. Gestern setzten sich die Kursverluste fort. Das heißt, auch nachdem die Anleger eine Nacht drüber schlafen konnten, blieben sie defensiv.
Und dass die EZB vorgestern etwas mehr geliefert hat als erwartet, hat natürlich die Erwartung geschürt, dass auch sie nun mehr Tempo macht. Allerdings muss man berücksichtigen, dass die EZB nach aktuellem Stand nicht mehr liefern wird, als die Märkte bereits eingepreist hatten. Dazu erinnere ich an die Grafik aus der Börse-Intern von Mittwoch:
Dass die EZB die Zinsen im Juli um 0,25 und im September um 0,5 Prozentpunkte anhebt, war demnach vor den aktuellen Beschlüssen bereits genauso eingepreist wie „ein schrittweiser, aber nachhaltiger Kurs weiterer Zinserhöhungen“, wie es die EZB vorgestern formuliert hat. Der Markt rechnet bis März 2023 mit weiteren Zinsschritten von jeweils 25 Basispunkten. Insofern stellt sich die Frage, wie nachhaltig die aktuellen bearishen Signale sind und ob die Kurserholung damit zu Ende ist und ein neuer Abwärtstrend eingeleitet wurde.
US-Inflation weiter und stärker als erwartet gestiegen
Jedenfalls wurden die neuerlichen Inflations- und damit Zinsängste gestern durch die US-Inflationsdaten noch weiter angeheizt. Denn der Verbraucherpreisindex ist im Mai um 8,6 % gegenüber dem Vorjahreswert gestiegen. Das ist der größte Anstieg seit Dezember 1981. Er erreichte damit ein neues Hoch im aktuellen Zyklus und übertraf zudem die Erwartungen, die von einer unveränderten Rate ausgingen (April: +8,3 %).
Ein Wert unterhalb von +8,5 % wäre ein weiterer Hinweis darauf gewesen, dass das Inflationshoch im März erreicht wurde. Doch schaut man auf die Kernrate, dann bestehen Hoffnungen, dass dieses Hoch dennoch in greifbarer Nähe ist. Denn ohne die volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise stiegen die Preise im Mai „nur noch“ um 6,0 %, nach +6,2 % im April und +6,5 % im März. Allerdings lag auch dies über den Konsens-Erwartungen (+5,9 %).
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