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    123fahrschule: "Wir wollen die Fahrschulwelt nachhaltig verändern"

    In den vergangenen zwölf Monaten hat die Aktie von 123fahrschule an der Börse Düsseldorf fast 25 Prozent zugelegt. CEO Boris Polenske rechnet für die Zukunft mit einem weiteren dynamischen Wachstum. Zukäufe sind möglich.

    Im Interview mit unserer Redaktion macht Polenske deutlich, dass entsprechende Verhandlungen mit großen Fahrschulketten weit fortgeschritten sind. Eine Erfolgsmeldung könnte bald kommen. Polenske redet über die Probleme, neue Fahrlehrer zu finden und wie 123fahrschule sich dieser Problematik annimmt. Die Digitalisierung ist ebenso ein Thema in dem Gespräch wie die hohe Verantwortung seiner Gesellschaft hinsichtlich der Verkehrssicherheit. Angesprochen wird auch die Margenerwartung von Polenske.

    Wie sehr hat sich die Strategie von 123fahrschule in den vergangenen Monaten verändert?

    Polenske: Bisher haben wir uns auf die Digitalisierung der Führerscheinausbildung von Fahrschülern konzentriert. Wir wissen aber schon lange, wie hoch der Bedarf an Fahrlehrern und Berufskraftfahrern in ganz Deutschland ist. Allein in Deutschland fehlen derzeit rund 80.000 Berufskraftfahrer. Aus diesem Grund haben wir uns im letzten Jahr auch verstärkt diesem Thema gewidmet. Seit dem 15 März haben wir den erfahrenen Ausbildungsexperten Timi Arowolo zum Geschäftsführer unserer neu gegründeten Tochtergesellschaft 123fahrschule Bildung GmbH bestellt. Unser Ziel ist es, den neuen Geschäftsbereich der Berufskraftfahrerausbildung in den kommenden Monaten bundesweit auszubauen und so dem Fachkräftemangel in der Branche entgegenzuwirken. Zudem wollen wir die Digitalisierung mittels eines Blended-Learning-Ausbildungskonzepts auch in diesem Bereich weiter vorantreiben. Die Digitalisierung und voranschreitende Automatisierung im Fahrzeugbereich wird in Zukunft digital affine Berufskraftfahrer benötigen. Darüber hinaus haben wir uns aber auch seit 2019 verstärkt der Fahrlehrerausbildung in Deutschland gewidmet. Mittlerweile haben wir drei in den Konzern integrierte Fahrlehrerausbildungsstätten und weitere geplante Akquisitionen für 2022 in der Pipeline. Damit haben wir die Basis geschaffen, um gerade für das anorganische Wachstum der Anmeldezahlen auch in Zukunft mit gut ausgebildeten und kompetenten Fahrlehrern zu arbeiten. Das bedeutet aber nicht, dass die Digitalisierung der klassischen Führerscheinausbildung unserer Fahrschüler damit in den Hintergrund gerät. Mit unserem neuen IT-Produkt „DAP22“, planen wir die Transformation der Fahrschulbranche weiterhin fortzusetzen und den bereits bestehenden digitalen Anmeldeprozess zu optimieren, sodass der Weg des Fahrschülers von der Führerscheinanmeldung bis zur Abgabe des Führerscheinantrags vereinfacht wird. Der digitale Anmeldeprozess „DAP22“ soll bis Ende des Jahres 2022 in die bisherige IT-Struktur integriert als auch implementiert werden und die Fahrschulwelt nachhaltig verändern.

    In Coronazeiten konnten sie den Theorieunterricht online anbieten. Werden sie dies künftig fortsetzen können?

    Polenske: Hier sprechen Sie einen wunden Punkt an. Aber nicht unseren wunden Punkt, denn wir sind als Unternehmen agil aufgestellt. Es ist eher der wunde Punkt der Bürokratie in Deutschland. Die Politiker reden davon, dass wir in Deutschland die Digitalisierung vorantreiben müssen. Viel zu lange haben wir uns in Deutschland auf alten Erfolgen ausgeruht. Dennoch mussten wir als Gesellschaft erfahren, dass auch im Jahr 2022 Unternehmen, die sich auf die Digitalisierung spezialisiert haben, weiterhin Steine in den Weg gelegt werden. Um auf ihre Frage zurückzukommen, nach aktuellem Sachstand dürfen wir ab dem 1. Juli keinen Online-Theorieunterricht mehr in ganz NRW und Berlin anbieten. Das ist sehr schade, weil vor allem unsere Zielgruppe – die Fahrschüler – sehr positive Erfahrungen mit dem Online-Theorieunterricht gemacht haben und diesen in der heutigen Zeit benötigen. Online-Theorieunterricht bietet mehr Flexibilität, Effizienz und Effektivität. Der größte Vorteil unserer Fahrschüler ist, dass es den Stressfaktor senkt. Warum wir kein Verständnis für diese politische Entscheidung haben, ist, dass am Ende alle Schüler, die egal ob sie analog oder virtuell am Theorieunterricht teilgenommen haben, durch die TÜV Prüfung müssen. Die Bestehens-Quote unserer Schüler ist hier immer sehr gut gewesen. Wir prüfen derzeit alle möglichen rechtlichen Mittel, gegen die neueste Verordnungsänderung vorzugehen und haben die Information aus dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV), dass bereits an einer erneuten Verordnungsänderung gearbeitet wird, die das Thema Online-Theorie dauerhaft in der Fahrschulbranche etablieren wird. Wann es zu einer Umsetzung dieser 16. Änderungsverordnung kommen wird, ist derzeit nicht absehbar. An dieser Stelle muss ich aber betonen, dass das Geschäftsmodell „Fahrschule“ auch mit Präsenzunterricht funktioniert und gute EBITDA-Margen liefert.

    Sind auch Autofahrstunden irgendwann einmal rein virtuell möglich?

    Polenske: Ich bin ein Visionär und sehr offen für Innovation. Das bedeutet, natürlich kann ich mir das vorstellen. Aber ein wesentlicher Faktor, der für unsere Branche eine wichtige Rolle spielt, ist das Thema Verkehrssicherheit. Wir tragen als Unternehmen eine enorm hohe Verantwortung dafür. Wenn also irgendwann einmal Autofahrstunden virtuell möglich sein werden, dann würde ich es nur in Betracht ziehen diese anzubieten, wenn auch geprüft wurde, dass es nicht zu Gefährdungen im Straßenverkehr führt. Seit dem 07.04.2022 sind wir als erste Fahrschule Mitglied beim Deutschen Verkehrssicherheitsrat und möchten ein Bewusstsein dafür schaffen, wie wichtig die Verantwortung ist, die wir als Unternehmen tragen.

    Auf der Münchner Kapitalmarkt Konferenz (MKK) sagten sie, dass sie kurz vor dem Erwerb von zwei großen Fahrschulketten in Süddeutschland stehen. Damit könnten sie eine ganz andere Flughöhe erreichen. Gibt es dazu weitere Details?

    Polenske: Da diese Verhandlungen vertraulich sind, kann ich dazu nichts weiter ausführen. Zur Hauptversammlung, am 27.06.2022, wird es aber eventuell dazu ein Update geben, da wir aktuell auch dabei sind, Fremdkapital für diese Übernahmen aufzunehmen.

    Bezahlt werden könnten diese Akquisitionen teils mit eigenen Aktien. Wie werden sie diese Übernahmen ansonsten finanzieren?

    Polenske: Der Aktienanteil wird eher gering sein, wir streben aber einen Anteil von ca. 40 Prozent über bankenfinanziertes Fremdkapital an.

    Mit Hilfe einer Bank loten sie, so war auf der MKK zu hören, derzeit die Emission einer Wandelanleihe aus. Was ist geplant?

    Polenske: Das Thema Wandelanleihe verfolgen wir aufgrund der gestiegenen Zinsen und des Kapitalmarktumfeldes nicht mehr. Wie Sie der Einladung zur Hauptversammlung entnehmen können, planen wir bis zu 800.000 Aktien im Rahmen eines Direktbeschlusses zu platzieren.

    Bei diesen zwei großen Übernahmen dürfte es nicht bleiben. Sie sprachen gerade selber das Thema Kapitalerhöhungen an. Das ist auf der Agenda, um künftige Akquisitionen zu finanzieren?

    Polenske: Mit den aktuell in der Pipeline befindlichen Übernahmen wird sich unser Cash Flow sehr positiv entwickeln und wir gehen davon aus, dass wir in Zukunft einen Teil der Übernahmen über den Cash Flow und weiter auch über Fremdkapital finanzieren können. Da das Wachstum des Unternehmens aber aktuell sehr dynamisch ist, möchte ich bei entsprechend attraktiven Opportunitäten weitere Kapitalerhöhungen nicht ausschließen.

    Haben sie keine Angst, dass große Private Equity Gesellschaften in den deutschen Markt kommen?

    Polenske: Wir schauen uns das Marktumfeld derzeit sehr genau an und sind auch mit vielen größeren Fahrschulketten im Gespräch. Aber der Markt ist mit 2,5 Milliarden Euro so groß, dass wir hier Platz für mehrere große Spieler sehen.

    Sie haben sich früher über einen Mangel an Fahrlehrern beklagt. Mittels eigener Schulungsstätten wollten sie dies beheben. Ist das gelungen?

    Polenske: Ja, wir haben eigene Fahrlehrerausbildungsstätten gegründet und ja, wir bilden selbst Fahrlehrer aus um den Mangel an Fahrlehrern weiterhin entgegenzuwirken. Einige der Auszubildenden arbeiten auch schon in unserem Betrieb als FliP (Fahrlehrer im Praktikum). Diese sind bereits dazu ermächtigt, Fahrschüler zu schulen. Auch wenn wir uns der Aufgabe gewidmet haben, stehen wir in Deutschland immer noch vor einer großen Lücke, was den Fahrlehrermangel betrifft. Deswegen weiß ich nicht, ob man an der Stelle davon sprechen kann, ob dies gelungen ist. Aber wir befinden uns auf einem guten Weg. Die Ausbildung eigener Fahrlehrer ist für uns aber ein wichtiger Baustein beim Mix aus organischem und anorganischem Wachstum und soll neben den Übernahmen in den nächsten Jahren maßgeblich zum anorganischen Wachstum beitragen.

    Die Schulungsorte sind zugleich Projekte, mit denen man Geld verdienen kann. Gibt es Überlegungen, dort auch Fahrlehrer anderer Fahrschulen auszubilden?

    Polenske: Unsere Fahrlehrerausbildungsstätten stehen allen Unternehmen der Branche zur Verfügung und wir freuen uns über jeden Kunden, der unsere Leistungen in Anspruch nimmt.

    Bis 2024 wollen sie in allen Ballungsräumen aktiv sein. Das Kartellamt fürchten sie dabei nicht?

    Polenske: Aktuell sind wir mit unserem Marktanteil noch weit von einer marktbeherrschenden Stellung entfernt. Ich denke, dass sich unsere Aktionäre sehr darüber freuen würden, wenn wir uns darüber Gedanken machen.

    Bei künftigen Margen von 20 Prozent stellt sich die Frage nach der Dividendenpolitik!?

    Polenske: Wir haben immer gesagt, dass eine gute EBITDA-Marge im Fahrschulgeschäft bei 15 Prozent liegt, über jeden weiteren Prozentpunkt würden wir uns freuen, aber aktuell steht der Fokus auf Wachstum mit einer ausreichenden Profitabilität. Für die nächsten zwei bis drei Jahre ist aber definitiv eher geplant, Gewinne in weiteres Wachstum zu reinvestieren.

    Noch ist der Primärmarkt in Düsseldorf ihre Heimat. Bleibt dies bei den künftigen Wachstumsambitionen so? Polenske: Natürlich nicht! Ist ein Führerschein für junge Menschen in Großstädten überhaupt noch attraktiv?

    Polenske: Eindeutig „Ja“! Vor allem die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig Flexibilität ist. Keiner wollte mehr auf Grund des hohen Ansteckungsrisikos mit der Bahn fahren. Es war aber nie so, dass die Führerscheinausbildung für die jungen Menschen unattraktiv geworden ist. Lediglich das Alter der Fahrschüler hat sich nach hinten verschoben. Das bedeutet, die meisten Fahrschüler sind Mitte zwanzig. Viele Millennials haben das Gefühl, dass sie einem besonders hohen schulischen Leistungsdruck gerecht werden müssen. Aus diesem Grund beenden viele erst ihre schulische Ausbildung oder ihr Studium, bevor Sie mit der Führerscheinausbildung beginnen. Gerade mit der Online-Theorie ist es im eng gesteckten Stundenplan von Schülern leichter möglich, den Führerschein zu machen, da ja die Anfahrt zur Fahrschule entfällt und wir zum Beispiel in der Online-Theorie ein deutlich breiteres Angebot über den Tag realisieren konnten. Darüber hinaus gibt es heutzutage sensationelle Angebote für die junge Generation, um auch ein eigenes Auto fahren zu können. Die Kosten für ein Auto sind durch Angebote wie z. B. Auto-Abos, Leasing für Fahranfänger oder Carsharing erschwinglich geworden.

    Dieses Interview ist eine Kooperation von wallstreet-online mit der Redaktion von www.4investors.de.


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