Inflation und Kapitalanlage Durch Finanzielle Lebensplanung zu mehr Klarheit und Sicherheit
Die augenblickliche Situation ist für Kapitalanleger nicht einfach. Eine hohe Inflation, stark steigende Preise und nicht zuletzt der Krieg in der Ukraine verunsichern zunehmend die Finanzmärkte.

Was noch hinter den Unsicherheiten steckt und wie dennoch eine erfolgreiche Kapitalallokation gelingen kann, das erläutert Markus Marquardt, Gründer der Finanzberatung Marquardt & Kollegen im Interview.
Überfordert der ungeübte Umgang mit größeren Geldmengen die Erstanleger?
Diesen Eindruck kann ich zu 100 Prozent bestätigen. Wer vorher noch nicht wirklich mit viel Geld zu tun hatte, steht vor wichtigen Fragen, wie z. B. was tue ich mit dem Geld, soll ich es meinen Freunden und Bekannten erzählen und wie stelle ich sicher, dass ich es nicht wieder verliere? Für „Ungeübte“ im Umgang mit Geld sind dies in der Tat große Herausforderungen.
Was sind die gefährlichsten Fallstricke?
Eine große Gefahr besteht darin, dass man Dinge überstürzt. Gerade bei hoher Inflation möchten die Menschen das Geld so schnell wie möglich vom Konto bekommen und legen es blauäugig vorschnell an. Häufig in irgendwelchen Aktien oder Fonds von denen sie irgendwo mal gehört oder gelesen haben. Dann steht diese Kapitalanlage sozusagen im luftleeren Raum.
Gehen wir erstmal einen Schritt zurück. Zunächst sollte man sich fragen, in welche Richtung man navigieren möchte. Was sind die eigenen finanziellen oder materiellen Ziele? Gibt es noch Darlehen, die es zu tilgen gilt? Wann möchte man in Ruhestand gehen und mit wie viel Kapital soll dies geschehen? Auch die Frage, wie hoch die Rendite sein soll, die man generieren möchte, sollte mit bedacht werden. Hier geht es um die Risikobereitschaft und die Frage danach, wie groß die Schwankungen bei der Rendite sein dürfen.
Auf Grundlage dieser Überlegungen sollte eine fundierte Finanzplanung bzw. finanzielle Lebensplanung gemacht werden. Wenn die Anforderungen klar sind, dann drängt sich meist automatisch eine entsprechende Kapitalanlage auf, weil sie eben genau zu den eigenen Anforderungen passt. Diese Anlage ist dann wie ein maßgeschneiderter Anzug.
Wie gestalten Sie die Beratung Ihrer Klienten?
Im ersten Schritt führe ich ein langes, ausführliches Interview, um die eben genannten Dinge zu herauszufinden. Wo steht der Klient heute und welche Ziele hat er sich gesetzt. In diese Interviews gehe ich sehr ergebnisoffen, erzähle zunächst kaum etwas über mich. Denn die Anforderungen sind je nach Mensch und Lebenssituation ganz individuell. Viele wissen ja zunächst gar nicht, was Geld für sie bedeutet und sie haben auch noch gar kein echtes Verständnis für ihr Kapital.
Mir ist es wichtig, den vor mir sitzenden Menschen zu verstehen. Dies gelingt nur durch umfangreiche Fragen, etwa nach Menschen, für die der Klient Verantwortung hat, z. B. seine vielleicht pflegebedürftigen Eltern. Vielleicht überlegt er oder sie auch, eine Immobilie zu kaufen oder sonstige Anschaffungen zu tätigen. All diese Dinge müssen in eine solide Finanzplanung einfließen.
Was sind aktuell die größten Herausforderungen in Ihrer Branche?
Es ist vor allem die große Unsicherheit, die aus den einzelnen Faktoren erwächst, die man als größte Herausforderung bezeichnen muss. Ich versuche meine Klienten bei dieser Unsicherheit abzuholen.
Mit Blick auf die aktuell hohe Inflation ist es wichtig sich darüber zu informieren, wie die Gesellschaft und Wirtschaft aus der letzten großen Inflation herausgekommen sind. Dabei kann man auf die Entwicklung der Aktienmärkte hinweisen und so die Klienten aus dem Panik-Modus herausholen. Hier ist es hilfreich, zu betonen, dass es nach großen Katastrophen immer wieder eine positive Entwicklung gegeben hat.
Man muss den Menschen zudem erklären, dass die Zukunft immer ungewiss ist. Dass man sie letztlich nicht planen kann und sie immer mit Unsicherheiten gerechnet werden muss. Hinsichtlich der Kapitalanlagen in Phasen hoher Inflation lässt sich das Risiko z. B. durch eine kluge Gewichtung von Aktien, Anleihen und anderen Finanzinstrumenten reduzieren. Den Menschen in ihrer Unsicherheit hinsichtlich ihres Kapitals möglichst viel Sicherheit durch eine individuelle Strategie zu offerieren, darin sehe ich meine Aufgabe.
Was sind die größten Unterschiede zwischen einem Bankberater und einem unabhängigen Finanzberater?
Landet eine größere Summe Geld auf dem Konto, meldet sich in vielen Fällen die Bank bzw. ein Bankberater und versucht Möglichkeiten aufzuzeigen, was man mit dem Geld tun könnte. Der größte Unterschied zwischen einem Bankberater und einem unabhängigen Berater liegt im angebotenen Portfolio. Der Bankberater unterliegt bestimmten Zwängen, wie z. B. den Kunden, die von seiner Bank angebotenen und meist mit hohen Kostenquoten verbundenen, Finanzinstrumente schmackhaft zu machen. Meist ist die Zahl der Anlageformen dadurch begrenzt. Der Bankberater ist zudem nicht zwangsläufig darum bemüht, den Menschen hinter dem Kapital zu verstehen. Der Produktverkauf steht hier im Vordergrund.
Gute unabhängige Berater schauen sich dagegen zuerst die Kunden und deren Situation an, und suchen dann adäquate Lösungen. Sie erhalten zwar ein Honorar, arbeiten dafür aber frei von Zwängen und Abhängigkeiten. Sie können die besten Produkte anbieten, die dann oft auch noch mit niedrigeren Kostenquoten überzeugen.
Welche Trends sind in Ihrer Branche zu erwarten?
Wenn ich kleinen Privatanlegern etwas Grundlegendes raten sollte, würde ich ihnen eine breite Streuung und einen eher langfristigen Anlagehorizont ans Herz legen. Man darf und soll sich von Unsicherheiten nicht verrückt machen lassen und die Dinge nicht überstürzen.