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    Mineralölkonzerne  14021  2 Kommentare Teure Spritpreise? Hier klingeln die Kassen

    Die Preise an den Tankstellen sind ein echter Aufreger. Doch wo Krisen sind, gibt es immer auch Gewinner: Von den anhaltend hohen Benzinpreisen profitiert derzeit die Mineralölindustrie.

    Wer aufs Auto angewiesen ist, kann sich derzeit nur noch ärgern: Gut drei Wochen nach Einführung des Tankrabatts habe sich Diesel so stark verteuert, dass man sogar tiefer in die Tasche greifen müsse als vor der Maßnahme, mit der Verbraucher doch eigentlich entlastet werden sollten. Super E10 und Benzin seien dagegen günstiger geworden, führt das Onlineportal der Tagesschau aus.

    Zwar sind die Preise generell sehr dynamisch, an der vermeintlichen Steuersenkung regt sich aber dennoch scharfe Kritik. "Trotz des Tankrabatts kommen die prognostizierten Senkungen von 35 Cent bei Super E10 und 17 Cent bei Diesel weiterhin nicht bei den Verbrauchern an. Das ergibt eine Auswertung des ADAC. Insgesamt ist das Preisniveau viel zu hoch", schreibt etwa der ADAC am 15. Juni auf seiner Webseite.

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    Der Verband schätzt die Spritpreise generell als zu hoch ein und zieht einen Vergleich mit Stand Anfang März. Damals, mit Beginn des Ukraine-Kriegs, sei der Benzinpreis demnach um rund zwölf Cent gestiegen, "obwohl Anfang Juni die Energiesteuer inklusive Mehrwertsteuer um rund 35 Cent je Liter Benzin gesenkt wurde. Während die fundamentalen Faktoren wie Rohölnotierungen und Dollarkurs seit Anfang März insgesamt gut 20 Prozent teurer wurden, sind die davon beeinflussten Bestandteile des Benzinpreises hingegen um über 60 Prozent gestiegen."

    Aus Sicht des ADAC Spritpreis-Experten Christian Laberer ist jetzt die Politik gefragt:

    Die Preise sind nach wie vor stark überhöht. Das Kartellamt muss als neutrale Stelle feststellen, dass der Rabatt nicht ankommt, und die Politik sollte handeln. Denn im Moment fördert der Steuerzahler die Gewinne der Mineralölindustrie, die die Krisensituation offenbar auf Kosten der Verbraucher zur Gewinnmaximierung nutzt.

    Machen sich die Ölkonzerne die Taschen voll?

    Bei Marktkennern lösen die möglicherweise auftretenden Mitnahmeeffekte keine große Verwunderung aus. Tomaso Duso, Wettbewerbsexperte und Leiter der Abteilung Unternehmen und Märkte im DIW Berlin, schreibt etwa in einem Statement vom 8. Juni:

    Dass die Spritpreise inzwischen wieder auf das Niveau von vor dem 1. Juni geklettert sind, ist keine Überraschung, sondern war aus zwei Gründen zu erwarten. Zum einem sind die Ölpreise wieder gestiegen, was die Wirkung des Tankrabatts zumindest reduziert hat. Zum anderem und noch ausschlaggebender: Der Tankrabatt wurde von den Mineralölkonzernen und Raffinerien wie erwartet nicht vollständig an die KundInnen – also zunächst an die Tankstellen und danach an die VerbraucherInnen – weitergegeben. Der Grund dafür ist, dass die Raffinerien Marktmacht haben. Das ist nicht unbedingt ein böswilliges Verhalten, sondern das Ergebnis hoher Marktkonzentration bei Raffinerien und Mineralölkonzernen.

    Anders sieht dies das Münchener ifo Institut: Nach dessen Berechnungen geben Ölkonzerne den Tankrabatt zu 85 bis 100 Prozent weiter. "Beim Diesel haben die Tankstellen ihn zu 100 Prozent weitergegeben, also 17 Cent Steuersenkung je Liter. Beim Super Benzin waren es 29 bis 30 Cent von den 35 Cent Steuersenkung, also 85 Prozent", konkretisiert Florian Neumeier vom ifo Institut. In die Analyse flossen die Preise in Deutschland im Vergleich zur Entwicklung in Frankreich vor und nach dem 1. Juni ein.

    Und die Politik? Laut Medienberichten liegen dem Finanzministerium aktuell keine offiziellen Erkenntnisse über Gewinnsprünge bei den Konzernen infolge des Tankrabatts vor. Nun nimmt sich das Bundeskartellamt der Sache an.

    Raffinerien streichen Rekordgewinne ein

    Bis eine belastbare Datenbasis über die Wirksamkeit des Tankrabatts vorliegt, scheinen die Gewinne bei den Konzernen jedenfalls kräftig zu sprudeln. Die WirtschaftsWoche bezieht sich diesbezüglich auf Zahlen des Energie-Informationsdienstes (EID), wonach die Gewinne der Raffinerien in Deutschland seit Beginn des Jahres Rekordniveau erreicht hätten, "bei einer deutschen Musterraffinerie durchschnittlich auf über 200 Euro pro Tonne Rohöl", heißt es entsprechend in dem WiWo-Artikel. Der Wirtschaftsverband Fuels & Energie, so der Bericht weiter, sei hier etwas vorsichtiger. Zwar seien die Margen laut Expertenschätzung im Schnitt gestiegen. Für den Einzelfall könne man demnach aber keine Aussage treffen.

    Mineralölkonzerne jetzt als Investment nutzen?

    Wie auch immer sich die Gewinne zusammensetzen und welche Faktoren letztlich für die hohen Spritpreise verantwortlich sind – von Angebot und Nachfrage bis hin zum Krieg in der Ukraine –, die großen Mineralölgesellschaften verbuchen gerade satte Umsatzsteigerungen.

    Shell etwa weist in seinen Quartalsergebnissen zum ersten Quartal 2022 ein EBITDA von 19 Milliarden US-Dollar aus, im vierten Quartal 2021 lag der Wert noch bei 16,3 Milliarden US-Dollar. Exxon Mobil, bekannt für die Tankstellenmarke Esso, verdiente laut Ergebnisübersicht im ersten Quartal dieses Jahres 5,5 Milliarden US-Dollar. Bei TotalEnergies lag das EBITDA im ersten Quartal 2022 bei 17,4 Milliarden US-Dollar gegenüber 14,3 Milliarden US-Dollar im vierten Quartal 2021.

    Beim britischen Mineralölkonzern BP hingegen belasten die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine das Ergebnis: Ende Februar schrieb die Gesellschaft ihre Beteiligung am russischen Ölkonzern Rosneft ab und zog sich aus dem Russland-Geschäft zurück. Nachdem im vierten Quartal 2021 ein Gewinn in Höhe von 2,3 Milliarden US-Dollar verbucht wurde, steht jetzt ein Minus von 20,4 Milliarden US-Dollar in den Büchern. BP war nach Handelsblatt-Informationen der erste große Ölkonzern, der sich aus Russland zurückgezogen hat. Und dennoch: Im Vergleich zum vierten Quartal im Vorjahr kletterte der operative Cashflow um rund zwei Milliarden nach oben und lag dieses Jahr in den ersten drei Monaten bei 8,2 Milliarden US-Dollar.

    Unterm Strich laufen die Geschäfte bei den Konzernen also sehr gut. Für den Sektor sprechen die anhaltend hohen Öl- und Gaspreise, die die Kassen klingeln lassen. Auch wenn die Aktien von Shell, Exxon Mobil, TotalEnergies und BP den Höhenflug insgesamt noch nicht widerspiegeln: Die Titel könnten noch vergleichsweise günstig bewertet sein.

    Ölkonzerne und Nachhaltigkeit

    Auch die Tatsache, dass die Unternehmen längst das Nachhaltigkeitsthema für sich entdeckt haben, könnte für Anleger interessant sein. Shell zum Beispiel ist nicht nur ein wichtiger Flüssiggasversorger, sondern will durch E-Auto-Ladestationen und Ökostromproduktion für Privathaushalte die Energiewende mitgestalten. Bei der Wasserstoff-Mobilität sieht sich Shell Deutschland sogar als Vorreiter:

    "Wir treiben den Aufbau einer Lieferkette für grünen Wasserstoff voran und engagieren uns als Gründungsmitglied in der H2 Mobility Deutschland (H2M) Joint Venture, um den Wasserstoff sprichwörtlich auf die Straße zu bringen. Die Partner dieses größten Wasserstofftankstellenbetreiber weltweit – neben Shell sind das Air Liquide, Daimler, Hyundai, Linde, OMV und TotalEnergies", ist der Unternehmenswebseite zu entnehmen.

    Dass sich auch Investoren mehr Nachhaltigkeit wünschen, zeigt sich am Beispiel Exxon Mobil. Im vergangenen Jahr drängte der US-Hedgefonds Engine No. 1 den US-Konzern dazu, drei Verwaltungsratsmitglieder wählen zu lassen, die das Geschäftsmodell grüner und klimafreundlicher ausrichten sollen.

    Fazit: Wie man die Geschäfte der Ölriesen für sich in ethischer und ökologischer Hinsicht bewertet, ist Ansichtssache. Das Preisumfeld jedenfalls stellt sich derzeit positiv dar. Um sein Depot gegenüber Ölpreisschwankungen und zum Beispiel geopolitischen Risiken vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine abzusichern, sollten Öl-Aktien immer nur als Beimischung in einem diversifizierten Depot betrachtet werden. Mit Smartbroker erhalten Anleger Zugang zu allen deutschen und einer Vielzahl an internationalen Handelsplätzen und können sich ihre Lieblingsaktien günstig ins Portfolio holen – über gettex sogar ab null Euro zzgl. marktüblicher Spreads und Zuwendungen (ab 500 Euro Ordervolumen pro Trade).

    Autorin: KS, Redaktion smartbroker.de





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    Verfasst vonNicolas Ebert
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