Aktien – Banges Warten auf den Gas-Countdown
Zwischen der fast schon überlebensnotwendigen Unterstützung am Jahrestief bei 12.439 Punkten und der 13.000er Marke irrt der Deutsche Aktienindex derzeit orientierungslos hin und her. Potenzielle Käufer dürften dem Markt wegen der Rezessionsrisiken solange fernbleiben, bis zumindest das eine oder andere Hoffnungssignal von sich entspannenden Lieferketten, sinkenden Preisen oder Lösungen des drohenden Energieproblems für Deutschland und Europa die Märkte erreicht. Wir stellen den Marktkommentar von Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei Robomarkets, vor.
Auf der anderen Seite zwingt vor allem das sich rasant verändernde geldpolitische Umfeld immer noch viele Investoren dazu, ihre Portfolios durch Verkäufe von Risiko-Assets an die aktuelle Entwicklung anzupassen. Damit dürfte die Suche im DAX nach einem belastbaren Boden auch in dieser Handelswoche weitergehen. Aufgrund des US-Feiertages ist heute mit einem eher ruhigeren Handelstag zu rechnen.
Das zentrale Problem der deutschen Wirtschaft ist und bleibt die zukünftige Öl- und Gasversorgung. Viele Unternehmen bereiten sich derzeit darauf vor, ihre Produktion herunterfahren zu müssen, und das möglicherweise für längere Zeit. Am kommenden Montag starten die 10-tägigen Wartungsarbeiten an der Gaspipeline Nord Stream 1. Sollte der Gashahn danach zu bleiben, wären die Folgen vor allem für den Herbst und Winter noch nicht abschätzbar. Von längeren Wartungsarbeiten als üblich, mit denen Russland politischen Druck auf den Westen ausüben würde, bis hin zu einem vollständigen Lieferstopp ist alles möglich und sollte von den Anlegern auch nicht ausgeschlossen werden. Der Energiemarkt bleibt ein unübersichtliches Spielfeld, das die Börse noch eine ganze Weile beschäftigen dürfte.
Ein weiteres Thema am Horizont könnte ist aber auch das längst vergessen geglaubte Coronavirus. Eine erneute starke Welle im Herbst einschließlich ihrer Maßnahmen könnte endgültig die Rezession der deutschen Wirtschaft zementieren. Allein schon die Personalausfälle durch die hohen Ansteckungsraten der aktuellen Variante könnten viele Bereiche lahmlegen. Mit einer aktuellen Sieben-Tage-Inzidenz von knapp 700 bleibt die Pandemie zweifelsohne präsent, auch wenn die Gegenmaßnahmen im alltäglichen Leben so gut wie nicht mehr sichtbar sind