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     1276  1 Kommentar Sind wir noch bei Verstand?

    Es wird interessant werden, wenn die Meinungsdiktatur, die uns gerade wieder einmal beherrscht, irgendwann vorbei ist, so oder so, und dann die Historiker über die heutige Gegenwart urteilen.

    Wir führen heute ja faktisch einen Krieg gegen Russland, verfügen jedoch gar nicht über die Mittel dazu. Vielleicht über die an Waffen, doch wir hängen komplett mit unserer Energieversorgung an der Macht, die wir zu vernichten trachten. Wie ein Baby an der Nabelschnur.

     

    Wir versuchen, Russland zu vernichten, wollen aber gleichzeitig, dass dieses Russland uns weiter mit Gas beliefert. Wie konnte es dazu kommen? Ist das eigentlich ein vernünftiges Verhalten unsererseits?

     

    Sterben dadurch weniger Menschen und wird die Welt auf diese Weise freier?

     

    Und wird es der Ukraine helfen, wenn wir wirtschaftlichen Selbstmord begehen, was man das von uns ja von dieser Seite immer wieder verlangt? Wenn wir dann nicht nur frieren müssen, sondern große Teile unserer Industrie dichtmachen müssen?

     

    Ich wundere mich eigentlich über jeden Tag, an dem Russland uns überhaupt noch Gas schickt. Warum tun sie das? Vielleicht besteht genau hier ja die Verbindung zu der inneren Verweigerungshaltung unserer Offiziellen, Waffen zu liefern?

     

    Ich kenne natürlich die Situation und weiß, dass vorher alle Verhandlungen nichts gebracht haben. Als geborener West-Berliner ist mir das eine sehr vertraute Situation.

     

    Doch irgendwie haben wir hier in und um Berlin herum doch alle im Großen und Ganzen die Trennung überlebt und auch während der Trennung ein Leben leben können. Wäre es Deutschland besser gegangen, wenn man damals das Land in Schutt und Asche gelegt hätte wie heute die Ukraine? Ich habe da große Zweifel.

     

    Und ich muss heute einmal etwas aussprechen, was man ja eigentlich heute gar nicht aussprechen darf, aber ist diese Strategie des Herrn Selenskyj wirklich tragbar?

     

    Ich war ja am Anfang sehr dafür, doch jetzt von einer Rückeroberung der besetzten Gebiete zu reden, sogar von der Krim, da kommen wirklich ganz ungute Assoziationen in mir auf.

     

    Und dafür sollen wir also unsere Wirtschaft opfern und dafür soll die Welt in Hunger gestürzt werden? Geht es nicht eine Nummer kleiner und etwas bescheidener?

     

    Ich denke, so, wie es jetzt läuft, geht das auf jeden Fall nicht weiter. Das ist doch kompletter Irrsinn. Das ist Starrsinn, auch von unserer Seite.

     

    Wir haben doch gesehen, dass unsere Sanktionen so gut wie nichts bewirken. Denn das Gas, das Öl und die Kohle, die wir den Russen nicht mehr abnehmen, kaufen andere sehr gerne, mit Kusshand sogar, und mit China und Indien sogar die beiden größten Länder der Welt mit dem größten Hunger auf Energie.

     

    Und dass wir den Industriestandort Deutschland mit Wind- und Solarenergie betreiben wollen, ist doch wohl Satire, oder?

     

    Im Grunde haben die Grünen jetzt einen Januskopf. Einerseits sind sie von echter Sorge getrieben, andererseits haben sie heute genau das erreicht, was sie immer schon wollten, uns nämlich zu verbieten, fossile Energie zu nutzen.

     

    Ich denke, es gibt zu einem Verhandlungsfrieden mit Russland keine Alternative. Und ich erschrecke darüber, dass sich niemand Gedanken darüber zu machen scheint, wie die Welt denn aussehen soll, wenn eine der beiden Seiten, Russland oder die Ukraine, diesen Krieg gewonnen haben.

     

    Genauso wie sich vorher anscheinend niemand Gedanken darüber gemacht hat, dass uns dieser Krieg uns selbst durchaus strangulieren könnte.

     

    Was ist denn, wenn die Ukrainer tatsächlich gewinnen und die Russen aus dem Land treiben. Werden die sich dann als faire Verlierer erweisen? Wohl kaum. Und umgekehrt, wenn die Russen gewinnen und es kein Friedensabkommen gibt, was ist denn dann?

     

    Irgendwie habe ich den Eindruck, nicht nur Putin, sondern auch wir, wir sind nicht mehr ganz richtig im Kopf.

     

     

    Bernd Niquet

     

    berndniquet@t-online.de

     

     

     

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    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
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    Sind wir noch bei Verstand? Eigentlich ist das alles gar nicht zu glauben

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