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     390  0 Kommentare Wenn Goodwill keine schlechten Kurse mehr macht



    Amerikanische Unternehmen erhalten Schützenhilfe von ungewohnter Seite. Eine Änderung der Bilanzierungsregeln nach US-GAAP macht Schluss mit den Goodwill-Abschreibungen. Das freut auch viele Unternehmen Deutschland.

    Bisher unterschied US-GAAP (Generally Accepted Accounting Principles) zwei Möglichkeiten der Bilanzierung von Unternehmenskäufen. Wenn eine Gesellschaft die Übernahme einer anderen nach der Pooling-of-Interest-Methode bilanziert hat, war der Grundgedanke die Übernahme und Eingliederung mit Aktiva und Passiva. Der Bedarf einer Goodwill-Abschreibung entstand hier vom Prinzip her nicht.

    Die zweite, so genannte Purchase-Methode errechnet bei einer mehrheitlichen Übernahme aus Kaufpreis und Bilanzpositionen des übernommenen Unternehmens den Goodwill. Dieser Geschäftswert muss über einen Zeitraum zwischen 5 und 20 Jahren abgeschrieben werden. Diese Regeln werden auch von vielen europäischen Unternehmen angewendet. So bilanzieren rund die Hälfte aller Unternehmen am Neuen Markt nach US-GAAP.

    Künftig entfällt die Pooling-of-Interest-Methode. Und auch die Goodwill-Abschreibungen werden abgeschafft. Ihre Aussagekraft ist ohnehin beschränkt. Welchen Stellenwert der Goodwill aber gegenwärtig hat, wird aus einer Untersuchung von Morgan Stanley deutlich: Die 500 größten US-Unternehmen haben zusammen rund 750 Mrd.$ in den Büchern stehen. Das ergäbe eine Steigerung des Gewinns um durchschnittlich mehr als 15%.

    Zu viel Freude wäre aber verfrüht. Erstens ändern sich die Relationen zwischen den Unternehmen ja kaum, wobei allerdings die mit einer besonders aggressiven Übernahmepolitik im Vorteil wären. Zweitens wird die Praxis der gewohnheitsmäßigen Goodwill-Abschreibungen ersetzt durch eine regelmäßige Prüfung des Wertes jeder einzelnen Beteiligung. Dadurch soll sichergestellt werden, dass die Bilanzen immer die zeitnahen Unternehmenwerte ausweisen. Drittens schließlich sollen Übergangsregelungen greifen, so dass hier keine sprunghaften Änderungen zu erwarten sind.

    Vielleicht sollte man mit dem Inkrafttreten der neuen US-GAAP Richtlinien daher eher über Aktien von internationalen Wirtschaftprüfungsgesellschaften nachdenken. Die sollten auf jeden Fall profitieren. Im Ernst zählt aber wahrscheinlich die Telekommunikations-Wirtschaft insgesamt zu den Branchen, die durch eine solche Änderung am stärksten entlastet werden.

    Die Auswirkungen im Einzelfall lassen sich z.B. an SAP SI verdeutlichen. Für die ersten neun Monate des vergangenen Jahres kam das operative Ergebnis vor Fusions-bedingten Goodwill-Abschreibungen auf 16,7 Mio.€. Nach Goodwill entstand ein Verlust von 17,4 Mio.€. Auf die einzelne Aktie heruntergebrochen ergibt sich vor Goodwill ein Ergebnis von plus 0,25€, nach Goodwill aber eines von minus 0,70€.

    Weitere bekannte Namen an Neuen Markt, die nach US-GAAP bilanzieren und nennenwerten Goodwill in den Büchern stehen haben: Adva, Broadvision, D.Logistics, , Net AG, . Die Liste ließe sich noch beliebig verlängern.


    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    Wenn Goodwill keine schlechten Kurse mehr macht Amerikanische Unternehmen erhalten Schützenhilfe von ungewohnter Seite. Eine Änderung der Bilanzierungsregeln nach US-GAAP macht Schluss mit den Goodwill-Abschreibungen. Das freut auch viele Unternehmen Deutschland. Bisher unterschied …