Angespannte Situation an den Märkten
Kräftige Abschläge: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche erneut
deutlich nachgegeben. Während die Entwicklung in der ersten Wochenhälfte noch verhalten war, ging es ab Donnerstag steil bergab. Auslöser hierfür war die Ratssitzung der US-Notenbank Fed. Obwohl
das Gros der Marktteilnehmer die Zinsanhebung um 0,75 Prozentpunkte erwartet hatte und einige Beobachter sogar von einem noch deutlicheren Schritt ausgegangen waren, ließ die Fed-Entscheidung den
teilweise noch vorhabenden Optimismus der Anleger schwinden. Grund hierfür war auch die Ankündigung der Notenbanker, dass zur Inflationsbekämpfung weitere größere Zinsschritte nötig sein könnten.
Damit stiegen die Sorgen, die straffere Geldpolitik und die steigenden Kapitalmarktkosten könnten die Konjunktur abwürgen und zu einer Rezession führen. Dass neben der Fed auch die Bank of England
sowie die schwedische, die schweizerische und die norwegische Notenbank ihre Leitzinsen erhöht hatten, lieferte den Sorgen der Anleger zusätzliche Nahrung. Gleiches galt für Konjunkturdaten wie
beispielsweise die Erzeugerpreise in Deutschland oder die Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone.Wir stellen den Marktkommentar von Robert Ertl, Börse München, vor.
Gesundheitsbranche unter Druck
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Der Deutsche Aktienindex Dax verlor im Wochenvergleich 3,6 Prozent auf 12.284,19 Punkte.
Der MDax fiel um 5,9 Prozent auf 22.541,58 Zähler. Der TecDax gab 5,7 Prozent ab auf 2.656,28 Punkte. Der m:access-All-Share rutschte um 5,2 Prozent auf 1.835,59 Zähler.
Wie bereits in der Vorwoche standen Werte aus dem Gesundheitssektor erheblich unter Druck. Die Titel von Fresenius büßten auf Wochensicht 13,5 Prozent ein. Bei Siemens
Healthineers ging es um 12,2 Prozent nach unten, bei Sartorius um 8,6 Prozent.
Der Kurs der Deutschen Post fiel um 10,0 Prozent, unter anderem belastete ein negatives
Analystenurteil. Gegen den Trend deutlich zulegen konnten die Titel der Porsche Holding, der
für den 29. September angekündigte Börsengang der VW-Tochter Porsche, für den die Zeichnungsfrist begonnen hat, trieb den Kurs um 4,5 Prozent.
Wollte als einziger Titel vergangene Woche hoch hinaus und war im Plus: Die Aktie der Porsche Holding in Erwartung des Börsenganges der VW-Tochter.
Anleihen: Spürbar reduziert
Auch die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben sich in der vergangenen Woche weiter reduziert. Die geldpolitischen Straffungen der Fed und anderer Notenbanken und die Erwartung weiter
steigender Zinsen ließen die Bundespapiere für Anleger unattraktiver werden. Die durch die russische Teilmobilmachung gewachsene Unsicherheit wirkte sich nur kurzzeitig stützend auf die
Notierungen deutscher Anleihen aus. Die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe stieg am vergangenen Freitag erstmals seit neun Jahren wieder über die
Marke von 2,0 Prozent, im Wochenvergleich kletterte sie von 1,79 auf 2,02 Prozent. Die Umlaufrendite erhöhte sich von 1,68 auf 1,91 Prozent..
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USA: Fed verleidet Anlegern die Laune
An den US-Aktienbörsen ist es in der vergangenen Woche ebenfalls weiter abwärts gegangen. Die Angst vor wirtschaftlichen Schäden der Inflationsbekämpfung durch die Fed verleitete viele Anleger
zum Rückzug vom Markt. Der Dow-Jones-Index büßte im Wochenvergleich 4,0 Prozent ein auf
29.590,41 Punkte, am vergangenen Freitag markierte der Index im Verlauf seinen tiefsten Stand seit Ende 2020. Der breiter gefasste S&P-500-Index sank um 4,7 Prozent auf 3.693,23 Zähler. Der von den Technologiewerten dominierte Nasdaq-100-Index
ging um 4,6 Prozent zurück auf 11.311,24 Punkte.
Ausblick: Weiterhin Druck auf dem Kessel
Auch nach den spürbaren Verlusten der vergangenen Woche dürfte der Druck an den deutschen Aktienbörsen anhalten. Die Sorgen sind eher gewachsen, dass die zur Inflationsbekämpfung zunehmend
straffere Geldpolitik sowie die Teuerung und die drohende Energiekrise die Wirtschaft in eine Rezession abgleiten lassen. Gleichzeitig lassen steigende Zinsen Anlagealternativen zu Aktien
attraktiver werden. Die angesichts der geopolitischen Lage ohnehin erhöhte Unsicherheit trägt das Ihre zur angespannten Situation an den Märkten bei.
In Bezug auf die Zins- und Konjunkturerwartungen dürften nach Ansicht von Beobachtern auch die anstehenden Wirtschaftsdaten nichts zum Besseren ändern. Sowohl in Bezug auf die Verbraucherpreise für Deutschland und die Eurozone als auch für das Ifo-Geschäftsklima und das GfK-Verbrauchervertrauen rechnen Experten mit keinen positiven Überraschungen. Die Teuerungsraten dürften unverändert sehr hoch sein, bei den beiden genannten Indizes werden weitere Eintrübungen prognostiziert.
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