Kursanstieg bei Chip-Equipment-Aktien lockt Anleger

Viele Anleger zeigen sich vom Anstieg der Aktienkurse der Chip-Equipment Anbieter in den letzten Tagen überrascht. Die Volatilität dieser Papiere ist bekannt. Offenbar ist genau die schlechte kurzfristige Aussicht, die gegeben hat 160387, der Startschuss für größere Adressen, sich hier zu positionieren. Während Merrill-Lynch-Analyst Brett Hodess noch damit beschäftigt war, den Ausblick als den weichesten zu bezeichnen, von dem er bisher gehört hatte, spricht Lehman Brothers Analyst Edward White von einen „Rebound“ für das Unternehmen in der zweiten Jahreshälfte. Prudential Securities kürzt die Gewinnerwartungen je Aktie für das laufende Quartal und für das Gesamtjahr deutlich 160649.

Zur gleichen Zeit empfiehlt J.P. Morgan allerdings eine ganze Reihe von Herstellern von Chip-Equipment als „long-term buy“. Hierzu zählen Applied Materials, KLA-Tencor, Novellus, ASM Lithography und . Alle Aktien konnten zwischenzeitlich erheblichen Boden gut machen – AMAT bis jetzt rund 12%. Auch das Brokerhaus Thomas Weisel Partners sieht den Boden der meisten Chip-Euqipment-Aktien erreicht. Für Analyst Eric Ross ist das Schlimmste überstanden. Jedenfalls sei für einen Investor mit Sicht auf 2002 das kurzfristige Abwärtsrisiko nun relativ gering und vertretbar gegenüber dem langfristigen Potenzial.

In einem Interview mit dem Finanzinformationsdienst TheStreet argumentiert Ross von den End-Märkten her: Danach soll sich das PC-Segment im zweiten Quartal nach vielen Monaten schwacher Entwicklung erholen. Die Überbestände in den Lägern reduzierten sich. Eine Bestätigung hierfür sei kürzlich auch aus dem Hause Intel zu hören gewesen. Bei Handys soll dieser Prozess sogar schneller vonstatten gehen als bisher erwartet, besonders bei den Einstiegsmodellen. Die Konsumelektronik bleibe weiter stark. Den schlechtesten Überblick habe man zur Zeit allerdings bei der Netzwerk-Ausrüstung und der Entwicklung der IT-Nachfrage der großen Unternehmen.

Investoren schauen sechs bis zwölf Monate voraus, um neue Trends zu erkennen. In all diesen Märkten sieht Ross in diesem Zeitraum die Aussicht auf nachhaltige Erholung. Zudem unterstreiche die Bildung eines Preisbodens bei DRAM’s und Mikroprozesoren die bevorstehende Wende im PC-Markt, nachdem hier Abschläge von bis zu 75% innerhalb der letzten acht Monate zu sehen waren.

Im bisherigen Ablauf des Chip-Zyklus sei der Ausbau der Produktionskapazität nicht in dem Masse vorangeschritten wie in früheren Zyklen. Die Halbleiterhersteller hätten zuletzt eher Lagerbestände auf- als Fertigungslinien ausgebaut. Wenn in dieser Situation die Endmärkte wieder anzögen, wären die Lager schnell leer.

Dennoch werden nach Ross’ Auffassung die nächsten beiden Quartale für die Anbieter von Chip-Equipment schwer. Es sei dennoch nicht zu früh, jetzt einzusteigen, weil neben dem Ausbau der Kapazitäten, vor allem neue Technologie eingesetzt werden müsste. Anders könnten Chip-Hersteller nicht wettbewerbsfähig bleiben. Gemeint sind 300mm-Wafer und 130 Nanometer Strukturbreite. Bis diese neue Fertigungstechnik produktiv ist, vergehen üblicherweise neun bis 18 Monate.

Der Vergleich mit dem letzten Downturn von 1995 sei schief. Damals sei die Fertigungskapazität überall noch stark erweitert worden. Deren Überhang habe bis in 1998 gereicht. Heute besteht keine große Kapazitätsreserve und eine neue Generation von Fertigungstechnologie stünde vor dem Durchbruch. Die fundamentalen Rahmenbedingungen für das Chip-Equipment würden sich 2002 sehr schnell verbessern. Dann müsse man aber längst positioniert sein.

Der Philadelphia Semiconductor Index verliert aktuell 4,8% auf 678 Punkte. Die Aktien von AMAT und KLAC verlieren zwischen 2,7 und 3,9%.