
ROUNDUP Flatexdegiro kappt Prognose und Aufsicht sieht Mängel - Aktie stürzt ab
FRANKFURT (dpa-AFX) - Schlechte Nachrichten vom Online-Broker Flatexdegiro : Die deutsche Finanzaufsicht Bafin hat die Gesellschaft einer Sonderprüfung unterzogen und dabei Mängel in der Organisation und der Unternehmensführung festgestellt, wie das Unternehmen überraschend am Samstagabend in Frankfurt mitteilte. Der Broker reagiert auf die Kritik und erweitert seinen Vorstand. Das Tagesgeschäft läuft derweil noch schlechter als zuletzt gedacht: So kappte der Vorstand seine bereits gedämpfte Prognose für das laufende Jahr. Auch die erwogene Dividende wird es wohl nicht geben. Die Aktie des Trikotsponsors von Borussia Mönchengladbach und des spanischen Champions-League-Teilnehmers FC Sevilla verlor zum Handelsstart am Montag massiv an Wert.
Ein Börsenhändler sprach von "desaströsen" Nachrichten. Die Analysten der Deutschen Bank rechnen nun damit, dass die durchschnittliche Markterwartung für das diesjährige Ergebnis je Aktie (EPS) um 15 Prozent fallen könnte. Sie senkten ihr Kursziel auf neun Euro und bestätigten ihre "Hold"-Einstufung. Zuvor noch optimistische Häuser wie Exane BNP und Oddo BHF strichen ihre Kaufempfehlungen.
Der Kurs der im SDax notierten Aktie sackte im frühen Handel um bis zu 38 Prozent auf rund 6,31 Euro. Zuletzt lag das Papier mit rund 25 Prozent im Minus bei 7,69 Euro. Zwischenzeitlich erreichte der Kurs den tiefsten Stand seit April 2020 - aus der Zeit des Crashs infolge der ersten Corona-Welle. Danach hatte sich das Blatt für Flatexdegiro schnell gewendet. Das Papier gehörte lange Zeit zu den großen Gewinnern der Corona-Pandemie.
Wegen des Aktienhandel-Booms in der zweiten Hälfte 2020 sowie zu Beginn des Jahres 2021 hatte der Kurs bis auf fast 30 Euro im Sommer 2021 angezogen. Der Broker wurde damals mit mehr als drei Milliarden Euro bewertet. Doch seitdem ging es peu à peu bergab. Zuletzt war der Broker an der Börse gerade mal noch rund 850 Millionen Euro wert.
Größter Anteilseigner ist nach wie vor der Unternehmer und Verleger Bernd Förtsch, der das Unternehmen 1999 gegründet hat und heute direkt und indirekt knapp 19 Prozent hält. Daneben halten noch frühere Degiro-Anteilseigner und das Management größere Aktienpakete.
Der Mitteilung vom Wochenende zufolge hat die Bafin ihren Prüfungsbericht dem Broker bereits im November vorgelegt. Ein genaues Datum nannte Flatexdegiro nicht. Allerdings werde die Bafin dem Unternehmen als Ergebnis der Prüfung "unter anderem auferlegen, eine ordnungsgemäße Geschäftsorganisation sicherzustellen". Zudem habe sie "vorübergehende zusätzliche Eigenmittelanforderungen angeordnet".