Der Bewertungsunterschied macht sich bemerkbar
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) titelte vorgestern „ETF-Anleger fliehen aus europäischen Aktien“. Als ich diese Überschrift gestern las, war ich etwas verwundert, denn ich war kurz zuvor auf folgende Grafik ...
Der Bewertungsunterschied macht sich bemerkbar
von Sven Weisenhaus
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) titelte vorgestern „ETF-Anleger fliehen aus europäischen Aktien“. Als ich diese Überschrift gestern las, war ich etwas verwundert, denn ich war kurz zuvor auf folgende Grafik von der Helaba gestoßen:
Demnach haben europäische Aktien seit Jahresbeginn deutlich stärker zugelegt als Werte anderer Regionen. Und das passt irgendwie nicht zu der angeblichen Anleger-Flucht. Ein kurzer Blick in den Artikel der FAZ offenbarte dann allerdings, dass die Überschrift lediglich in der falschen Zeitform formuliert wurde. Denn die darin genannten Daten beziehen sich auf das vergangene Jahr. ETF-Anleger fliehen also nicht aus europäischen Aktien, sondern sie sind laut dem Artikel „in den ersten Monaten nach Beginn des Kriegs in der Ukraine“ aus europäischen Aktien geflohen.
Klare Auswirkungen des Ukraine-Krieges
Konkret wurden demnach von März bis August 25,8 Milliarden Dollar aus Euro-Aktien-ETFs gezogen. Im Schlussquartal waren es allerdings nur noch 2 Milliarden Dollar. Und diese Zahl wirkt auf mich eher relativ klein. Ist „Flucht“ da der richtige Begriff? Jedenfalls heißt es in dem Artikel weiter: „Stärkster Treiber für die Nachfrage nach Aktien-ETFs waren abermals amerikanische Wertpapiere mit Zuflüssen von 340 Milliarden Dollar.“ Sicherlich waren diese Entwicklungen – raus aus Euro-Aktien, rein in US-Aktien – ein direktes Resultat des Ukraine-Krieges. Und wenn man diese Zahlen nun so liest, dann müsste man eigentlich annehmen, dass US-Aktien den europäischen deutlich den Rang abgelaufen haben.
Dennoch war der DAX relativ stark
Eine weitere Grafik der Helaba zeigt allerdings, dass sich der DAX vor diesem Hintergrund in den vergangenen Monaten äußerst passabel geschlagen hat.
Und das lässt sich aus meiner Sicht auch mit der fundamental günstigen Bewertung europäischer Aktien begründen.
Euro-Aktien sind immer noch günstig zu haben
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So beziffert die Helaba das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des DAX zum Beispiel auf aktuell 11,6. Der Euro STOXX 50 ist mit 12,6 nur etwas teurer, beide Indizes notieren aber deutlich unterhalb ihres 10-jährigen Mittelwertes.
Ganz anders sieht es bei US-Aktien aus. Der Dow Jones hat ein KGV, das mit 16,9 deutlich höher ist und zudem oberhalb des Mittelwertes notiert. Das KGV des S&P 500 liegt zwar unterhalb des Mittelwertes, aber mit 17,0 am höchsten.
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