Abwarten statt Gewinnmitnahmen
Die Wirtschaft der Eurozone ist Ende 2022 überraschend auf Wachstumskurs geblieben. Laut einer vorläufigen Schnellschätzung von Eurostat legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im 4. Quartal um 0,1 % im Vergleich zum ...
Abwarten statt Gewinnmitnahmen
von Sven Weisenhaus
Die Wirtschaft der Eurozone ist Ende 2022 überraschend auf Wachstumskurs geblieben. Laut einer vorläufigen Schnellschätzung von Eurostat legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im 4. Quartal um 0,1 % im Vergleich zum Vorquartal zu.
Nach dem Anstieg im 3. Quartal um 0,3 % hat sich das Wachstum damit zwar weiter abgeschwächt, einer Rezession scheint die Eurozone aber vorerst entgehen zu können. Experten hatten dagegen für das Schlussquartal 2022 bereits mit einem Minus von 0,1 % und auch für den Jahresauftakt mit einer Schrumpfung der Wirtschaft gerechnet. Damit wären die Voraussetzungen für eine technische Rezession erfüllt gewesen.
Deutsche Wirtschaft schrumpft doch bereits
Aber was nicht ist, kann noch werden. Denn auch die vorläufigen Daten zur Wirtschaft in Deutschland hatten für das Ende des vergangenen Jahres noch kein BIP-Minus angezeigt (siehe Börse-Intern vom 13. Januar). Vorgestern hat das Statistische Bundesamt seine Zahlen aber nach unten revidiert. Mit einem (preis-, saison- und kalenderbereinigten) BIP-Rückgang um 0,2 % zum Vorquartal dürfte die deutsche Wirtschaft nun doch bereits in der befürchteten Rezession stecken, da bekanntermaßen alle Welt erwartet, dass auch für die deutsche Wirtschaft das 1. Quartal 2023 negativ ausfallen wird.
Dafür sorgten vor allem sinkende Konsumausgaben der Verbraucher, die unter der hohen Inflation leiden. Und damit passen die BIP-Daten auch besser ins Gesamtbild der Konjunkturindikatoren, wie dem Einkaufsmanagerindex oder dem ifo-Geschäftsklima (siehe Börse-Intern vom 25. Januar), ganz im Gegensatz zu den Daten aus den USA (siehe „USA: BIP-Daten passen weiterhin nicht zur Stimmung“).
Zwar wurde vom Statistischen Bundesamt zugleich der BIP-Wert für das 3. Quartal 2022 auf +0,5 % leicht nach oben revidiert, aber das hat für die Definition der zum Jahreswechsel erwarteten
Rezession und für die Börsen keinerlei Bedeutung.
Und auch für die Europäische Zentralbank (EZB), die morgen über ihre Geldpolitik entscheidet, dürften sich dadurch keine Änderungen ergeben. Für die Währungshüter ist das leichte Wachstum der
Eurozone eher ein Grund, an ihrem bisherigen Plan festzuhalten, die Leitzinsen also um 0,50 Prozentpunkte anzuheben.
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