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     225  0 Kommentare Weiterhin hohe Zinsen wegen niedriger Arbeitslosigkeit

    Wir hören täglich von neuen Entlassungswellen, doch die Arbeitslosenquote bleibt niedrig und soll es Prognosen zufolge auch bleiben. Was bedeutet das für unsere Wirtschaft, und was für die Inflation?

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    Ich habe mir Gedanken um den Arbeitsmarkt gemacht: Wir hören täglich von neuen Entlassungswellen, doch die Arbeitslosenquote bleibt niedrig und soll es Prognosen zufolge auch bleiben. Was bedeutet das für unsere Wirtschaft, und was für die Inflation?

    Heibel-Ticker Abonnenten wissen, dass die rückläufigen Inflationszahlen bei mir noch nicht unbedingt für Entspannung sorgen. Mittelfristig, also auf Sicht von 12-18 Monaten, kann sich die Inflation durchaus abmildern. Das liegt zum einen am Basiseffekt (die Vorjahreszahl ist irgendwann bereits auf dem höheren Niveau, so dass der weitere Anstieg prozentual kleiner ausfällt) und zum anderen an den nachlassenden Lieferkettenproblemen. Die Rohstoffpreise sind überwiegend bereits wieder auf das Niveau von Mitte 2021 zurückgefallen.

    Doch die Entscheidung, ob wir ein Jahrzehnt hoher Inflation wie in den 1970ern bekommen, oder nicht, findet auf dem Arbeitsmarkt statt. Es gibt derzeit weder in Deutschland, noch in den USA eine nennenswerte Arbeitslosigkeit. Wir Volkswirte bezeichnen eine Arbeitslosenquote von 4% als "Vollbeschäftigung", da wir schätzen, dass zu jedem Zeitpunkt etwa 4% aller Angestellten sich neu orientieren. Eine niedrigere Arbeitslosenquote ist daher eigentlich nicht möglich.

    Obwohl wir auf einen Konjunkturabschwung zulaufen, haben wir in Deutschland eine Arbeitslosenquote von nur 5,4%. In den USA beträgt die Arbeitslosenquote aktuell sogar nur 3,5%. Für das Jahr 2023 wird ein stabiler Arbeitsmarkt prognostiziert. Um die Bedeutung dieser Prognose besser einzuordnen, habe ich mal die letzten Meldungen für Sie zusammen gestellt:

    Alphabet CEO Sundar Pichai verkündete die Streichung von 12.000 Stellen, 6% der globalen Beschäftigten.

    Microsoft setzt 10.000 Mitarbeiter frei, 5% der Mitarbeiter.

    Amazon CEO Andy Jassy verkündete die Streichung von 18.000 Stellen, rund 1,1% der 1,6 Mio. Mitarbeiter. Während der Corona-Pandemie hatte Amazon 300.000 neue Mitarbeiter eingestellt.

    Salesforce kürzt die Belegschaft um 10% bzw. 7.000 Mitarbeiter.

    Meta Platforms war schon schneller, denn bereits im November wurde die Streichung von 11.000 Mitarbeitern bzw. 13% der Belegschaft angekündigt. CEO Mark Zuckerberg machte diese Ankündigung und erzeugte damit einen Kursrutsch von 25%.

    Spotify kürzt die Belegschaft um 6% bzw. 600 Stellen.

    Heute geht's nun los mit wirklich nennenswerten Stellenstreichungen: Spielzeughersteller Hasbro (Monopoly, Cluedo) warnt vor einem schwachen Weihnachtsgeschäft, feuert den COO (Chief Operative Officer) und streicht 1.000 Stellen, was 15% der Belegschaft entspricht.

    Trotz dieser wachsenden Liste von Entlassungswellen bleibt der Arbeitsmarkt im Jahr 2023 angespannt: Fachkräftemangel und hohe Lohnforderungen bestimmen die Schlagzeilen. Die frei werdenden Arbeitskräfte werden offensichtlich ohne Probleme von anderen Arbeitgebern aufgesogen. Druck auf das Lohnniveau ist nicht zu erkennen.

    Und damit bleibt der Treiber einer möglichen zweiten Welle der Inflation intakt: Lohnsteigerungen führen zu mehr Geld im Portemonnaie der Bevölkerung und damit zu einer höheren Kaufkraft beim Konsumenten.

    Gleichzeitig drehen die Frühindikatoren für die Konjunktur schon wieder ins Grüne: ifo-Geschäftserwartung kam besser rein als erwartet, US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe waren niedriger als erwartet, der Einkaufsmanagerindex in Deutschland lag über den Erwartungen und zeigt schon wieder ein anziehendes Geschäft.

    Gestern hat der US-Notenbankchef Jay Powell seine Zinsentscheidung bekannt geben. Es gibt einen Zinsschritt von "nur" 0,25%. Wichtiger sind seine Worte. Einige Volkswirte erwarteten bereits, dass keine weiteren Zinsanhebungen mehr folgen werden. Die Mehrzahl ging von noch einem kleinen Zinsschritt am 22. März aus.

    Ich gehe davon aus, dass Jay Powell die konjunkturelle Entwicklung und deren Auswirkung auf die Inflation ähnlich kritisch verfolgt wie ich. Daher fallen seine Worte meiner Einschätzung nach einmal mehr hart aus und senden noch keine finalen Signale der Entspannung. Im Gegenteil, er verkündet weitere Zinsschritte, um die Inflation im Zaum zu halten.

    Bei Christine Lagarde bin ich mir nicht sicher, da bei ihr keine volkswirtschaftlichen Kenntnisse vorhanden zu sein scheinen. Immerhin hat sie zuletzt in Davos betont, dass Sie weiterhin den Leitzins in Europa anheben werde. Oberstes Ziel sei, die Inflation einzudämmen.

    Powell hat sich gestern geäußert, Lagarde ist heute dran. Nachdem sie viel zu spät mit den Zinsschritten begonnen hat, scheint sie sich nun mit Powell abgesprochen zu haben. Ich könnte mir vorstellen, dass sie dieses Mal ähnlich strikt weitere Zinsanhebungen in Aussicht stellen wird, wie Powell.

    Was die möglichen Zinsentscheidungen für die Aktienmärkte bedeuten, habe ich in unserem aktuellen Ausblick im PLUS Kapitel 04 besprochen.



    Stephan Heibel
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    Seit 1998 verfolge ich begeistert die Börsen der USA und Europas. Mittlerweile schreibe ich wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über Hintergründe zum Aktienmarkt und Ursachen für Kursbewegungen von Aktien. Meine Leser schätzen meine neutrale, vereinfachende und unterhaltsame Art. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Investmentideen zur selbstständigen Portfolio-Optimierung.
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    Verfasst von Stephan Heibel
    Weiterhin hohe Zinsen wegen niedriger Arbeitslosigkeit Ich habe mir Gedanken um den Arbeitsmarkt gemacht: Wir hören täglich von neuen Entlassungswellen, doch die Arbeitslosenquote bleibt niedrig und soll es Prognosen zufolge auch bleiben. Was bedeutet das für unsere Wirtschaft, und was für die Inflation?

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