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     256  0 Kommentare Lucent - Verstrickt und mit dem Rücken an der Wand

    Nach einem Bericht an die amerikanische Börsenaufsicht hat Lucent als Bedingung für die Gewährung eines 6,5 Mrd.$ schweren Kreditpakets 163925 zugesichert, die Verluste für die drei Quartale bis zum 30. September auf insgesamt 2,35 Mrd.$ zu begrenzen.

    Die Verluste verstehen sich als EBITDA vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen. Ausgeklammert sind damit auch die Kosten der schon angekündigten 1,6 Mrd.$ teuren Restrukturierung, andere einmalige Positionen, sowie die Ergebnisse von Agere. Nach den Bestimmungen des Kreditvertrags kann Lucent die Restrukturierungsbelastungen bis auf insgesamt 4 Mrd.$ ausweiten. Lucent ist weiterhin verpflichtet, einen Netto-Firmenwert von 23 Mrd.$ nicht zu unterschreiten.

    Das Kreditpaket war für Lucent (über)lebenswichtig. Mit einem Cash-Bestand von 3,8 Mrd.$ und einem Verlust von mehr als 1 Mrd.$ im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres (September), sowie langfristigen Schulden von 3,1 Mrd.$ und kurzfristigen Verbindlichketen in Höhe von 5 Mrd.$ steht das Unternehmen an der Wand.

    Lucent musste den zustande gekommenen Kredit mit allen Vermögensteilen besichern. Dazu zählen auch 65% der Aktien an Agere, der früheren Mikrolelektronik-Sparte, die das Unternehmen nach deren Börsengang noch halten wird.

    „Die Banken haben uns erreichbare Ziele vorgegeben. Wir haben die Liquidität, die Flexibilität und den Willen, unseren Turnaround zu schaffen, “ fasst Sprecherin Kathleen Fitzgerald die Unternehmenssicht zusammen. Man käme mit den Bestimmungen des Kreditvertrages zurecht und wolle keinen so großen Verlust machen, wie als Obergrenze vorgegeben.

    Lehman Brothers Analyst Steven D. Levy erwartet, dass sich die Gesellschaft innerhalb der festgelegten Leitlinien bewegen kann. Sie gäben etwas Raum. Er fügte aber gleich hinzu, man könne niemals genug Raum haben, besonders angesichts der gegenwärtigen Marktbedingungen für TK-Equipment.

    Die amerikanische Börsenaufsicht untersucht gegenwärtig Buchungspraktiken des Unternehmens, die dazu geführt hatten, dass Lucent den Umsatz des ersten Quartals des laufenden Geschäftsjahres nachträglich um 679 Mio.$ reduzieren musste.

    Das IPO von Agere – auch dies wurde im Kreditvertrag festgelegt - muss bis zum Ende des laufenden Geschäftsjahres, also bis Ende September, durchgeführt werden. Als im Sommer des letzten Jahres die ersten – natürlich dementierten - Gerüchte über einen IPO von Agere aufkamen, wurde das allgemein begrüsst. Nun hat Agere in den letzten 14 Tagen schon zweimal die Book-Building-Spanne von ursprünglich 15 bis 20$ auf aktuell 12 bis 14$ herabgesetzt 164388, was Lucent mit den schlechteren Marktbedingungen begründet.

    An den IPO-Plänen soll aber auf jeden Fall fest gehalten werden. Es ist auch klar, warum: Man braucht Cash. Außerdem werden 2,5 Mrd.$ an Verbindlichkeiten auf Agere übertragen. Zusammen mit den schon bestehenden Verpflichtungen sieht sich Agere dann mit 6,3 Mrd.$ belastet.

    Ein bereits angekündigter Quartalsverlust, schlechte Wachstumsphantasien begrenzende Marktbedingungen, eine nennenswerte Kreditbelastung – keine guten Voraussetzungen für einen Gewinner. Und: Wenn das IPO floppt, könnten die Lucent-Probleme noch größer werden.



    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    Lucent - Verstrickt und mit dem Rücken an der Wand Nach einem Bericht an die amerikanische Börsenaufsicht hat Lucent als Bedingung für die Gewährung eines 6,5 Mrd.$ schweren Kreditpakets 163925 zugesichert, die Verluste für die drei Quartale bis zum 30. September auf insgesamt 2,35 Mrd.$ zu …