Greta verrät jetzt, wie sie den Klimawandel stoppen will
Was sind Greta Thunbergs Vorschläge gegen die Klimakrise?
Greta Thunberg wurde berühmt mit ihren Aufforderungen, wir sollen „panisch“ werden angesichts der Bedrohung durch den Klimawandel. Viel mehr Konkretes zur Lösung des Problems gab es von ihr nicht. Jetzt hat sie ein Buch mit 487 Seiten vorgelegt – „Das Klima Buch von Great Thunberg“. Es ist ein Sammelband mit zahlreichen Aufsätzen unterschiedlicher Autoren, sie selbst äußert sich in 18 Beiträgen.
Industrialisierung und Kapitalismus als Grundübel
Das Grundübel sind nach Thunberg Industrialisierung und Kapitalismus: „Die Industrielle Revolution, angetrieben von Sklaverei und Kolonialisierung, brachte dem globalen Norden unvorstellbaren Reichtum, besonders einer kleinen Minderheit der dort lebenden Menschen. Diese extreme Ungerechtigkeit ist die Grundlage, auf der unsere moderne Gesellschaft aufgebaut ist“ (S. 19).
Aber die Zahl der Menschen hat sich seit Beginn der Industrialisierung von einer auf acht Milliarden Menschen verachtfacht. Ohne die Industrialisierung hätte es für Milliarden Menschen kein Überleben gegeben. Es ist auch nicht richtig, dass die industrielle Revolution und der Kapitalismus nur einer kleinen Minderheit ein besseres Leben bescherte. 1820 lag die Zahl der extrem Armen weltweit bei 90 Prozent, heute liegt sie bei 9 Prozent.
Das Buch ist von harscher Kapitalismus-Kritik durchzogen, auf 487 Seiten finden sich nur zwei Sätze, in denen Thunberg einräumt, dass auch andere Systeme die Umwelt zerstören: „Kapitalistischem Konsumismus und Marktwirtschaft überwiegend die Verwaltung der einzigen bekannten Zivilisation im Universum zu überlassen, wird sich rückblickend höchstwahrscheinlich als furchtbare Idee erweisen. Aber wir sollten im Sinn behalten, dass in Bezug auf Nachhaltigkeit alle vorhergehenden Systeme ebenfalls versagt haben. Genau wie alle gegenwärtigen politischen Ideologien – Sozialismus, Liberalismus, Kommunismus, Konservatismus, Zentrismus und was auch immer. Sie alle haben versagt. Allerdings muss man fairerweise sagen, dass manche mehr versagt haben als andere.“ (S. 221)
Welche Systeme mehr versagt haben, verrät sie nicht – es wird stets nur der Kapitalismus angeprangert. Dabei war die Umweltzerstörung in sozialistischen Ländern ungleich schlimmer als im Kapitalismus, in der DDR etwa waren die Co2-Emissionen (bezogen auf das Bruttosozialprodukt) drei Mal höher als in Westdeutschland.
Thunberg sieht eine große kapitalistische Verschwörung gegen das Klima. Schuld seien Politiker, die „immer noch Knechte der Ölmultis und der Großfinanz“ seien (S. 228). Die Medien hätten versagt, auch wenn sie zugesteht, „dass der Journalismus die ersten winzigen Schritte dazu unternimmt, über diese Krise zu berichten“ (S. 167). Zufrieden wäre sie erst, wenn über nichts anderes als über das Klima berichtet würde: „Eigentlich sollte das jede Stunde unserer täglichen Nachrichten, jede politische Diskussion, jedes Business-Meeting und jede Minute unseres Alltagslebens beherrschen. Aber das geschieht nicht.“ (S. 331) Resigniert stellt sie fest, dass viele Journalisten leider nicht mit dem Motiv in den Journalismus gegangen seien, das „System zu stürzen“ (S. 332). Dass die Bevölkerung eines Landes ständig mit bestimmten Nachrichten bombardiert wird, kennt man aus totalitären Staaten. Manche Autoren kritisieren, dass zuweilen auch Meinungen von andersdenkenden Wissenschaftlern in den Medien eine Plattform gegeben werde (S. 408).
„Cis-Männer“ versagen, „indigene Frauen“ sollen das Klima retten
Was schlägt Thunberg gegen den Klimawandel vor? Sie bedauert, dass es „keine Gesetze oder Vorschriften (gibt), die jemanden zwingen, die notwendigen Schritte zur Rettung unserer zukünftigen Lebenbedingungen auf der Erde zu unternehmen“. Regiert werde die Welt von „weißen, privilegierten heterosexuellen Cis-Männern mittleren Alters“, und diese seien „nicht geeignet“ etwas gegen die Krise zu tun (S. 218). Stattdessen, so schlägt Mitautorin Sonja Guajajara vor, sollten „die indigenen Frauen im Zentrum des Kampfes um die Sicherung einer Zukunft für die Menschheit stehen. Denn in vielen indigenen Gemeinschaften ist es Sache der indigenen Frauen, unsere Ökosysteme zu verwalten und zu schützen wie auch unser Wissen durch Gedächtnis und Brauch zu bewahren.“ (S. 193).
Alle Maßnahmen, die mit dem Kapitalismus vereinbar wären, werden abgelehnt. Dem Thema Kernkraft ist eine Viertel Seite von 487 Seiten gewidmet (S. 250 ) – sie wird als Lösung abgelehnt. Als „Schwindel“ abgetan werden Technologien, um Co2 aus der Luft zu holen (S. 224), Solar-Geoengineering wird verworfen, weil es auf „erbitterten Widerstand indigener Völker“ stoße (S. 256). Elektrofahrzeuge seien keine Lösung, weil sie „allenfalls für die Mächtigen und die Reichen eine Möglichkeit darstellen“ (S. 301).
Öko-Planwirtschaft
Mitautor Kevin Anderson schlägt planwirtschaftliche Rationierungen vor. Der Staat solle für jeden Menschen bestimmen über „Große (und Anzahl) unserer Häuser, wie oft wir fliegen und in welcher Klasse, wie groß unsere Autos sind, wie viele wir davon haben und wie weit wir damit fahren. Und auch bei der Arbeit: wie groß unsere Büros sind, wie viele internationale Tagungen wir besuchen und wie oft wir zu Exkursionen hinausfahren“ (S. 227).
Thunberg selbst beklagt, dass es „noch immer keine Gesetze gibt, die dafür sorgen, dass das Erdöl im Boden bleibt“ (S. 310), Kate Raworth meint, der Staat solle „Privatjets, Megayachten, Autos mit Benzin- oder Dieselmotor, Kurzstreckenflüge und Vielfliegerboni verbieten“ (S. 366). Seth Klein fordert, „eine neue Generation von Staatsunternehmen (zu) schaffen“, damit das Richtige produziert werde (S. 414). Zudem beklagt er: „Wo ist die staatliche Werbung dafür, das Maß der öffentlichen ‚Klimakenntnisse’ zu steigern?“ (S. 415). Die kanadische Kapitalismuskritikerin Naomi Klein will die Reichensteuern erhöhen und die Ausgaben für Polizei und Gefängnisse reduzieren, um das Geld für den Klimaschutz einzusetzen (S. 434). Der französische Kapitalismuskritiker Thomas Piketty fordert „individuelle Kohlenstoffrechte“ einzuführen. Im Sinne der sozialen Gerechtigkeit solle erwogen werden, durch die Behörden „gleiche individuelle Kohlenstoffquoten“ festzusetzen (S. 448).
Am Ende läuft alles auf die Abschaffung der Marktwirtschaft und eine Öko-Planwirtschaft hinaus, die sämtliche Lebensbereiche und alle Aktivitäten jedes Einzelnen staatlich bestimmen soll.
Rainer Zitelmann ist Autor des Buches „Die 10 Irrtümer der Antikapitalisten“