Ist konsequente Inflationsbekämpfung zum unbezahlbaren Luxus geworden? - Seite 2
Und was sollen die „armen“ Notenbanken jetzt tun?
Wenn sie weiter auf die Trommel der unbedingten Inflationsbekämpfung hauen und noch lange massive Leitzinsanhebungen durchführen, werden die Liquiditätsprobleme nicht kleiner, im Gegenteil. Machen wir uns nichts vor: Die Notenbanken sind wieder in die Rolle der ultimativen Rettungsengel geschlüpft.
Böse Frage, aber ist heutzutage überhaupt noch ein konsequenter Kampf um Preisstabilität möglich, den in der guten alten Zeit zwischen Ende der 70er /Anfang der 80er Jahre die US-Notenbank oder die Deutsche Bundesbank geführt wurde.
Natürlich kann man die Inflation geldpolitisch auf zwei Prozent oder sogar noch niedriger drücken. Man muss nur eine konjunkturelle Depression und Schuldenkrise zulassen. Genauso hat es die Fed vor der Finanzkrise gemacht. Das dann folgende Endergebnis wird niemand mehr riskieren.
Und heute sind die Wechselwirkungen mit der Real- und Finanzwirtschaft noch größer. Zunächst erhöht sich die staatliche und private Verschuldung immer weiter. Die westliche Welt und vor allem ihre Führungsnation sind auf Kredit gebaut. Der Schulden-Wolkenkratzer bricht in sich zusammen und die Büchse der Pandora wird geöffnet, wenn seine Statik mit großem Zins-Gerät ins Wanken kommt. Überhaupt kann kein Staat die umfangreichen Ausgabenprogramme für Infrastruktur, Digitalisierung, Energiewende und Wehrfähigkeit mehr mit eigenen Bordmitteln stemmen. Und dass Deutschland hier viele Jahre geschlunzt hat, fällt uns jetzt besonders heftig auf die Füße.
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Ohnehin ist die konjunkturelle Erholung nach Corona und noch laufendem Ukraine-Krieg unsicher wie das April-Wetter. Kommen wir jemals zum letzten deutschen Wirtschafts-Wunderjahr 2019 zurück? Das schier endlose deutsche Märchen der Globalisierung und der nur eingebildeten Umzingelung von Freunden hat Risse bekommen, durch die man mittlerweile schauen kann. Günstiger Rohstoff- und Energieimport, Veredelung zu industriellen Spitzenprodukten in der Industrie und Export nach China liefen so gut, dass die deutsche Wirtschaftspolitik behäbig wurde und sich in den Jahren der Niedrigzinsen immer höhere Sozialleistungen erlaubte. Und die militärische Trittbrettfahrerei ist auch vorbei. Der große Bruder jenseits des Atlantiks will nicht mehr ohne Weiteres Schutzpatron für Europa sein.
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