Wirtschaft geschrumpft Rezession ist da! "Kein Licht am Ende des Tunnels": DAX in der Bullenfalle?
Seit Monaten wird über eine Konjunkturflaute diskutiert. Neue Zahlen von Destatis bestätigen: Im ersten Quartal ist die deutsche Wirtschaft in eine technische Rezession gerutscht.

Im ersten Quartal ist das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal geschrumpft, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag bekannt gab. Nach dem noch kräftigeren Minus im Vorquartal von 0,5 Prozent ist die deutsche Wirtschaft nun offiziell in einer technischen Rezession. Experten hatten erwartet, dass die Wirtschaft zu Beginn des Jahres stagnieren würde.
"Es gab sie doch – die Winterrezession", kommentiert DekaBank-Volkswirt Andreas Scheuerle, die Nachricht. "Unter der Last der immensen Inflation ist der deutsche Konsument in die Knie gegangen und hat die gesamte Volkswirtschaft mit sich gerissen. Eine schnelle und deutliche Wende zum Besseren ist aber nicht in Sicht. Während die inflationären Belastungen langsam abklingen, wachsen diejenigen der restriktiven Geldpolitik. Das Gift der Inflation wird mit dem Gegengift hoher Zinsen bekämpft."
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Private Haushalte sind sparsam
Destatis-Präsidentin Ruth Brand erklärte, dass die deutschen Haushalte aufgrund der Inflation weniger Geld ausgegeben hätten. Das habe sich nicht nur bei Nahrungsmitteln gezeigt, sondern auch bei Bekleidung, Schuhen und Einrichtungsgegenständen. Der Preisanstieg hat sich zwar zuletzt abgeschwächt, lag aber im April immer noch bei 7,2 Prozent.
Christoph Swonke, Konjunkturanalyst der DZ BANK, schrieb in einem Kommentar: "Der Staat greift den Bürgern beim Autokauf nicht mehr so kräftig unter die Arme. Der Wegfall der Prämien für Plug-in-Hybride und die reduzierte Förderung für Elektrofahrzeuge sorgen für eine Abkühlung der Konjunktur. Auch die Konsumausgaben des Staates gingen zurück, zum Beispiel durch das Ende der Corona-Testzentren."
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Gute Nachrichten bei Exporten und Investitionen
Allerdings konnten positive Impulse von den Exporten und den Investitionen verzeichnet werden. Die Bauinvestitionen stiegen unter anderem aufgrund des milden Winters an, ebenso wie die Investitionen der Unternehmen in Ausrüstungen wie Maschinen, Geräte und Fahrzeuge.
Experten zufolge sind die Aussichten für die größte Volkswirtschaft Europas für das Gesamtjahr gedämpft. Der Internationale Währungsfonds (IWF) geht davon aus, dass das Wirtschaftswachstum nahe der Nulllinie liegen werde. Die Bundesregierung hatte in ihrer Frühjahrsprognose ein BIP-Wachstum von 0,4 Prozent prognostiziert, während die EU-Kommission von einem Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent für Deutschland ausging. Der IWF ist damit pessimistischer als die Bundesregierung.
Auch Experte Swonke sieht "Licht am Ende des Konjunkturtunnels". Die schwach ausgefallene ifo-Umfrage und das verschlechterte ZEW-Barometer zeigten dies ebenfalls. "Die Inflation bleibt mittelfristig hoch und die Zinsen dürften künftige Investitionen – insbesondere in der Bauwirtschaft – weiter dämpfen. Im Zusammenspiel mit einer äußerst volatilen Weltwirtschaft macht das eine kurzfristige Erholung fast unmöglich."
DAX-Stimmung trübt sich ein
Passend dazu ist auch der DAX nach seinem jüngsten Höhenflug wieder auf Konsolidierungskurs. Am Donnerstagvormittag liegt der Index ein halbes Prozent im Minus bei knapp über 15.800 Punkten.
Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets erklärte, eine Rezession passe nicht so recht zu einem Leitindex, der immer noch in der Nähe seines Rekordhochs notiere. Technisch trübe sich das Bild für den DAX nun ein, so Molnar. Die Bullen seien in die Falle gegangen. Ende vergangener Woche hatte der DAX mit 16.331 Punkten noch ein Rekordhoch gefeiert.
Der DAX wird aktuell mit einem Minus von -0,23 % und einem Kurs von 15.804PKT gehandelt.
Autor: Julian Schick, wallstreet:online Zentralredaktion