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     2473  0 Kommentare Zittern vor Greenspan - Seite 2



    Die europäische Währung leidet weiter unter den politischen Wirrnissen hier. Die Botschaft des französischen und des niederländischen Volkes in den Referenden über die EU-Verfassung, sowie die Reaktion der Politik wirkte nicht gerade stärkend. Natürlich belastet auch das Polittheater in Deutschland. Die europäische und deutsche Politik nährt immer stärker den Eindruck, als ob sie zu zukunftsorientiertem Handeln nicht in der Lage ist. Die Aktienmärkte stört das einstweilen nicht, die Akteure scheinen die Kurse hier nach wie vor für so interessant zu halten, dass sie z. B. die Indices zu neuen Jahreshochs treiben.

    Für den kurzfristigen Weg der Finanzmärkte wird entscheidend sein, wie sie die heute Rede von Greenspan aufnehmen. Nimmt man die US-Aktienmärkte als Stimmungsaussage, so gehen die Akteure hier nach wie vor davon aus, dass der Konjunkturmotor aktuell zwar stottert, aber wohl schon bald wieder besser läuft. Nimmt man stattdessen die Rentenmärkte, dann liegt der genau gegenteilige Schluss nahe. Hier wird seit Wochen mindestens eine Stagnation, wenn nicht eine Rezession eingepreist.

    Die Indikatorfunktion der Rentenmärkte insbesondere in den USA wird jedoch durch einige Faktoren gegenwärtig gestört. Zum einen ist da die Tatsache, dass ausländische Notenbanken seit einigen Jahren TBonds als effektiven Hebel benutzen, um ihre Währungen gegenüber dem Dollar künstlich schwach zu halten. Zum anderen kommt aktuell dem Zinsdifferential eine große Bedeutung zu. Die Renditedifferenz zwischen Europa und Japan auf der einen Seite und den USA auf der anderen zieht Anleihegelder in die USA, erst recht, wenn die Akteure mit einer sich weiter befestigenden US-Währung rechnen. Hier wirkt natürlich das gegenwärtige politische (und wirtschaftliche) Klima in Europa besonders verstärkend, insbesondere auch die Gerüchte, die EZB könnte die Leitzinsen noch einmal senken.

    Aus den Aktienmärkten kommt seit Jahresbeginn die Botschaft, dass der europäischen Wirtschaft, zumindest jedoch den Aktienkursen deutliches Aufholpotenzial zugesprochen wird. Auch hier allerdings sprechen die Renditen eher für Konjunkturpessimismus – die Kurse der Bund-Futures notieren auf Rekordniveau.

    In den Anleihemärkten sind mit der hier zu sehenden Kaufwut die Renditen auf ein lausiges Niveau gesunken. Andererseits ist der Risikoaufschlag der US-Aktien basierend auf dem Bewertungsmodell der Fed auf über 60 Prozent angewachsen – immer vorausgesetzt, die Gewinnerwartungen sind realistisch. Die erwarteten Gewinnsteigerungen der US-Unternehmen jedoch sind gegenüber den vergangenen Quartalen deutlich rückläufig, so dass neue Aktionäre nicht einfach überproportionales Gewinnwachstum kaufen, sondern aktuell lediglich durch die Hoffnung auf ein Schließen der aktuellen Bewertungslücke getrieben werden. Solange die Wachstumsdelle der US-Wirtschaft anhält, legt man da natürlich besondere Vorsicht an den Tag.
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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
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