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     3347  0 Kommentare Von Todsünden und Zirkelprozessen

    Die wahren Gründe der Arbeitslosigkeit

    Gerade im Sommer gibt es über die Arbeitslosigkeit so viele Gründe wie am Sand am Meer. Denn im Sommer steht immer ein heißer Herbst bevor – und dieses Jahr ganz besonders. Für die CDU ist die SPD an der Arbeitslosigkeit schuld und für die SPD die CDU. Wir befinden uns damit in einem selbstreferentiellen Kreisel, aus dem es kein Entrinnen mehr gibt. Auf jeden Fall bekommen wir damit ein paar Menschen von der Straße weg, die sich staatlich alimentiert in diesem Kreisel drehen und öffentlichkeitswirksam diskutieren können.

    Auf ihren Wahlplakaten wirbt die CDU mit 5 Millionen Arbeitslosen. Das heißt: Man macht unser Land schlecht, um selbst das gewünschte Mandat zu bekommen. Wenn ich das lese und dazu die grinsende Angela Merkel sehe, wie sie sich freut, dass Schröder es nicht geschafft hat, dann muss ich immer daran denken, was wohl wäre, wenn Frau Merkel die Frau aus dem Osten wäre, die ihre neun Kinder umgebracht und in Blumentöpfen entsorgt hat. Für die Kinder wäre das egal – doch diese Wahlplakate blieben uns dann erspart.

    Im Grunde genommen geht die Union damit den gleichen Weg ihrer Hauptklientel, den Unternehmen. Auch diese machen den Standort Deutschland so schlecht es irgend geht, um anschließend ihre eigenen Pfründe daraus zu ziehen. Doch warum nun die Arbeitslosigkeit? Zu hohe Kosten oder zu geringe Nachfrage? Auch das ist ein Circulus Vitiosus, bei dem Anfang und Ende aufeinander fallen und keine klare Aussage mehr möglich ist. Die Katze beißt sich in den Schwanz – und dafür ist der Schwanz genauso die Ursache wie die Zähne.

    Den wirklichen Grund habe ich dann auch erst am Wochenende gelesen. Die Deutschen bekommen deshalb keine Jobs, weil sie bei Bewerbungen Loseblattsammlungen anbieten, ihre Zeugniskopien in Prospekthüllen packen und die Bewerbungsfotos mit der Büroklammer an ihr Bewerbungsschreiben anheften oder gar antackern. Und bei diesen „Todsünden der Bewerbung“ gibt es eben keine Jobs. Auch dies also wieder ein selbstreferentieller Kreis. Und eine bezeichnende Sprache – die durchaus auf Zukünftiges und zu Erwartendes deutet: Todsünde!


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
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