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     3094  0 Kommentare Was ist nur mit uns los?

    Ferngesteuert durch magnetische Anziehung

    Manchmal ähnelt das Verhalten von ganzen Staaten denen einzelner Personen. Da gibt es Menschen, die sich treffend mit anderen befassen, immer ein Ohr für Probleme anderer haben, mitdiskutieren, stets eine Lösung parat. Doch wenn man sie dann einmal zu Hause besucht und ihr eigenes Leben betrachtet, trifft man auf nichts als ein riesiges Chaos. Geht es den USA derzeit vielleicht ganz ähnlich?

    Doch was ist nur mit uns los? Wir sind hin und her gerissen, wollen helfen und ergehen uns gleichzeitig in Sensationslust, Schadenfreude und den üblichen Verschwörungen. Hin und Her. Wie eine Kugel, ferngesteuert durch magnetische Anziehung.

    Ich habe ein gutes Rezept anzubieten. Den Fernseher aus – und alle Informationen aus der Zeitung. So wie seit Jahrhunderten vorher auch. Ich weiß natürlich, dass Sie als erfolgreiche Börsianer immer am Ball sein müssen, ständig auf der Höhe der Zeit, immer bestens informiert, brandaktuell, realtime, Informationsvorsprung, überall live dabei. Jedes Elend, jede Freude. Wie eine Kugel, ferngesteuert durch magnetische Anziehung.

    Für mich als stoischen Buy-and-Hold-Investor ist das alles nicht erforderlich. Der größte Luxus ist die Marktferne, überhaupt die Rummelplatzferne. Und trotzdem zweistellige Renditen jährlich. Wichtige Entscheidungen treffen sich ohnehin besser bei einem Glas Wein als vor dem Bildschirm. Die Freiheit beginnt dort, wo der Zwang des Dabeiseins aufhört. Und welche Lebensqualität, nicht mehr alles vor Augen haben zu müssen. Nicht mehr wie eine Kugel, ferngesteuert durch magnetische Anziehung.

    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Was ist nur mit uns los? Ferngesteuert durch magnetische Anziehung Manchmal ähnelt das Verhalten von ganzen Staaten denen einzelner Personen. Da gibt es Menschen, die sich treffend mit anderen befassen, immer ein Ohr für Probleme anderer haben, mitdiskutieren, stets …