Interview der Woche
Dudenhöffer: "Chinas Vorsprung wird immer größer, nicht kleiner"
Beim Verbrenner kann Deutchland auf eine lange Historie und die besten Innovationen zurückblicken. Doch das Auto der Zukunft wird in China gedacht und gebaut, erklärt Ferdinand Dudenhöffer im wO-TV Interview.
Martin Kerscher: Herr Dudenhöffer, ist der Technologievorsprung der chinesischen Autoindustrie wirklich so gewaltig? Ich meine, Deutschland war ja nun wirklich jahrzehntelang Weltmeister in der Autoherstellung.
Ferdinand Dudenhöffer: Absolut. Wir beherrschen die Präzision, die Qualität, und zwar beim heutigen Fahrzeug, was sehr stark durch Verbrenner geprägt wird, was sehr stark geprägt wird durch Mechatronik. Die Zukunft vom Auto sieht aber anders aus. Die Zukunft ist das Elektroauto. Der wichtigste Teil im Elektroauto ist die Batterie und die Batterie hat ihr Know-How und ihre Heimat in China. Dort werden die Innovationen gemacht, für neue Systeme, die besser sind, die größere Reichweiten erlauben, die sicherer sind. Das heißt, das Herz des neuen Autos, das ist in China, das ist die Batterie.
Das ist die eine Seite. und die zweite Seite ist das neue Auto. Das Auto der Zukunft ist softwaregetrieben. In der Weise, dass wir Stück für Stück ins autonome Fahren gehen, dass wir Stück für Stück Assistenten haben, die mit uns sprechen.
Wir waren vor 14 Tagen in China. Eines der Erlebnisse war mit Huawei der ganz große Konzern in China, beim autonomen Fahren, aber auch bei anderen Dingen. Ich bin mitgefahren in Peking, mitten im Stadtverkehr, mit einem Fahrzeug, das Level 2 autonomes Fahren hat. Das ist nichts Besonderes, aber dieses Fahrzeug hat ausschließlich auf Sprachsteuerung reagiert, das heißt, sie reden mit dem Auto in der Zukunft. Das sind die großen Themen der Zukunft, und die sind in China, die sind bei den chinesischen Autobauern und Technologieunternehmen zu Hause.
Martin Kerscher: Aber was beim autonomen Fahren und der Sprachsteuerung von Autos können die Chinesen, was die deutschen Hersteller nicht können?
Ferdinand Dudenhöffer: Die Chinesen sind verliebt in Technologien, sie sind verliebt in Software. Bei uns sind die Ingenieure noch sehr stark im Verbrennungsmotor, sehr stark bei Fahreigenschaften, damit man auf dem Nürburgring schneller eine Runde fahren kann. Aber die Chinesen lassen das Auto autonom fahren und in China fahren autonomes Robo-Taxen.
Also Sie setzen sich in Peking, wenn sie vom Flughafen in die Stadt fahren wollen in ein Taxi, das kommt bei Ihnen an, nur dadurch, dass sie es mit Handy bestellt haben. Es ist kein Fahrer drin und dieses Taxi fährt zu der Stelle, wo sie hinwollen. Das heißt, die Software, die generative KI, die lernt in China wie kleine Kinder Stück für Stück das Leben lernen, indem sie erwachsen werden und Erfahrungen sammeln.
Software braucht Erfahrungen und Erfahrungen sammelt man in China, weil die Dinge auf der Straße sind und bei uns das kaum vorhanden ist. Die Software ist das große Thema und da hat China einen
Vorsprung, der immer größer wird statt kleiner.
Martin Kerscher: Wie sieht es um das Ansehen der chinesischen Hersteller aus?
Ferdinand Dudenhöffer: Jetzt sind wir bei dem Thema Marken. Wie tragfähig sind chinesische Marken, die dann in die Welt kommen? Unser Markenverständnis ist geprägt durch die
Vergangenheit, durch Geschichten die man in der Vergangenheit gemacht hat, durch Erfolge, die das Unternehmen gemacht hat. Also nicht „Breaking Innovations“, sondern Stück für Stück die
Vergangenheit fortsetzen und verbessern.
Aber jetzt wird das Auto völlig neu geschrieben. Als Apple auf den Markt gekommen ist mit dem ersten Smartphone, da hat Apple als Marke überhaupt keine Rolle gespielt, die Innovation dieses Produkts hat dazu geführt, dass Nokia verloren hat. Das Gleiche gilt bei Elon Musk. Elon Musk ist gekommen, ohne irgendwelche Geschichten und Historien mit seiner Breaking Innovation und hat den Markt aufgeräumt und hat in kurzer Zeit eine große Marke gebaut und genau so sieht es aus in China….
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Das Interview wurde am 13.11.2023 geführt und ist zuerst auf unserem YouTube-Kanal erschienen.