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    Praktiker / IPO  1498  0 Kommentare Schlicht zu teuer

    Erst Ende 2002 hatte sie Mutterkonzern Metro aus dem Verkehr gezogen, ganze drei Jahre später kommen sie zurück an die Börse. Genau genommen kann man also nicht von einem IPO, also einem Initial Pubic Offering (erstes öffentliches Angebot) sprechen. Insgesamt werden bis zum 17. November noch maximal 34,5 Mio. Aktien in einer Bookbuilding-Spanne zwischen 16 und 19 Euro angeboten, wovon 4,5 Mio. als Überzeichnungsreserve zur Verfügung stehen. 22 Mio. Aktien stammen von Metro und nur 8 Mio. aus einer Kapitalerhöhung. Das Emissionsvolumen wird sich demnach auf bis zu 655 Mio. Euro belaufen und die Marktkapitalisierung auf 1,1 Mrd. Euro. Praktiker selbst fließen angesichts des niedrigen KE-Anteils maximal 140 Mio. Euro zu. Begleitet wird der Börsengang von einem gewaltigen Konsortium aus JP Morgan, ABN Amro, Deutscher Bank und anderen großen namhaften Instituten.

    Anpassungsbedarf?

    Das Geschäft der Baumarktkette muss kaum erläutert werden. Nach dem (zweiten) Börsengang bleibt Metro mit mehr als 40 % weiterhin größter Aktionär. Eigentlich wollte man den Anteil sogar auf 25 % reduzieren, jedoch hätte dies noch mehr Abgabe der Altaktionäre bedeutet. Die BaFin habe bei Prüfung des Emissionsprospekts „Anpassungsbedarf“ gesehen, wodurch es zu den jetzigen Konditionen gekommen sei. Die vorbörslichen Kurstaxen liegen unter 16 Euro, dem unteren Ende der Spanne, und deuten bereits auf wenig Nachfrage hin. Möglicherweise wird der Börsengang abgesagt oder aber die Preisspanne reduziert.

    Expansionspläne

    Die, wie gesehen, nicht sehr üppig zufließenden Mittel aus dem Börsengang möchte Praktiker zur Expansion im Osten Europas nutzen. Selbst in der Ukraine soll im nächsten Jahr der erste Praktiker-Markt eröffnet werden. Auch Russland steht zur Diskussion. Osteuropa soll den Plänen zufolge auf mittlere bis lange Sicht gar bis zu 40 % der Erlöse stellen können – kein Wunder angesichts geplanter Filialschließungen hier zu Lande. Folglich kann man weniger von Wachstum als vielmehr von Verlagerung der Tätigkeit sprechen. Die Nummer 2 hinter OBI (10,2 % Marktanteil) kommt auf einen Marktanteil von 7 %, gefolgt von Bauhaus mit 4 bis 5 %. Derzeit erzielt Praktiker noch drei Viertel der Erlöse im Inland. Einziger börsennotierter deutscher Baumarktketten-Konkurrent ist übrigens Hornbach Baumarkt, der nicht nur profitabler ist, sondern auch günstiger bewertet. In Deutschland buhlen gleich 14 Baumarktketten um den Kunden.

    Bewertungsdiskrepanzen

    Vor kurzem erst scheiterte der Verkauf von Praktiker an Permira, weil die Preisvorstellungen von Metro zu hoch waren. Beim Börsengang scheint es nicht anders zu sein: Das 2005er KUV von 0,33 ist deutlich höher als bei Hornbach (0,2), das KGV dagegen läge selbst am unteren Ende der Spanne bei 13 (Hornbach: 10 bis 11). Auch die emissionsbegleitenden Banken sahen die Bewertung von Praktiker eher im Bereich von 800 bis 900 Mio. Euro, also rund 10 bis 20 % unterhalb der Bookbuilding-Spanne.

    Fazit

    Von einer Zeichnung ist definitiv abzuraten. Nicht nur, weil der Baumarktkette gerade einmal ein Viertel der Erlöse zufließt, auch die Bewertung ist übertrieben. Die faire Preisspanne sehen wir im Bereich von 12,40 bis 14,40 Euro. Es ist sehr gut möglich, dass der Börsengang scheitert oder die Spanne reduziert wird. Für Anleger gibt es hier nichts zu holen.

    Für die Inhalte ist die Redaktion des Performaxx-Anlegerbriefs verantwortlich. Der Performaxx-Anlegerbrief zählt mit einer Musterdepotperformance von über 448 % (seit 1.1.2001) zu Deutschlands erfolgreichsten Börsenbriefen.

    Verfasst von 2Performaxx
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