Positive Analystenstimmen
Nvidia entzieht sich Abwärtssog – neue Kursziele unterstützen
Nvidia kann sich am Dienstag dem schwachen Gesamtmarkttrend nach höher als erwartet ausgefallenen Inflationsdaten entziehen. Das Unternehmen profitiert dabei auch von zwei Kurszielanhebungen.
- Nvidia trotzt schwachem Gesamtmarkt
- US-Aktien verlieren nach Inflationsdaten
- Anleiherenditen belasten Aktienmarkt
- Report: Sondersituation: Vervielfachungschance bei diesen Goldaktien
US-Aktien erwischen am Dienstag einen ganz schwachen Tag: Die am Mittag veröffentlichten Daten zur Verbraucherpreisinflation zerschmettern die Hoffnungen auf allzu rasche Zinssenkungen – nachdem die CPI-Daten nämlich deutlich über den Erwartungen ausgefallen sind und sich insbesondere die Kerninflationsrate hartnäckig zeigt, hat die Fed für solche kaum Spielraum. Viel eher könnte sich die US-Notenbank erneut dazu veranlasst sehen, die Zinsen weiter anzuheben.
Steigende Anleiherenditen belasten den Aktienmarkt
Nach dem Höhenflug der vergangenen Wochen, angetrieben vor allem bei Kursgewinnen im Halbleiter- und Technologiesektor sehen sich Anleger unter dem Eindruck der neuen Daten dazu veranlasst, ihre Wetten auf weiter steigende Kurse zurückzudrehen.
Die großen US-Indizes notierten zur Stunde mit Verlusten von etwa einem Prozent, zeitweise waren die Abgaben deutlich höher, vor allem bei Technologiewerten: Der Nasdaq 100 verzeichnete in der Spitze ein Minus von knapp zwei Prozent.
Besonders hart betroffen vom Anstieg der Anleiherenditen sind heute nicht überraschend Immobilien sowie Small-Cap-Werte. Der Branchen-ETF Real Estate Select Sector SPDR verliert über zwei Prozent, der Small-Cap-Index Russell 2000 gibt in der Spitze fast vier Prozent ab, kann seine Verluste aktuell aber auf unter drei Prozent eindämmen.
Diese Aktie ist ein gallisches Dorf
Gegen den Trend stemmt sich wieder einmal, wie könnte es anders sein, das Papier von Nvidia. Zwar eröffnete auch die Halbleiter-Aktie schwach, konnte ihre anfänglichen Verluste von etwa drei Prozent aber vollständig wettmachen und notiert derzeit rund ein halbes Prozent im Plus.
Ursache für die relative Stärke dürften einerseits Anleger sein, die den Höhenflug der Aktie verpasst hatten und die in dem Dip vom Nachmittag eine willkommene Einstiegsgelegenheit sehen. Andererseits bekommt die Aktie heute Rückenwind von gleich zwei positiven Analystenstimmen, die ihre Kursziele angepasst haben.
Nvidia profitiert von zwei Kurszielanhebungen
Das japanische Finanzdienstleistungsunternehmen Mizuho hat sein Kursziel von 625 auf 825 US-Dollar erhöht und die Kaufempfehlung für das Papier bekräftigt mit der Begründung, dass Nvidia unverändert die Speerspitze im Geschäft mit Künstlicher Intelligenz sei und deshalb nicht nur weitere Markanteile dazugewinnen, sondern diese auch verteidigen werden.
Noch ein bisschen höher verortet die Schweizer Großbank UBS den KI-Highflyer, hier wurde das Kursziel auf 850 US-Dollar erhöht. Das Analystenteam gibt zu bedenken, dass das Unternehmen für das zweite Halbjahr noch nicht ausgebucht sei und Halbleiter liefern könne, was aber ein gutes Zeichen sei, da Nvidia so nicht Gefahr laufe, durch eine zu geringe Verfügbarkeit seiner Chips eingeschränkt zu werden.
Mit ihren Kurszielen liegen die beiden Analystenteams deutlich über dem Marktkonsens, der aktuell rund 700 US-Dollar beträgt und damit eine Downside von etwa vier Prozent suggeriert. Was ihre Kaufempfehlungen betrifft, befinden sich Mizuho und die UBS aber in bester Gesellschaft: Von insgesamt 53 Einschätzungen kommt Nvidia 49-mal auf Kaufen und nur viermal auf Halten.
Auch andere Halbleiteraktien stemmen sich gegen den Trend
Angetrieben durch die positiven Verlautbarungen liegt die Aktie rund ein halbes Prozent im Plus. Deutlich besser als der Gesamtmarkt schlagen sich heute auch AMD, das um den Verbleib in der Gewinnzone, kämpft sowie einmal mehr Super Micro Computer.
Vorbei ist die Euphorie allerdings erst einmal beim Lizenzgeber und Chip-Designer ARM die Aktie verliert zur Stunde rund 15 Prozent und bricht ihren Höhenflug ab. Allzu traurig dürften in dem Papier investierte Anleger aber nicht sein, denn ARM handelt gegenüber dem Jahreswechsel noch immer mit einem Aufschlag von über 70 Prozent.
Fazit: Vorsicht ist geboten
Aufgrund des anhaltend großen Interesses an der Aktie sowie zwei positiven Analystenkommentaren mit kräftigen Kurszielanhebungen kann sich Nvidia heute gegen einen schwachen Gesamtmarkttrend behaupten und notiert nach Anfangsverlusten inzwischen sogar wieder mit einem kleinen Plus.
Allzu euphorisch sollten Anleger über den Teilerfolg allerdings nicht sein: Durch die heute veröffentlichten Inflationsdaten bekommt einer der Haupttreiber der dynamischen Rallye der vergangenen Wochen, die Aussicht auf rasche Zinssenkungen, einen ordentlichen Dämpfer. Das könnte die dringend benötigte Korrektur auslösen.
Gerade Halbleitwerte handeln einerseits mit einem hohen Beta, sind von solchen also überdurchschnittlich stark betroffen, und sind andererseits hoffnungslos überkauft: Der Tages-RSI für Nvidia liegt bei 83, der für Super Micro sogar bei unfassbaren 94. Hier dürfte es bald zu schmerzhaften Verlusten kommen.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Zentralredaktion
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